Umbau:Archäologische Staatssammlung: Was war, was ist und was kommt

Die Archäologische Staatssammlung in München muss saniert werden. Eine Sonderschau blickt nun noch einmal zurück.

Von Evelyn Vogel

"Das Haus wird völlig entkleidet und bis auf das Grundraster zurückgebaut", erklärt Rupert Gebhard, Direktor der Archäologischen Staatssammlung in München, über die geplante Sanierung, für die man vermutlich im Spätsommer dieses Jahres das Haus schließen wird. Die Baumaßnahme soll etwa vier Jahre dauern und wird, so viel steht jetzt schon fest, deutlich mehr als die bislang veranschlagten 20 Millionen Euro verschlingen.

Der Rost soll beibehalten werden

"Die Kostenschätzung ist schon sehr alt", sagt Gebhard. Wie teuer genau es werden wird, entscheidet sich voraussichtlich im März, wenn alle Berechnungen vorliegen. Wenn alles klappt wie geplant, dann wird man 2020 wiedereröffnen. Das Museum wird dann über ein sehr viel größeres Foyer verfügen sowie über ein Café mit Dachgarten.

Außerdem wird das Haus um 700 Quadratmeter Fläche unterirdisch erweitert, davon sind 520 Quadratmeter neue Sonderausstellungsfläche, die einen Grundriss von vier Kuben haben. Auf der Grünfläche darüber werden übrigens die kleinen Besucher der angrenzenden Kindertagesstätte spielen, während man sich unten alte Artefakte anschauen kann.

Das Grundraster, von dem Gebhard spricht, ist das Stahlbetongerüst des Gebäudes, dessen Struktur durch die sechs würfelförmigen Bauteile entlang der Lerchenfeldstraße bestimmt werden. Das Architekturbüro Helmut von Werz hat das Haus geplant, 1974 wurde er eröffnet. Sein markantes Erscheinungsbild hat das Museum von den korrodierenden Stahlplatten, mit denen die Kuben ummantelt sind. Rost als Konzept also.

Und dieses Konzept wird das Architekturbüro Nieto Sobejano, das in München unter anderem den Vogelweideplatz und das Hotel Königshof plant, beibehalten. "Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, aber die Architekten behandeln es so", betont Gebhard.

Brauner Teppichboden und eine grünliche Schimmelpilzschicht

Zunächst einmal müssen die alten Stahlplatten weg. Damals dachte man, ein zwei Millimeter dicker Corten-Stahl würde so ungefähr für die Ewigkeit reichen. Aber weit gefehlt. In nur 40 Jahren haben Wind und Wetter dem Material weitaus stärker zugesetzt als gewünscht und erwartet. "Besonders die Südseite ist stark betroffen", weiß Gebhard, "aber damals hatte man einfach zur wenig Erfahrung mit dem Material. Heute wissen wir, dass wir etwa doppelte Stärke brauchen."

Allerdings ist auch bekannt, dass damals schlechterer Stahl geliefert wurde, als vereinbart war. Doch offensichtlich hat man keine Möglichkeit mehr, die Lieferfirma in die Pflicht zu nehmen. Die existiere nicht mehr, und zudem liege das alles auch schon zu lange zurück.

Neben den Metallplatten müssen auch die aufgesetzten morschen Holzelemente und die Glasteile der Fassade weg. Dies alles hatte in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass einige Räume wegen untragbarer klimatischer Bedingungen nicht mehr zu nutzen waren. In manchen Räumen, in die Feuchtigkeit eindrang und Sonnenlicht drauf fiel, hatte sich auf dem brauen Teppichboden eine grünliche Schimmelpilzschicht gebildet.

Aber natürlich wird auch im Innern so ziemlich alles herausgerissen - von dem brauen Teppichboden über den Steinboden im Foyer bis hin zu dem groben Rauputz an den Wänden. Die ausgestellten Mosaikböden in den Lichthöfen lassen sich übrigens in Abschnitten leicht herausnehmen und ins Depot bringen.

Während des Umbaus könnte auf das Nationalmuseum ausgewichen werden

Aber nicht alles soll im Depot verschwinden. Auch während des Umbaus will man in München sichtbar bleiben, betont der Direktor. Auf jeden Fall will man für die Museumspädagogik Räume finden, und mit dem benachbarten Nationalmuseum habe es auch schon Gespräche gegeben, ob man dort für die Zeit der Sanierung eine Art Obdach erhalten könne.

Bevor die Sammlung aber dicht macht und zur Baustelle wird, lädt sie von heute an noch einmal zu einer Sonderschau ein. Gezeigt wird unter anderem der 1979 entdeckte Schatzfund von Weißenburg. Im Rundgang der Römerausstellung weisen neu gesetzte Blickpunkte auf Highlights hin und machen im weiteren Verlauf die Geschichte der Sammlung deutlich. Schwarz-Weiß-Fotos aus den Siebzigerjahren illustrieren die Geschichte des Gebäudes - wunderbar die Stahlrohrmöbel unter Rauchglaskugelleuchten.

Einblicke gibt es in die Arbeit des Architekturbüros Werz, das in München viel gebaut hat, etliche Tafeln geben Auskunft über die Neugestaltung der Dauerausstellung sowie darauf, wie die neu eingekleidete Archäologische Staatssammlung nach der Sanierung aussehen wird. Nicht viel anders - die ersten Jahre aber etwas weniger rostig vielleicht.

Vergangenheit und Zukunft. Archäologische Staatssammlung, Lerchenfeldstr. 2, Dienstag bis Sonntag, 9.30 bis 17 Uhr; bis 5. Juni

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