Attacke auf Passanten:Der vermeintliche Isarmörder

Andreas M. hat am Nymphenburger Kanal einen Passanten mit einer Fahrradschloss-Kette attackiert. Wegen Parallelen zum Isarmord kam der Tontechniker zunächst in Haft und dann in die Psychiatrie. Nun muss er sich in München vor Gericht verantworten.

Von Christian Rost

Die 30 Beamten der "Soko Cornelius" suchten fieberhaft nach dem Unbekannten, der den 31-jährigen Domenico L. am 28. Mai an der Isar erstochen hat. Über Wochen ergab sich trotz vieler Hinweise keine Spur zu dem Täter - bis heute ist er nicht gefasst. Während die Fahndung auf Hochtouren lief, griff am Nymphenburger Kanal erneut ein Mann einen Passanten an.

Andreas M. schlug am 11. August mit einer Fahrradschloss-Kette unvermittelt auf Mustafa A. ein. Wegen der Parallelen der beiden Fälle kam M. zunächst in Haft und dann in die Psychiatrie. Dort befindet sich der 34-Jährige noch immer. Mit der Messerattacke an der Corneliusbrücke auf den italienischen Ingenieur hatte er nichts zu tun, wie ein DNA-Abgleich ergab. M. sieht sich nun als Opfer von Justiz und Polizei, die nicht zugeben wollten, einen Fehler begangen zu haben.

Seinen Angriff mit dem Fahrradschloss auf den 35-jährigen Mustafa A. räumte er am Mittwoch vor der siebten Strafkammer am Landgericht München I ein. Da gab es auch nichts zu deuteln, weil M. noch am Tatort im Gerangel mit Mustafa A. festgenommen worden war. Ineinander verkeilt lagen beide neben dem Nymphenburger Kanal im Gras.

Andreas M. behauptet aber, der Fußgänger A. habe ihn angepöbelt: "Was schaust du so blöd?" Zum Fahrradschloss habe er nur gegriffen, weil er sich von A. bedroht gefühlt habe, so der Angeklagte. Für Mustafa A. indes kam der Angriff aus heiterem Himmel. Zuerst sei M. an ihm vorbeigeradelt, habe dann abrupt gebremst und ihn und seine Freundin wortlos angestiert. Der Mann habe sie noch verfolgt mit dem Rad und kein Wort gesagt, als sie nach dem Grund für sein Verhalten gefragt hätten. Als sie sich auf eine Bank setzen wollten, so A. "ging er mit seinem Fahrradschloss auf mich los". Viermal schlug M. zu. Das Opfer erlitt Platz- und Risswunden am Kopf.

Dem Gericht liegt ein Antrag der Staatsanwaltschaft vor, die M. dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht sehen will. Der Tontechniker leidet laut psychiatrischen Gutachten an paranoider Schizophrenie, er selbst bestreitet das mit Hilfe seines Anwalts Peter Krauß. Allerdings hatte M. schon einmal jemanden angegriffen: den Schmuckunternehmer und Hauptsponsor der Nürnberger Ice Tigers, Thomas Sabo. M. kellnerte auf einer Party Sabos und fühlte sich von dem Unternehmer gedemütigt, weil der sich nicht mit ihm über Eishockey unterhalten wollte. Daraufhin warf M. Sabo ein Tablett an den Kopf.

Der Angeklagte wurde deswegen vor drei Jahren verurteilt. Nach seinem Angriff am Nymphenburger Kanal droht ihm nun ein unbefristeter Zwangsaufenthalt in der Psychiatrie. Drei Gutachter kamen zu dem Schluss, dass er bei der Tat schuldunfähig war. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass ohne eine medikamentöse Behandlung des Mannes auch künftig die "erhöhte Wahrscheinlichkeit für fremdaggressive Angriffe" besteht.

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