ARD-Musikwettbewerb:Ausgeglichen

Im Semi-Finale im Fach Klavierduo zeigt sich klar, welche Musiker in der Lage sind, eine künstlerische Vorstellung der Stücke zu entwickeln.

Von Paul Schäufele, München

Daran gibt's nichts zu rütteln: sechs Teilnehmerpaare im Semifinale der Kategorie Klavierduo; davon haben zwei exzellent gespielt, zwei haben ihr Potenzial zeigen können, und zwei haben nicht überzeugt. Die einheitlich delikate Klangkultur des litauischen Duos Petkunaite passte nicht recht zum Programm; und auch das österreichisch-tschechische Duo, Johannes Gugg und Tereza Kalabova, konnte das Niveau seines perlenden Bach-Vortrags nicht halten und verlor die Artikulations-Phantasie.

Im Finale werden also Aya und Risa Sakamoto zu hören sein. Max Regers "Cinq pièces pittoresques" befreiten sie von spätromantischen Klischees, spielten schlank und präzise, was bei Bachs c-Moll-Konzert (BWV 1062) in die Nähe des Maschinellen geriet. Ein Gegenbild dazu entwarf das Geister Duo (David Salmon und Manuel Vieillard), das einen sensiblen, nocturnehaften Bach vorstellte. Beim romantischen Repertoire (Reger-Piecen und Brahms' Haydn-Variationen) wurde das zu ihrer Stärke. Beeindruckend, welche klangfarblichen Schattierungen sie allein im Mezzopiano finden. Auf das Duo aus Russland, Nika Melnikova und Olesia Morozova, passt ein englisches Adjektiv: well-rounded. Bei Regers "Sechs Walzern" blicken sie hinter die glitzernde Oberfläche und entdecken dunkle Tiefenstrukturen, für Rachmaninows Opus 5 ist ihr großer Ton wie geschaffen. Und sogar im furchterregenden Pflichtstück, dem Auftragswerk "The Maze (The Minotaur is there)" von Vassos Nicolaou entdecken sie pulsierende Bewegungen, wo es bei den meisten anderen nur laut ist.

So lag der Fall, bis das kanadische Duo "La Fiammata" (Jingzi Ruan und Charissa Vandikas) die Bühne betrat, die Letzten im Semifinale. Als einzige präsentierten sie Bachs Konzert BWV 1061, ein silbrig sprudelnder C-Dur-Brunnen. Nicolaous Minotaurus wurde zur verführerischen Traumgestalt, Regers fünf Stücke erklangen mit schwindelerregender Musikalität, und mit Rachmaninows zweiter Suite erspielten sich die beiden Musikerinnen Bravi von allen Seiten.

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