Au/Haidhausen:Betongold gegen grünen Garten

Haidhauser wollen Versiegelung nur noch akzeptieren, wenn auf dem Baugelände selbst Erholungsflächen entstehen

Von Johannes Korsche, Au/Haidhausen

Immer weiter, immer weiter, nur nicht aufgeben - Oliver Kahn dürfte es gefallen, wie der Bezirksausschuss Au-Haidhausen gerade ein Thema der Münchner Stadtplanung beackert. Die Stadtviertelpolitiker lassen im Hinblick auf die Kompensationszahlungen bei Neubauprojekten, die in Zusatzverträgen zwischen Stadt und Investor geregelt sind, nicht locker. Sie erinnern in einem einstimmig verabschiedeten Antrag die Stadt daran, ihrer Forderung "auf Ablehnung von städtebaulichen Verträgen zur Kompensation, zum Beispiel zum Grünflächenausgleich, nachzukommen". Sie bekräftigen damit auf CSU-Initiative eine alte Forderung, die für die Zukunft einer möglichst grünen Stadt nicht unwichtig sein könnte.

Schon länger wollen die Haidhauser Bürgervertreter erreichen, dass Grün- und Erholungsflächen auf dem Gelände realisiert werden, das gerade zur Bebauung ansteht . Bisher ist es gängige Praxis, dass Investoren zum Ausgleich für Versiegelungen sogenannte Aufwertungen in nächster Nähe des Bauprojekts bezahlen. Grundlage dafür ist ein Stadtratsbeschluss von 2017, der einerseits 15 Quadratmeter Grün pro Einwohner festsetzt. Zudem ist die Verwaltung angewiesen, "mögliche Maßnahmen zur Aufwertung oder Ergänzung vorhandener Grün- und Freiflächen" zu prüfen - aber in der Umgebung.

Gerade in der Au hatte sich erheblicher Widerstand gegen dieses Vorgehen geregt. Mit dem Geld der Bayerischen Hausbau, die auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände ein neues Wohnquartier hochzieht, wird nun der Kronepark aufgewertet. Schnell machte sich im Viertel die Befürchtung breit, man werde den idyllischen Park in eine Freizeit-Arena verwandeln. Derzeit analysiert das Baureferat die Geschichte und den Bestand des um 1880 von Landschaftsarchitekt und Hofgärtendirektor Carl von Effner angelegten Privatparks des Münchner Brauers Franz Xaver Schmederer. Anschließend ist ein "bestandsorientierter" Umgang mit dem Park zugesichert.

Mit dem erneuten Vorstoß reagieren die Stadtteilpolitiker auf eine Äußerung von Planungssprecher Thorsten Vogel. Demnach werde es eine ähnliche Vereinbarung für das Bauprojekt entlang der Orleansstraße geben, wo derzeit noch Gebrauchtwagen stehen. Dort "sind Kompensationsmaßnahmen vorgesehen", so Vogel. Die Haidhauser glauben, dass dafür der Hypopark in Frage kommen könnte. Der werde "bereits stark von Kindern und Jugendlichen genutzt", begründen sie ihren erneuten Vorstoß. Zumal der Park ohnehin durch die Baustraße für das kirchliche Zentrum verkleinert ist und vielleicht weiter schrumpfen muss.

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