ARD-Musikwettbewerb:Würzig

Beim zweiten Preisträgerkonzert des ARD-Musikwettbewerbs gibt es erstaunliche kulinarische Einblicke in die Kunst der Ausgezeichneten.

Von Andreas Pernpeintner, München

Das zweite Preisträgerkonzert des ARD-Wettbewerbs im Prinzregententheater ist sehr unterhaltsam. Insbesondere liegt das an der Geigerin Alexandra Tirsu und dem Hornisten Yun Zeng. Tirsu hat einen 3. Preis samt Publikumspreis erhalten, Zeng einen 2. Preis und einen Preis für die beste Interpretation der Auftragskomposition. Beide stehen Konzertmoderatorin Antonia Goldhammer für Interviews zur Verfügung. Wodurch für sie Musizieren und Kochen im Einklang stünden, wird Tirsu nach einer Liebeserklärung an ihre Lehrerin, die Geigerin Janine Jansen, gefragt. Die feine Würze sei die Gemeinsamkeit. Milchreis zum Beispiel sei gut. Aber mit einer Prise Kardamom sei er etwas Besonderes. Gewissermaßen umreißt sie damit charmant ihre Interpretation von Haydns zartem C-Dur-Violinkonzert, das Tirsu filigran und wunderbar ungekünstelt spielt. Besonders genieße sie das Adagio, es sei wie ein Eintauchen in eine andere Welt. So geschieht es auch. Doch ist Tirsus andere Welt kein selbstvergessener Traum, sondern definiert und innig konzentriert dargeboten, vom Münchener Kammerorchester unter der Leitung von Daniel Giglberger ideal begleitet.

Zeng liebt an diesem Abend einfach alles. Das Prinzregententheater, München und das Essen. Keinen Milchreis. "Schweinshaxn mit Knödel und einer Maß Bier." Und wie die Maß zur Prise Kardamom, steht sein Mozart-Hornkonzert KV 495 zu Tirsus Haydn. Das bedeutet nicht, Zeng würde derb drauflospusten. Er bläst mit exquisiter Tongebung, spielt dynamisch lebendig, mit klar singender Linie. Dabei aber versprüht er eine musikantische Lust, die seine Darbietung kraftvoll erdet, auch bei seiner innovativen Kadenz.

Freude bereiten einem auch die beiden Klavierduos Nika Melnikova und Olesia Morozova (die Bachs Konzert für zwei Klaviere BWV 1062 sehr akkurat spielen und mit einem 2. Preis belohnt wurden) sowie Aya und Risa Sakamoto (3. Preis samt Publikumspreis und bei Saint-Saëns Beethoven-Variationen op. 35 mit beredtem Ausdruck). Die Mezzosopranistin Valerie Eickhoff (3. Preis) singt mit "Erbarme dich" aus der Matthäus-Passion und "Una voce poco fa" aus Rossinis "Barbier" ein knappes wie facettenreiches Programm, bei dem sie ihr hervorragendes Gespür für richtig dosierten Affekt präsentiert.

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