Architektur:Aufgemöbelt

Planer haben das umstrittene Konzept für den Bau der Stadtsparkasse am Elisabethmarkt überarbeitet. Jetzt wirkt er weniger wie ein Riegel - die Reaktionen reichen von gut bis "nicht mehr ganz so scheußlich"

Von Ellen Draxel, Schwabing

"Als Fassade auf der Seite des Elisabethmarktes haben wir jetzt quasi fünf kleine, konkav geschwungene Häuser, gestaltet mit Loggien und Fenstern im Wechsel." Architekt Piero Bruno dreht das Modell in Richtung Zuhörer. Die Stadtsparkasse hat ihre Planung zur Neubebauung des ehemaligen Stadtwerke-Areals am Elisabethplatz optimiert, jetzt wurden die Neuerungen der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein geriffelter Strukturputz, erklärt der Architekt, solle die Fronten zusätzlich "lebendig" wirken lassen. Neu sei auch das Erdgeschoss-Segment: Die fünf "Häuser" auf der Marktseite thronten nun auf einer von Stützen getragenen Arkade. Etwa 30 Schwabinger haben sich im Hörsaal 2300 auf dem Campus der Technischen Universität (TU) eingefunden. Die Veranstalter hatten mit viel mehr Interesse gerechnet und daher einen großen Saal ausgesucht - außerhalb des Stadtviertels, weil es in Schwabing-West keinen solchen gibt.

Stadtsparkasse Elisabethplatz

Das neue Konzept für den Neubau am Elisabethmarkt ist in Schwabing positiver aufgenommen worden als die erste Version.

(Foto: Bruno Fioretti Marquez/Stadtsparkasse)

Als "Monstrum, das den Markt erdrückt", als "scheußlicher Klotz" und viel zu dominantes Bauwerk neben Gebäuden wie dem Giselagymnasium war der Siegerentwurf der Berliner Büros Bruno Fioretti Marquez Architekten mit den Landschaftsarchitekten Cappati Staubach Urbane Landschaften noch vor einigen Wochen kritisiert worden. Bürger hatten protestiert, Lokalpolitiker und das Preisgericht den "sehr strengen Duktus" der Fassaden kritisiert und statt des durchgehenden Riegels eine Rhythmisierung des Baukörpers gefordert. Diesem Wunsch wollen die Planer nun mit Änderungen Rechnung tragen - auch, indem sie das Staffelgeschoss im sechsten Stock des Gebäudes an seinen Schmalseiten stärker zurücksetzen und damit die Längenwirkung des Baus reduzieren. "Wir denken", sagt Bruno, "dass der Elisabethplatz durch das neue Gebäude deutlich spannender wird". Anders als heute ermögliche der Neubau dank einer mehr als acht Meter breiten Gasse zwischen Markt und Gebäude eine freie Sicht auf das Giselagymnasium von der Nordendstraße.

Stadtsparkasse Elisabethplatz

Das alte Konzept für den Bau der Stadtsparkasse sah eine gerade verlaufende, massiver wirkende Fassade vor.

(Foto: Stadtsparkasse (Simulation))

90 Mietwohnungen, davon 30 Prozent im geförderten Wohnungsbau, ein Wohnheim mit 80 Apartments für Studenten und Auszubildende der Stadtsparkasse, etwa 3000 Quadratmeter kleinteilige Bürofläche und 1600 Quadratmeter für Einzelhandel und eine Kindertagesstätte mit je drei Kindergarten- und Krippen-Gruppen sollen auf dem 5750-Quadratmeter-Areal zwischen Nordend-, Arcisstraße und dem Elisabethmarkt in zwei nahezu parallelen, L-förmigen Baukörpern entstehen. Kinderhaus und Wohnheim sind im Hofgebäude situiert, Mietwohnungen, Büros und Läden im Fünf-Häuser-Block. Es gibt Grünflächen im Inneren und begrünte Dachterrassen. Der Zugang zur Kindertagesstätte und zum Innenhof erfolgt über die Nordendstraße, die Geschäfte öffnen sich zum Markt. Ein Bürger äußerte Bedenken, die Läden könnten eine Konkurrenz zum Markt darstellen. "Wir werden natürlich keine konkurrierende, sondern eine ergänzende Nutzung realisieren, das ist mit den Markthallen so abgesprochen", verspricht Michael Rubenbauer, Leiter des Immobilien- und Facility-Managements bei der Stadtsparkasse. Dazu gebe es auch eine schriftlich fixierte, nachbarschaftliche Vereinbarung.

Die überarbeitete Planung, meint eine Schwabingerin am Ende, sei jetzt "nicht mehr ganz so scheußlich wie vorher". Es gibt aber auch viele Stimmen, die die neue Version gut finden. Mit dem Baubeginn des Stadtsparkassen-Projekts wird nicht vor 2020 gerechnet. Zwei Jahre später, Ende 2022, könnten dann die ersten Bewohner einziehen. Der benachbarte Elisabethmarkt soll ein Jahr früher fertig sein.

Bis zum 21. November können Bürger Anregungen einbringen, die Unterlagen liegen im Planungsreferat, Blumenstraße 28b, bei der Bezirksinspektion Nord, Hanauer Straße 56, und in der Stadtbibliothek Schwabing, Hohenzollernstraße 16, aus.

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