ARD-Musikwettbewerb:Und dann die Kür

Bei den Preisträgerkonzerten fällt der Druck von den Musikern ab. Manche nutzen die freigewordene Energie im Prinzregententheater grandios.

Von Klaus Kalchschmid, München

Wie schön, wenn man ein Werk oder eine Arie im Verlauf des ARD-Musikwettbewerbs und dann noch einmal beim Preisträgerkonzert erleben kann. Etwa im Prinzregententheater ganz zu Ende das "Largo al factotum" des selbstverliebten, rampensäuischen Barbiers von Gioachino Rossini: Jeong Meen Ahn, der einen dritten Preis und den für die beste Interpretation der Auftragskomposition von Isabel Mundry errang, sang diese beliebte, weltberühmte Arie, die jeder Bariton beherrschen muss, wieder brillant. Aber nun gab er in der Kür dem Affen zu Recht noch mehr Zucker - herrlich!

Umgekehrt der großartige, mit einem zweiten Preis gewürdigte 27-jährige Geiger Dmitry Smirnov: Im Finale spielte der überragend und als einziger Frank Martins Violinkonzert. Jetzt durfte er nicht mehr, wie im Semifinale mit dem Münchener Kammerorchester auch dessen Dirigent und dabei ein wenig crazy sein. Vielmehr musste er mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Matthias Foremny zurechtkommen. Da war jede Menge Nervosität im Spiel und das Ergebnis keineswegs so überzeugend. Auch Ivo Dudler, ausgezeichnet mit einem dritten Preis, begann das zweite Hornkonzert in Es-Dur von Richard Strauss mit leichtem Stolpern, fing sich aber schnell und beglückte mit großer technischer wie stilistischer Sicherheit sowie warmem, weichem Ton.

Die Sopranistin Julia Grüter aus dem Ensemble des Staatstheaters Nürnberg errang zusammen mit Valerie Eickhoff und Ahn einen dritten Preis und wagte beim "Piangerò al sorte" der tieftraurigen Cleopatra aus Georg Friedrich Händels noch mehr Ausdruck und Verzweiflung als im Finale. Jedoch war sie bei Georges Bizets Michaëla ("Carmen") mit der Arie "Je dis que rien ne m'epovante", die sie auf hohem Niveau sang, trotzdem nicht ganz bei sich.

Francis Poulencs Konzert für zwei Klaviere und Orchester spielte das zweitplatzierte "La Fiammata" mit Linda (Jingzi) Ruan und Charissa Vandikas aus Kanada herrlich frech und perlend. Da hatten Orchester und Solistinnen offensichtlich wieder viel Spaß miteinander. Der übertrug sich unmittelbar auf das Publikum.

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