Au:"Die Bürgermeisterin" sagt Servus

Bezirksausschuss-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will leitet zum letzten Mal die Versammlung für den Stadtbezirksteil

Von Johannes Korsche, Au

Die Auer Bürgerversammlung am Donnerstagabend war nicht wie jede andere. Was aber weniger an den Bürgeranträgen lag, die sich hauptsächlich dem Verkehr im Viertel widmeten, sondern viel eher an zwei Sätzen von Adelheid Dietz-Will (SPD) am Ende ihres Jahresrückblicks: "Ich habe 40 Jahre meine Arbeit getan. Ich höre auf", sagte die (Noch-)Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA). Für Dietz-Will war es die letzte Bürgerversammlung als "Bürgermeisterin von Au-Haidhausen", wie Versammlungsleiterin und Stadträtin Evelyne Menges (CSU) sie würdigte. Auch die etwa 80 Bürger in der Turnhalle des Pestalozzi-Gymnasiums bedachten Dietz-Will mit warmem Applaus - über den Abend verteilt gleich fünf Mal.

Als die Bürger zu Wort kamen, setzte das erste Anliegen zugleich den Ton des Abends. Um die Sicherheit, vor allem für Schüler, am Gebsattelberg zu erhöhen, hatte sich Carsten Marr Verbesserungen überlegt. Auf Marrs Initiative hin fordern die Auer nun Tempo 30 am Gebsattelberg sowie einen Radweg bergab. Außerdem solle die Schadstoffbelastung entlang dieses "Hotspots" für Schüler sinken. Wegen der Hanglage ziehe die Luft - und damit die Abgase - dort schlechter ab, argumentierte Marr. Deshalb soll nun die Buslinie 62, die unter der Brücke am Berg hochfährt, "priorisiert elektrifiziert" werden, wünschten sich die Auer einstimmig.

Überhaupt soll der Gebsattelberg künftig ansprechender sein. So sollen die "herabwürdigenden" Reklametafeln, die an den Wänden der Gebsattelbrücke angebracht sind, entfernt werden. Zudem sei zu prüfen, wie man die Brücke vor Graffiti schützen kann, die derzeit an die Wand gemalt sind. "Wir wollen stolz sein auf unser Brückendenkmal", heißt es in dem einstimmig angenommenen Antrag.

Etwas kontroverser ging es bei der Rolle des Autos im Viertel zu. Einerseits soll Tempo 30 "flächendeckend in der Au" eingeführt werden, insbesondere entlang der Humboldtstraße. Das sei dringend nötig, da diese Verbindung zwischen Giesing und Isarvorstadt "immer heftiger frequentiert wird". Noch dazu oft zu schnell, so dass Tempo "70 nicht übertrieben" sei, wie eine Bürgerin berichtete. Zudem soll ein Zebrastreifen auf Höhe der Sommerstraße erleichtern, die Humboldtstraße zu queren, die künftig mit bis zu sechs Bäumen verschönert sein soll.

Allerdings gab es auch Stimmen, die dem Auto wieder mehr Platz einräumen wollten. So findet eine Mehrheit, dass der Mariahilfplatz zumindest teilweise als Parkplatz für Anwohner dienen sollte. Derzeit ist der Platz rund um die Mariahilfkirche eigentlich nur zu den Dulten und den Wochenmärkten lebhaft genutzt. Das will noch ein weiterer Antrag ändern. Zum Weltspieltag oder zum Weltkindertag 2021 wollen die Auer ein Kinderfest auf dem Mariahilfplatz erlauben, explizit als einmalige "Ausnahme" zu einem jahrzehntealten Beschluss, der weitere Veranstaltungen auf dem Platz ausschließt.

Fast schon traditionell stand auch die Münchner S-Bahn auf der Tagesordnung. Wenngleich nicht wegen der zweiten Stammstrecke: Schriftsteller Maximilian Dorner forderte die "desolate Situation der Fahrstühle am Rosenheimer Platz und Ostbahnhof" mit einer Generalsanierung zu beheben. Alleine im vergangenen Jahr seien diese Aufzüge 20 Mal kaputt gewesen, habe er gezählt. Außerdem sei die Zeit, die bis zur Reparatur eines kaputten Fahrstuhls vergeht, zu verkürzen.

Als die Abstimmungen vorbei waren, schritt Dietz-Will ein letztes Mal zum Rednerpult und kündigte an: Sie sei weiter dahinter, dass der Klenzesteg gebaut werde. Für die Fußgängerbrücke über die Isar auf Höhe der Klenzestraße gibt es bereits einen Siegerentwurf. Auf dass "wir uns da treffen können", sagte sie während hinter ihr eine Simulation der Brücke zu sehen war. Und so klatschten die Auer zum letzten, zum fünften Mal für ihre "Bürgermeisterin".

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