Architektur:Radikale Ideen für das Haus der Kunst

Die Süddeutsche Zeitung hat Münchner Architekturstudenten um Entwürfe für die Neugestaltung des Nazi-Baus gebeten. Hier sind die Ergebnisse.

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Quelle: SZ

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Der historische Bau als Grundstein für Neues: Ein radikal zeitgemäß gestaltetes Kulturzentrum, ruhend auf dem Haus der Kunst, stellen die Münchner Studentinnen Charlotte Pfundstein und Alexandra Bauch vor. Was als Idee auf Anhieb einleuchtet - der gläserne Aufbau könnte das Gebäude zum Ort größerer Veranstaltungen und der Forschung werden lassen. Sogar den neuen Münchner Konzertsaal könnte man sich auf dem Dach vorstellen. Oder, zumal in Zeiten der Wohnungsnot, neuen Wohnraum. Ein solcher Hybrid-Baukörper würde sich auch in seinen Proportionen viel besser in Münchens Stadtbild fügen und schon von Weitem davon künden, dass das Haus der Kunst im Heute angekommen ist.

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Quelle: Kholodkova, Amon, Dessouki

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Der Entwurf "freiRaum" will die hochfunktionale Modernität des erfolgreichen Museums endlich sichtbar machen. Sofia Kholodkova, Christina Amon und Farida Dessouki entreißen dem Nazi-Prachtbau sein Herzstück: die "Ehrenhalle". Vormals diente sie mit ihrem räumlichen Pomp den massenwirksamen Vernissagen der NS-Propagandaschauen.

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Quelle: Kholodkova, Amon, Dessouki

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Die Studentinnen planen an ihrer Stelle einen nachts beleuchteten Raum aus lichtdurchlässigen Wänden, der durch seine Zurückgesetztheit zugleich die Monumentalität aufbricht und eine optische Verbindung zwischen Park und Stadt schafft: einen auch unabhängig vom Museumsbesuch betretbaren "freien" Raum.

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Quelle: Hänsel, Fleischer, Schüler

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Als "Distanzierung von der Vergangenheit" beschreiben Viola Hänsel, Pia Fleischer und Helene Schüler ihre Collage. Das Haus der Kunst, gehüllt in eine Wattewolke.

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Quelle: Hänsel, Fleischer, Schüler

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Die Studentinnen reduzieren das Museum auf die konstruktive Reinform ...

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Quelle: Hänsel, Fleischer, Schüler

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... sie verbinden die Innenstadt und den Englischen Garten quer durch den Bau ...

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Quelle: Hänsel, Fleischer, Schüler

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... oder überformen dessen Monumentalität durch An- und Umbauten. Der Entwurf zeigt so die ganze Bandbreite architektonischer und künstlerischer Eingriffe.

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Quelle: Landa, Vallejo

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Irene Landa und Ignacio Vallejo haben einen Traum. Sie träumen davon, dass ein elitäres Symbol kriegerischer Selbstermächtigung mit friedlichen Mitteln von den Stadtbürgern vereinnahmt und somit umcodiert wird. Aus einem Haus der Macht soll - auf dem Dach - eine ganze Stadt der Wünsche und Sehnsüchte, der Hoffnungen und Utopien werden. Den Raum über dem Haus der Kunst stellen sich die spanischen Studenten in spielerischer Weise so vor: als Biergarten, Kletterparcours, Skatepark oder Schwimmbad.

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Quelle: Ma, Song, Wang

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Jing Ma, Xiajun Song und Xu Wang schlagen eine direkte, aber dezent in Erscheinung tretende Verbindung zwischen Englischem Garten und Straße vor. Anstelle der zentralen "Ehrenhalle" entstünde so eine Art Hof, der auch für Plastiken, vor allem aber als "Tor der Kunst" und zugleich als Auftakt zum Park nutzbar wäre.

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Quelle: Ma, Song, Wang

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Hinter dem Haus der Kunst könnte eine große Treppenanlage den Außenraum markant in Szene setzen. Damit verbunden wären eine temporäre Bühne und diverse gastronomische Angebote.

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Quelle: Akkoc, Apfelbeck, Dettinger

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Weil das nach 1945 gewachsene Grün, insbesondere die zur Prinzregentenstraße hin vermittelnden Bäume, zur zeichenhaften Historie des Gebäudes gehört, soll es nach Ansicht von Tugkan Akkoc, Susanne Apfelbeck und Kaspar Dettinger an der Vorderfront bewahrt bleiben. (Chipperfield würde die Natur im Namen der Steine entsorgen.) Zum Englischen Garten hin soll sich das Museum aber öffnen: Einen Open-Air-Bereich würde man über eine organisch modulierte, das starre Rechteckschema unterlaufende Treppenlandschaft erreichen.

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Quelle: Weber

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Bei diesem Entwurf von Lina Weber soll vor allem die "Ehrenhalle" in der Mitte des Baukörpers bis auf das konstruktive Tragwerk zurückgebaut werden. Weber: "So nimmt man dem Propagandaraum all seine Lügen."

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Quelle: Shakra

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Verblüffend einfach und zugleich wirkungsvoll ist die Idee, aus dem vorgelagerten Säulengang an der Prinzregentenstraße eine Art Schaufenster der Kunst zu machen. Muhamad Abu Shakra nimmt dem Haus der Kunst auf diese Weise den Bombast und stellt zugleich nach außen hin klar, worum es hier geht: nicht um die Feier eines Nazi-Bauwerks, sondern um das Sichtbarmachen genau jener modernen Kunst, die in der NS-Zeit verfolgt wurde.

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Quelle: Zheng

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Auch in diesem Entwurf von Yu Tang und Qing Zheng wird die "Ehrenhalle" vollständig aufgeglast. Die Lichtführung im Haus der Kunst soll insgesamt optimiert werden.

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Quelle: Brellenthin, Ewert, Kleber

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"Spiegel der Gegenwart" nennt sich die Arbeit von Nina Kleber, Sophia Brellethin und Lotta Ewert. Die monumental und bedrohlich wirkenden Säulen der Hauptfassade an der Prinzregentenstraße sollen mit Spiegelglas verkleidet und zu rechteckigen Pfeilern umgewandelt werden. Der Zugang zum Haus der Kunst soll dadurch einerseits verfremdet, andererseits aber auch freundlicher werden.

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Quelle: Moest, Betz

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Laura Betz und Frederik Moest sehen ihren Entwurf ausdrücklich nicht als Gegenentwurf zu den Chipperfield-Plänen. Allerdings schlagen sie westlich vom Haus der Kunst einen Ergänzungsbau vor: eine Black Box, die einerseits als Ankunftort und Foyer dienen soll - und andererseits so aus dem Haus der Kunst selbst einen Ausstellungsgegenstand macht. So wird das Museum auch zum Ort des Nachdenkens über die deutsche (Bau-)Geschichte.

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Quelle: Huff, Wagner

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Mit einem simplen Kniff entmonumentalisiert dieser Entwurf (Huff, Wagner) das Haus der Kunst. Vorgeschlagen wird ein zusätzliches Zwischengeschoss. Das Gebäude wird so seiner Maßstabslosigkeit beraubt und auf das menschliche Maß gestutzt.

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Quelle: Mazzanti

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Als kunstvolle Intervention begreift Flavia Mazzanti ihren Entwurf. Die ehrfurchtgebietenden Säulen vor dem Hauptzugang könnten in diesem Sinn beispielsweise verfremdet und dadurch zugänglicher werden.

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Quelle: Rogali, Stephany, Speen

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"Neu bedacht": Der Titel dieses denkwürdigen Entwurfs (von Raphael Rogalli, Maximilian Speen und Daniel Stephany) ist Programm. Die angehenden Architekten schlagen eine radikale Aufstockung vor - nutzbar für preiswerten Wohnraum in bevorzugter Lage mit Blick auf den Englischen Garten. Durch die symbiotische Beziehung unterschiedlicher, sich scheinbar ausschließender Nutzungen erhielte der problematische Ort eine völlig neue Identität.

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Quelle: Heinz, Kronthaler

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Wolfi Heinz und Michael Kronthaler schlagen einen neuen, transparent aufgeglasten Zugangsbaukörper vor, der bis vor den Säulengang zur Prinzregentenstraße reicht und sich aus der zentralen "Ehrenhalle" entwickelt. So würde man auch Park- und Stadtseite, Süd und Nord einladend verbinden.

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Quelle: GStöttl, Sivjakow

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Einfach, aber wirkungsvoll und symbolisch: Grün schlägt Grau. Die zentrale "Ehrenhalle" wird zum Außenraum gemacht und mit Bäumen bepflanzt (Entwurf: Teresa Gstöttl und Antonia Sivjakov).

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Quelle: Hercher

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Jonas Hercher durchdringt den abgeschlossenen Baukörper mit Hilfe neuer Sichtachsen.

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Quelle: Lembcke, Muhr, Allers

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"Inside out": Lena Allers, Antonia Lembcke und Florian Muhr schaffen eine neue Verbindung zwischen Park und Straße. Aus der "Ehrenhalle" wird eine lichtdurchflutete Passage und ein neuer öffentlicher Raum.

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Quelle: Gareis, Kopp

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"Was wäre, wenn man nicht mehr als kleine Ameise vor dem protzigen Kunsttempel stünde? Wenn man stattdessen von oben auf ihn hinabblicken könnte?" Franziska Gareis und Anja Kopp betreiben die "Anpassung der Perspektive" durch die Absenkung des Bauwerks, das einem nun nicht mehr wie ein Monument seiner selbst, sondern wie ein archäologischer Fund begegnet.

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Quelle: Krex, Njie

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Annemarie Njie und Stella-Marie Krex sehen ein neues Nutzungskonzept vor. Das Haus der Kunst soll beispielsweise mit Ateliers für junge Künstler angereichert und so auch in seinem Ausdruck verändert werden. Nach außen hin kenntlich wäre der Eingriff durch bewusst zeitgenössisch gestaltete Anbauten. Zum Park hin würden neue, kubisch geformte Bauten der Kunst dienen. Der Außenraum wird schließlich selbst zum Museum.

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Quelle: Boven

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Dieser Entwurf (Wes Boven) verlegt kurzerhand die jetzt vor dem Haus der Kunst liegende Abfahrt zum Altstadttunnel weit nach Osten. Vor dem Museum wird also öffentlicher Raum mit Aufenthaltsqualität geschaffen. Das Bauwerk wird von Grün umschlossen und dadurch seiner steinernen Monumentalität entkleidet.

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Quelle: Greinig, Stockburger

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"Ins richtige Licht gerückt": Die Arbeit von Hanne Stockburger und Sarah Greinig schlägt einen neuen Zugang über den Graben des Altstadttunnels hinweg vor. Ein filigranes Brückenbauwerk bietet einen neuen Blick auf das Haus der Kunst - und eine interessante Perspektive von oben.

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Quelle: Moser, Reinke

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"Städtische Aufenthaltsqualität" wollen Niclas Reinke und Timothy Moser schaffen. Deshalb wird der Tunneleingang vor dem Haus der Kunst verlegt. Das gesamte Gebäude wird nun vom Englischen Garten umhüllt. Zur Stadt hin entsteht ein landschaftsarchitektonisch ambitioniert gestalteter Außenraum.

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Quelle: Hanen, Xu

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Wanling Xu und Simon Hanen planen einen geneigten Platz vor dem Haus der Kunst, um das Gebäude sprichwörtlich vom Sockel zu stoßen. Eine exakte Kopie der "Ehrenhalle" wird zum Englischen Garten hin angeordenet. Überzogen mit einer Haut aus Glas könnte sie Motive der einst von den Nationalsozialisten beschimpften "entarteten Kunst" präsentieren.

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Quelle: Oelsner

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Unfassbar simpel und zugleich von poetischer Raffinesse: Karola Oelsner verwandelt das Haus der Kunst durch Vorhänge zwischen den Säulen in ein venezianisches Kaffeehaus. Ihren Entwurf erläutert sie so: "Die Mauer zur Prinzregentenstraße zerbricht und macht dem Dialog Platz."

© TU München/infu
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