Süddeutsche Zeitung

Architektur:Der Architekt, der beim Konzertsaal-Wettbewerb nicht fehlen will

  • Stephan Braunfels hatte geklagt, weil er für den Wettbewerb um den neuen Konzertsaal nicht zugelassen wurde. Das Gericht gab ihm recht.
  • Staatskanzleichef Marcel Huber kündigte an, sich dem Richterspruch zu beugen und noch einmal zu prüfen, ob er teilnehmen darf.
  • Dadurch könnte sich die Entscheidung um mehrere Monate verzögern.

Von Christian Krügel

Die Entscheidung über die Architektur des neuen Konzerthauses im Werksviertel dürfte sich um mehrere Monate verzögern. Denn die Staatsregierung akzeptiert die juristische Schlappe, die das Staatliche Bauamt im Rechtsstreit um den Architekturwettbewerb hatte einstecken müssen. Architekt Stephan Braunfels hatte geklagt, weil er dafür nicht zugelassen worden war. Die Vergabekammer der Regierung von Oberbayern gab ihm im Wesentlichen Recht und ordnete an, dass seine Bewerbung für das Projekt neu bewertet werden muss.

Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) kündigte am Dienstag nach der Kabinettssitzung an, dass der Freistaat zwar den laufenden Wettbewerb nicht stoppen, sich aber doch dem Richterspruch beugen und noch einmal prüfen wird, ob Braunfels teilnehmen darf. Der Architekt reagierte erfreut: "Es ist das, was ich wollte. Ich erwarte jetzt, dass ich so schnell wie möglich korrekt bewertet werde", sagte er. Dem Bauamt bleibe gar nichts anderes übrig, als ihn am Wettbewerb teilnehmen zu lassen. Für den Fall, dass er erneut abgelehnt werde, kündigte er im Gespräch mit der SZ bereits weitere juristische Schritte an.

Braunfels ist sich seiner Sache so sicher, weil auch die Vergabekammer scharfe Kritik an der Bauverwaltung geübt hatte. So habe man bei der Beurteilung Braunfels' bedeutendstes Gebäude, die Pinakothek der Moderne, gar nicht berücksichtigt. Pikant dabei: Braunfels streitet mit dem Freistaat seit Jahren um ausstehende Honorarzahlungen ausgerechnet für den Münchner Museumsbau. Für die Staatsregierung ist die Sache nicht nur deshalb ärgerlich. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte für das Konzerthaus-Projekt einen extrem ehrgeizigen Zeitplan vorgegeben. Der setzte eine Entscheidung über die Architektur des Hauses Mitte Mai voraus.

Doch das dürfte nun nicht mehr zu schaffen sein. Sollte Braunfels zugelassen werden, "müsste ihm die gleiche Bearbeitungszeit wie den anderen Teilnehmern gewährt werden", so das zuständige Innenministerium. "Das Preisgericht könnte in diesem Fall nicht wie geplant im Mai tagen." Aber auch mögliche Klagen anderer abgelehnter Büros hält man in der Staatsregierung für denkbar, hieß es in der Kabinettssitzung. Seehofer habe aber davon abgesehen, den Innenminister Joachim Herrmann für die Panne zu rügen. Enttäuscht, aber einigermaßen gelassen reagierte das BR-Symphonieorchester, das Hauptnutznießer des Hauses sein wird. "Wir werden den erweiterten Zeitrahmen dafür nützen, die Erfahrungen unserer jüngsten Tournee einzubringen", sagte Manager Niko Pont. Sein Orchester hatte zuletzt in neuen Sälen in Paris und in Polen gastiert.

Im zweiten Münchner Konzertsaal-Projekt, der Sanierung des Gasteigs, drückt Valery Gergiev, Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, aufs Tempo: "Wir werden einen Weg finden, drei Spielzeiten durchzustehen." Wenn das Orchester aber fünf oder sechs Jahre lang auf andere Orte ausweichen müsse, werde es schwierig, sagte der Dirigent am Dienstag.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3378718
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.02.2017/jey
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.