Es ist erst ein paar Jahre her, da machte dieser Abschnitt der Theresienstraße in der Maxvorstadt einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Die teilweise leer stehenden Wohngebäude mit den Nummern 71 a und 75 mit ihren verdreckten Fenstern und bröckelnden Fassaden gehörten damals noch zum Werksgelände des Kinofilm-Ausrüsters Arri, der im Hinterhof sein Kamerawerk betrieb. Investiert wurde in diese vergammelten Häuser an der Straße nicht mehr, da Arri 2012 die Kameraproduktion an dieser Stelle beendete. Damit gab es Platz für etwas Neues.
Auf dem 6500 Quadratmeter umfassenden Grundstück entstanden 117 Eigentumswohnungen der gehobenen Preisklasse und eine Kindertagesstätte. Im Sommer ziehen die ersten Bewohner ein. Typisch München, möglichst viel Baumasse und ein möglichst hoher Gewinn für den Investor - eine solche Reaktion liegt nahe. Nachverdichten, also das Bauen in vorhandenen Strukturen, ist schon lange ein Rezept der Stadtentwicklung angesichts des steigenden Bedarfs an Wohnraum. Und weil es dann eben oft um mehr Masse als um gestalterische Klasse und Rücksichtnahme auf die jeweilige Umgebung geht, regt sich zunehmend der Widerstand bei den Bürgern gegen solche Projekte.
Dass beim innerstädtischen und hochverdichteten Bauen auch anderes möglich ist, will das Projekt "Therese" verdeutlichen. Stadtbaurätin Elisabeth Merk und Cornelius Mager, der die Baugenehmigungsbehörde leitet, besichtigten am Donnerstag die fast vollendete Baustelle. Acht unterschiedlich zueinander angeordnete Gebäudeteile mit jeweils vier bis fünf Geschossen bilden das Projekt. Entworfen wurde es von dem Münchner Architekturbüro Palais Mai mit Ina-Maria Schmidbauer, Patrick von Ridder und Peter Scheller. Sie gingen als Sieger aus einem Wettbewerb hervor. Die Freiflächen gestaltete das Büro Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten aus Freising.
Über die zwei Vorderhäuser erreicht man das Quartier. Gepflasterte Wege, Höfe sowie Grün- und Freiflächen bestimmen das Umfeld der Wohnungen. Deren Größen reichen vom Ein-Zimmer-Apartment mit 30 Quadratmetern bis zur opulenten Dachterrassenwohnung mit über 300 Quadratmetern. Überall gibt es Balkone und Loggien. Fast fühlt man sich an die moderne Variante einer italienischen Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und Plätzen erinnert. Trotz der relativen Enge sollen sich die Bewohner nicht gegenseitig stören. Die Lage der Zugänge sowie wechselnde Orientierungen der Wohnungen sichern die Privatheit, sagt Architekt Peter Scheller.
Stadtbaurätin Merk sprach von einem Raumwunder. Dass man die Wohnungen so geschickt in die Abfolgen der Häuser integriere, zeuge von hohem architektonischem Können. Die neue Nutzung des Arri-Geländes habe sogar Modellcharakter. Sie zeige nämlich, wie in einem gewachsenen Quartier mit zeitgenössischer Architektur neue Impulse gesetzt werden können. Wer teure Wohnungen baue, müsse das auch mit maximal guter Qualität tun.
Hinter "Therese" steht die Instone Real Estate, einer der führenden deutschen Projektentwickler. Der bietet die Wohnungen nicht gerade als Schnäppchen an: Die günstigsten Preise starten bei 8000 Euro pro Quadratmeter - in welche Höhen sie noch klettern, wurde nicht verraten. Man widme sich aber nicht nur dem Hochpreissegment, betont Harald Meerße, der für Bayern und Baden-Württemberg zuständig ist. Auch mehrere 1000 Sozialwohnungen seien im Bau. Die Nachfrage nach "Therese"-Wohnungen sei enorm gewesen.
Ein breiter Durchgang führt durch das Haus in den rückwärtigen Bereich des Quartiers. Große Leuchten an der Wand, die an Scheinwerfer einer Filmproduktion erinnern, geben den dezenten Hinweis auf die Historie des Geländes. Gegenüber befinden sich an der Ecke zur Schwindstraße die Räume der Mitbauzentrale München. Hier kann man sich informieren, wenn man ein gemeinschaftsorientiertes Wohnprojekt gründen will. Ebenfalls in der Nachbarschaft ist eine bunte Vielfalt von Kneipen und Geschäften. Dazu gehören auch ein Sexshop und ein Laden für Tätowierungen. Und jetzt will sich auch "Therese" hier wohlfühlen.