Architektur:Ein Forum fürs Bauen

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Es brauche einen Ort, an dem öffentlich über Stadtplanung diskutiert wird - diese Idee stößt bei Stadträten auf Wohlwollen

Von Sebastian Krass

München braucht eine Art öffentliches Forum für Architektur, um mehr Akzeptanz für zeitgenössisches Bauen zu schaffen. Diese Anregung aus der Architektenschaft ist die wesentliche Neuigkeit aus der Sondersitzung über das Selbstverständnis der Stadtgestaltungskommission am Dienstagabend. Der Termin resultierte aus einer Debatte, die CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl mit einer Generalkritik an zeitgenössischer Architektur in München ausgelöst hatte. Die Architekten reagierten darauf mit mehreren Stellungnahmen, in denen sie unter anderem die Idee des Forums aufbrachten. Es solle ein auch prominent gelegener Ort sein, an dem öffentlich über Architektur und Stadtplanung diskutiert wird, an dem Wettbewerbe und Modelle für die Öffentlichkeit zugänglich sind, sagten die Initiatoren. Ein Vorbild könne der Pavillon de l'Arsenal in Paris sein.

Unter den Stadträten stieß die Idee auf Wohlwollen. "Das wäre tatsächlich wünschenswert, es muss dann aber auch ein Ort für Kontroversen sein", sagt Manuel Pretzl. Er selbst habe das Zentrum in Paris und eine ähnliche Einrichtung in Schanghai gesehen, jeweils mit großen Stadtmodellen, an denen man gut diskutieren könne. "Zu klären ist dann auch noch, wer Träger sein könnte, ob das die Stadt ist oder etwa die Architektenkammer", ergänzte Pretzl. Grüne und FDP fänden einen solchen Ort ebenfalls charmant. Auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk sagt: "Ich unterstütze das außerordentlich. Unser Referat wird überlegen, ob es dazu demnächst einen weitergehenden Vorschlag vorlegen kann." Als einen möglichen Ort nennt Merk den Bunker an der Blumenstraße, für den sie sich eine regelmäßige öffentliche Nutzung wünschen würde. Bereits jetzt ist dort eine Architekturgalerie untergebracht, die nur für Veranstaltungen geöffnet ist. Ein solches Forum für Architektur, so die einhellige Hoffnung, könnte Konflikten über modernes Bauen vorbeugen.

Pretzl hatte im Februar nach einer Debatte in der Stadtgestaltungskommission über ein geplantes Hochhaus an der Ridlerstraße mit einer auffälligen verdrehten Architektur kritisiert, es gebe in München eine Cliquenwirtschaft von Architekten, deren Arbeiten "belanglos und uniform" seien und am "Lebensgefühl der Menschen" vorbeigingen. Zudem verhinderten sie innovative Projekte anderer Architekten. Die Stadtgestaltungskommission ist ein 27-köpfiges Gremium, besetzt mit Architekten, Stadträten, Denkmalschützern und weiteren Experten. Nach Pretzls Rundumschlag gab es weitere Wortmeldungen und Anträge im Stadtrat zur Frage, ob München eine bessere Baukultur brauche.

Darunter waren auch Reformvorschläge für die Kommission und deren Arbeitsweise, darunter eine drastische Verkleinerung und eine Abschaffung des Stimmrechts der Stadträte, da die Kommission ja den Auftrag habe, den Stadtrat zu beraten. Diese Punkte wurden auch in der Sondersitzung diskutiert, allerdings ohne einhelliges Ergebnis oder Beschlüsse. Das Planungsreferat erhielt den Auftrag, die Ergebnisse der Debatte zusammenzufassen. Anfang nächsten Jahres soll dann eine Beschlussvorlage für den Stadtrat vorliegen, in dem mögliche Neuerungen ebenso benannt sind wie noch offene Punkte.

Ein Problem, das sich auch in der Debatte spiegelte, ist der Arbeitsauftrag der Kommission. Dort geht es nämlich explizit nur um Einzelprojekte, die nicht zuvor schon Gegenstand eines Wettbewerbs waren. Die Kritik an einer angeblich gesichtslosen Architektur zielt aber oft auf große neue Siedlungsgebiete, etwa entlang der Bahngleise vom Hauptbahnhof aus oder in der Messestadt Riem. Wie solche Gebiete aussehen, entscheidet sich aber in städtebaulichen und architektonischen Wettbewerben. Auch hierzu gibt es Reformideen, etwa dass es mehr Abwechslung in der Besetzung von Jurys gibt und dass mehr jüngere Architekten mitreden.

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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