Asmik Grigorian in München:Lieder, die glühen

Lesezeit: 1 Min.

Sinn für Dramatik: Die Sopranistin Asmik Grigorian und die Münchner Philharmoniker. (Foto: Sebastian Widmann)

Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian beeindruckt mit den Münchner Philharmonikern in der Isarphilharmonie.

Von Rita Argauer

Vor fünf Jahren tauchte Asmik Grigorian mehr oder weniger aus dem Nichts bei den Salzburger Festspielen auf und blies alle um. So viel Wucht, so viel Intensität, so viel Sinn für die Dramatik ihrer Partien hat die litauische Sopranistin. Nun ist sie bei den Münchner Philharmonikern für Anja Harteros eingesprungen und zeigt: Auch Symphonik kann voller Theater sein. In dem Fall als eine symphonisch-lyrische Abhandlung über das Ende.

Asmik Grigorian kommt mit dem Orchester auf die Bühne der Isarphilharmonie und wartet Wagners Tristan-Vorspiel ab. Dieses wirkt - auch wenn die Philharmoniker unter Thomas Guggeis ein bisschen verwackelt und mit seltsam scharfen Pausen am Anfang spielen - wie ein atmosphärisches Bett für Grigorian.

Als es fertig ist, springt sie auf und steigt ohne Pause tief glühend in den "Frühling" von Richards Strauss' "Vier letzten Liedern" ein. Grigorian hat den Wert von Anfängen verinnerlicht und jagt mit jedem neuen Beginn dunkle Schauer Richtung Auditorium. Doch Grigorian hat auch in den Höhen etwas Düsteres, bisweilen Fahles - das mag nicht dem klassisch erwarteten Volumen entsprechen, gibt dieser Musik aber eine wuchtige erzählerische Ebene.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Ihr Sopran kennt keinen Selbstzweck, keine Dekoration, sondern dient dem textlichen Inhalt. Dass sie Glamour durchaus kann, hört man spätestens, wenn sie von der unbewachten Seele in "Beim Schlafengehen" singt. Aber hier ist der Glanz dann natürlich auch textlich verortet. Schließlich zieht sie die Todesahnung von Strauss' wirklich letztem Lied zur Todesausformulierung in Isoldes Liebestod - ein jäher Rausch, stimmlich als dramatisch klirrende Hingabe, die dennoch selbstbewusst, ja selbstbestimmt bleibt.

Danach gibt es mit Bartóks "Concerto for Orchestra" eine Art Nachbeben. Die philharmonischen Solisten überzeugen durch stilistische Varianz und Virtuosität. Dennoch überwiegt unter Guggeis die Organisation der vielen Stimmen und weniger eine Interpretation dieser. Am Ende aber bleibt sowieso Asmik Grigorians beeindruckend eigensinnige und glühende Endzeitvorstellung im Kopf.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusTheater
:"Ich habe schon einen Hang zur Trotteligkeit"

Der Residenztheater-Schauspieler Lukas Rüppel spielt gerne Figuren, die auf der Suche sind, in jedem Fall keine harten Helden. Da macht er auch bei Goethes "Götz von Berlichingen" keine Ausnahme. Ein Glück.

Von Yvonne Poppek

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: