Attacke durch Vögel:Angriff aus der Luft

Krähe

Gefahr aus der Luft: Rabenkrähen versetzen Münchner in Angst und Schrecken.

(Foto: Ralf Hirschberger/dpa)
  • Gefahr aus der Luft: Ein Rabenkrähen-Paar hat in der Münchner Altstadt schon mehrfach Passanten angegriffen.
  • Ein Polizist konnte einer Frau vom Promenadeplatz gerade noch in den Bayerischen Hof helfen - inzwischen wurde der Stadtjäger eingeschaltet.
  • Es kommt immer wieder vor, dass Rabenkrähen in dieser Jahreszeit scheinbar grundlos Menschen attackieren. Gerade in einer Großstadt stehen die derzeit brütenden Vögel manchmal unter enormem Stress.
  • Wer als Passant von einer Rabenkrähe attackiert wird, "sollte nicht stehenbleiben, sondern sich möglichst zügig entfernen", rät eine Ornithologin.

Von Thomas Anlauf

Zwei Rabenkrähen haben in der Münchner Altstadt in den vergangenen Tagen Passanten in Angst und Schrecken versetzt. Die Schwabingerin Catrin A. wurde am Samstagvormittag von zwei großen schwarzen Vögeln attackiert, als sie am Promenadeplatz gerade zum Geldautomaten gehen wollte. "Plötzlich kreiste ein Krähenschwarm über mir. Zwei Krähen streiften meinen Kopf", sagt Catrin A..

Hilferufend rannte sie durch die kleine Parkanlage, wo ihr ein Hundeführer der Polizei zur Hilfe kam und sie in die Hotelhalle des Bayerischen Hofs begleitete. "Wenn die Polizei nicht gewesen wäre, hätten die Vögel mir wohl die Augen ausgehackt", sagt die noch immer geschockte Frau, "ich habe noch nie solche Angst gehabt."

Der Stadtjäger wurde eingeschaltet

Catrin A. ist nicht das erste Opfer des in den Bäumen des Promenadeplatzes brütenden Rabenkrähen-Paares. Bereits am Tag zuvor flogen die Vögel eine Attacke gegen einen Passanten. Beide Vorfälle meldete der Bayerische Hof dem zuständigen Kreisverwaltungsreferat (KVR). "Wir haben daraufhin den Stadtjäger informiert", sagt KVR-Sprecherin Daniela Schlegel.

Der machte sich im Morgengrauen des Sonntags ein Bild von der Situation. "Das Pärchen war da, aber die Krähen sind locker herumgeflogen", erzählt Falkner Wolfgang A. Schreyer. Obwohl er dort eineinhalb Stunden lang "aufreizend spazieren gegangen" sei, um die beiden Vögel zu provozieren, "gab es keinen einzigen Übergriff". Das müsse aber nichts bedeuten. "Vielleicht schaukelt sich die Aggression der Vögel im Lauf des Tages hoch", mutmaßt der Stadtjäger.

Mittlerweile steht der Bayerische Hof in direktem Kontakt mit Schreyer. Bei einem weiteren Vorfall könnte dieser schnell mit seinem Bussard zum Promenadeplatz fahren und versuchen, die aggressiven Rabenkrähen mithilfe des Greifvogels zu verscheuchen. "Man muss die Sache ernst nehmen und nicht beschwichtigen", sagt Schreyer. Die Vögel vergrämen werde er allerdings nur, "wenn es wirklich notwendig ist".

Brütende Vögel im Großstadt-Stress

Es kommt immer wieder vor, dass Rabenkrähen in dieser Jahreszeit scheinbar grundlos Menschen attackieren. Gerade in einer Großstadt stehen die derzeit brütenden Vögel manchmal unter enormem Stress, etwa wenn sie ihr Nest an einem belebten Platz gebaut haben. "Es spielt sicher mit rein, wie viele Leute an dem Ort vorübergehen", sagt Sophia Engel vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in München. Wenn die Jungvögel schon geschlüpft sind und das Nest als sogenannte Ästlinge bereits verlassen haben, aber noch nicht fliegen können, werden Rabeneltern besonders schnell nervös. Oft hocken die Jungvögel hilflos am Boden oder in Büschen und sind so für Feinde relativ leichte Beute.

Wer als Passant von einer Rabenkrähe attackiert wird, "sollte nicht stehenbleiben, sondern sich möglichst zügig entfernen", sagt Ornithologin Engel. Zwar fliegen die Vögel oft nur Scheinattacken, aber wenn die Angriffsreaktion erst einmal freigesetzt sei, könne es durchaus passieren, dass einen die Vögel bis in 100 Meter Entfernung des Nests verfolgen. Angriffe fliegen die Tiere vor allem gegen den Kopf, man sollte sich dann mit den Händen schützen oder mit einem Regenschirm, wenn man den zur Hand hat. "Das kann böse enden, wenn der Schnabel ins Auge geht", warnt auch Falkner Schreyer.

Im vergangenen Jahr wurde in einer Sendlinger Wohnanlage ein Mann von brütenden Rabenkrähen attackiert und am Kopf verletzt. Das Kreisverwaltungsreferat reagierte daraufhin und befand, dass "Gefahr für Leib und Leben" bestehe. In dem Innenhof, wo die Rabeneltern ihre Jungvögel mit Attacken auf Anwohner verteidigten, befindet sich auch ein Kinderspielplatz.

Die Berufsfeuerwehr und eine Falknerin zerstörten das Nest der Vögel, die Jungvögel wurden zunächst in die Vogelklinik nach Oberschleißheim gebracht und anschließend ausgewildert. Eigentlich sind die Vögel während der Brutzeit streng geschützt, doch wenn sie Menschen attackieren, kann die Stadt trotzdem handeln und die Rabenkrähen vergrämen oder notfalls sogar töten lassen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: