Süddeutsche Zeitung

Atomic-Chef Heine über Radfahren:Die andere Seite des Nachtlebens

Christian Heine führt ein Doppelleben: Er ist Chef des "Atomic Cafés" und Radrennfahrer. Mit uns sprach der Club-Besitzer über seine Leidenschaft.

Franz Kotteder

Wenn man so will, führt er ein Doppelleben: Als Chef des Musikclubs Atomic Café, das vor 14 Jahren am Beginn eines neu aufblühenden Münchner Nachtlebens stand, und als Radrennfahrer. Denn Christian Heine, 45, ist in seiner Freizeit seit zwölf Jahren ein leidenschaftlicher Radfahrer, ist im Münchner Radsportverein "RC Concordia 86" aktiv und fährt jedes Jahr zwei Wochen lang ins Trainingslager. Soeben ist er wieder aus dem süditalienischen Cilento zurückgekehrt. Ein Gespräch über die andere Seite eines Münchner Clubbetreibers.

Sie waren nicht das erste Mal im Trainingslager?

Nein, ich war jetzt schon zum achten Mal in Cilento. Das ist eine sehr schöne Gegend da unten und ein ideales Trainingsgebiet. Vergangenes Jahr waren wir in Girona in Spanien. Dort trainieren übrigens auch viele amerikanische Profiteams, das wollten wir einmal sehen.

Seit wann betreiben Sie Radsport?

Ich mache das erst seit zwölf Jahren. Als Jugendlicher habe ich zwar alle möglichen Sportarten ausprobiert, aber das hat mich alles nicht so begeistert. Das Radfahren habe ich dann als mein Ding entdeckt. Angefangen hat es damit, dass ich mir mal ein gebrauchtes Stahlrahmenrennrad gekauft habe. Mit einem alten Freund habe ich dann 70-Kilometer-Touren ins Oberland gemacht, wir sind auch mal zwei Wochen nach Mallorca, was ein klassisches Trainingsgebiet für Rennradler ist, gefahren.

Mallorca, das klingt schon eher nach Party und Nachtleben.

Da haben wir vom Nachtleben nicht viel gesehen! Wenn man so einen Radurlaub macht, fällt man abends um zehn ins Bett. Mit Feiern ist da nicht mehr viel.

Wie lässt sich der Sport vereinbaren mit einer Tätigkeit im Nachtleben?

Ach, das ist gar nicht so wild. Ich mache ja vom Büro aus die ganze Organisation, buche die Bands und mache die Promotion. Abends im Club sind ja dann meistens andere Leute, die "Chefs vom Dienst", gewissermaßen. Ich bin zwar oft da, besonders bei Konzerten, aber ich sehe mich nicht so als Nachtmensch. Ich schaue, dass ich meistens morgens um zehn im Büro bin. Und der Radclub trainiert dreimal die Woche um 18 Uhr, das ist auch eine günstige Zeit für mich.

Klingt aber alles nicht so arg szenig.

Ich bin jetzt 45 Jahre alt, da muss auch nicht mehr alles so ultra-hip sein. Ich trenne da auch ganz klar zwischen Beruf und Privatleben. Ich habe auch noch andere Interessen. 25 oder 30 Jahre nur feiern, das ginge an die Substanz.

Sie fahren auch Wettkämpfe?

Ja, aber da bin ich mal mehr, mal weniger ehrgeizig. Meine stärksten Jahre waren 2008 und 2009, da habe ich so gut wie keinen Marathon ausgelassen. Vor drei Jahren bin ich 10000 Kilometer im Jahr gefahren, 2009 etwas weniger. Im vergangenen Jahr ging nicht so viel, da war das Wetter auch ungünstig. Aber die letzten 14 Tage habe ich 1150 Kilometer zurückgelegt und etwa 20.000 Höhenmeter.

Nicht schlecht! Wann haben Sie das Rauchen aufgegeben?

Hm, ich rauche immer noch... Leider! Die Raucherei behindert mich aber nicht sehr beim Sport. Wenn ich irgendwo nicht hochkomme, dann liegt es an der fehlenden Power, nicht an Atemnot.

Wie viele Räder besitzen Sie?

Ach, ich bin schon für jede Aufgabenstellung ausgerüstet. Ein Mountain-Bike, ein Cross-Rad, ein Rennrad für die Stadt bis hin zum Hightech-Carbon-Rad, mit dem ich Rennen fahre... Also es sind schon so um die zehn Stück.

Dahin fließen also die Einnahmen aus dem Atomic Café...

Na ja, ich bin auch so ein Ebay-Schnäppchenjäger. Das meiste baue ich mir selbst zusammen, insofern kommt das nicht so teuer.

Was war denn Ihre schönste und was Ihre anstrengendste Tour?

Die schönste war wohl die Alpenüberquerung vor drei Jahren, von Genf nach Nizza, da haben wir die ganzen Tour-de-France-Alpenpässe abgeklappert. Am anstrengendsten war der Ötztaler Radmarathon mit 250 Kilometern und 5500 Höhenmetern über vier Alpenpässe auf 2500 Metern Höhe. Habe ich immerhin zweimal gemacht und zweimal auch beendet. Heuer wird das aber eher nichts.

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SZ vom 28.04.2011/wib
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