Au:Alles obsolet

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Die Wohnanlage Kegelhof nahe dem ehemaligen Paulanergelände. (Foto: Robert Haas)

Der Kegelhof wurde unter Denkmalschutz gestellt. Weil der Jugendtreff deshalb nicht erweitert werden kann, fehlen jetzt dringend benötigte Freizeiträume für Anwohner des ehemaligen Paulaner-Geländes

Von Johannes Korsche, Au

Wer die Denkmalliste der Stadt beim Aktenzeichen "D-1-62-000-9828" aufschlägt, findet dort neuerdings den Vermerk "Kegelhof 8, Freizeitheim". Das Gebäude des Jugendtreffs Au zwischen Auer Mühlbach und Kegelhofbach ist seit kurzem ein Baudenkmal. Das kommt bürokratisch und unscheinbar daher, wirkt sich aber sehr direkt auf die Au und ihre Schulkinder aus - ebenso wie auf die neuen Bewohner des ehemaligen Paulaner-Areals. Denn damit kann der bestehende Jugendtreff nicht um einen Hort erweitert werden, wie ursprünglich geplant. Außerdem sollte der Jugendtreff selbst mehr Fläche bekommen, um den Jugendlichen, die auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände wohnen werden, genügend Raum zu bieten. Auch das scheint nun nicht mehr möglich. Denkmalschutz. Zu "Alternativen können noch keine Aussagen getroffen werden", teilt das Kommunalreferat, Eigentümerin des Hauses, mit. Die Lokalpolitiker hätten schon eine Alternative im Kopf. Allerdings bremst sie die Stadtverwaltung aus.

Der Jugendtreff, ein "erdgeschossiger Bau mit versetzten Pultdächern über gebogenem Grundriss und fächerförmiger Raumanordnung", wie es in der Denkmalliste steht, beschäftigt den Bezirksausschuss (BA) bereits seit Jahren. Schon vor der Kommunalwahl 2008 sei eine Generalsanierung angedacht gewesen, erinnert sich CSU-Fraktionschefin Barbara Schaumberger. Nur saniert ist die Freizeitstätte bisher nicht. Das hinge damit zusammen, dass in den vergangenen Jahren mit der Sanierung auch eine Erweiterung und der Neubau eines Hortes einher gehen sollte. Das habe den Zeitplan verzögert, vermuten die BA-Mitglieder schon lange.

Das alles sei nun allerdings "obsolet", wie die Lokalpolitiker in ihrer Stellungnahme schreiben. Auch das für die Ganztagsbetreuung zuständige Bildungsreferat bestätigt, dass nun ein Hort "am Standort nicht realisierbar" ist. Deswegen will Heinz-Peter Meyer (SPD), Vorsitzender des Unterausschuss Planung, sich nun nach den alten Sanierungsplänen erkundigen. In der Hoffnung, dass diese mit dem Denkmalschutz vereinbar sind, und damit die "seit Jahren notwendige Sanierung des Jugendtreffs umgehend" angegangen wird. Im November werde der Stadtrat zum weiteren Vorgehen beim Jugendtreff am Kegelhof informiert, teilt das Kommunalreferat mit.

Nicht nur die Sanierung des Jugendtreffs soll nun nicht mehr länger auf sich warten lassen. Die BA-Mitglieder hoffen durch die Entscheidung des Denkmalamtes noch einem anderen Ziel näher zu kommen: In einem einstimmig verabschiedeten SPD-Antrag forderten sie, "eine stationäre Einrichtung für Jugendarbeit im Gebiet des Wohnungsprogramms auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Paulaner". Es sei bis spätestens 2025 "ein signifikanter Zuwachs von 500 Jugendlichen" im Stadtbezirk zu erwarten, argumentieren die Lokalpolitiker.

Diese neu in die Au gezogenen Jugendlichen sollten auch im Jugendtreff am Kegelhof eine Anlaufstelle finden, seine Vergrößerung galt daher lange als notwendig. Oder wie es das Kommunalreferat noch Ende 2018 ausdrückte: Eine mögliche Erweiterung des Treffs "ist vor allem in Hinblick auf den zusätzlich entstehenden Bedarf durch den Wohnungsbau auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände unerlässlich". Nun fällt diese unerlässliche Erweiterung weg.

Und eine Jugendfreizeitstätte auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände, die den Bedarf decken könnte, wird es wohl auch nicht geben. Denn wollte man die Bayerische Hausbau dazu verpflichten, wie es die Lokalpolitiker fordern, müsste der Bebauungsplan geändert werden. "Es besteht keine andere Möglichkeit, eine Jugendfreizeitstätte im Planungsgebiet vorzuschreiben", sagt Thorsten Vogel vom Planungsreferat. Aber: Einer solchen Änderung "steht die bereits weit fortgeschrittene Realisierung des Baugebiets und das Fehlen geeigneter Flächen entgegen". Es könne daher "planerisch nicht mehr reagiert werden".

Allerdings verweist Vogel auf das Sozialreferats, das - nur wenige Wochen, nachdem das Kommunalreferat die Vergrößerung des Jugendtreffs noch als "unerlässlich" einstufte - feststellt, dass die bestehenden Jugendeinrichtungen in der Nähe zusammen mit einem mobilen Freizeitangebot ausreichen würden, um ein "qualitatives Angebot" bereitzustellen. Alles in allem liege der Bebauung des Paulaner-Areals ein "ausgewogenes, in allen Belangen abgewogenes Planungskonzept zu Grunde", so das Planungsreferat. Zudem schließe der Bebauungsplan nicht aus, dass sich eine Jugendeinrichtung ins Erdgeschoss eines der Häuser einmietet. "Es müsste sich jedoch um reine Indoor-Angebote handeln, da ansonsten Lärmkonflikte mit der benachbarten Wohnbebauung zu erwarten sind."

© SZ vom 15.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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