Arbeitsmarkt:Deutsch als Hürde

Anerkannten Flüchtlingen hilft das Jobcenter bei der Arbeitssuche

Von Sven Loerzer

Sobald der Asylantrag von Flüchtlingen anerkannt ist, wird das Jobcenter mit der Grundsicherung für Arbeitssuchende für sie zuständig. Derzeit beziehen knapp 7400 Personen aus Afghanistan, Syrien, Iran, Irak, Pakistan, Eritrea, Nigeria und Somalia Hartz-IV-Leistungen. Etwa 3500 von ihnen sind auf Jobsuche, bei den anderen handelt es sich um Kinder, Schüler, Frauen in Elternzeit, Auszubildende. Ein Drittel der 3500 seien sofort in den Arbeitsmarkt vermittelbar. "Mehr als die Hälfte muss noch die Sprachkenntnisse verbessern, bevor die eigentliche Qualifizierung beginnen kann", erklärt Felix Magin, Sprecher des Jobcenters München. Etwa ein Viertel der Flüchtlinge, die arbeitslos gemeldet waren, konnte das Jobcenter im Vorjahr erfolgreich in Arbeit bringen. Das gewährleistet die Zentraleinheit Flüchtlinge, die das Jobcenter gegründet hat, um den speziellen Anforderungen gerecht zu werden. "Vor den meisten Flüchtlingen liegt noch ein langer Weg mit Sprachkursen, Qualifizierungen oder der Anerkennung ihrer im Heimatland erworbenen Schul-, Berufs- oder Studienabschlüsse."

Besonders gefragt sind Akademiker und Handwerker

Besonders gefragt sind nach den Erfahrungen des Jobcenters Flüchtlinge mit akademischem Hintergrund. "Viele Arbeitgeber stellen diese Menschen gerne ein, weil sie gute Qualifikationen mitbringen und fließend Englisch sprechen", sagt Magin. Gut vermittelbar sind auch Flüchtlinge mit nachgewiesenen Fachkenntnissen in handwerklichen oder gewerblichen Berufen. Praktika ermöglichen, die Fähigkeiten zu erproben und sie auch dokumentieren zu lassen, wenn Zertifikate fehlen.

Magin bedauert, dass es bei vielen offenen Ausbildungsstellen nicht gelungen sei, sie zu besetzen. Das habe vor allem damit zu tun, dass die Berufsschule ein hohes Sprachniveau erfordere. Viele Flüchtlinge wollten zunächst einmal Geld verdienen, um zurückgebliebene Familienmitglieder zu versorgen oder Schulden zu begleichen. Für sie gebe es zwar ein großes Potenzial an Stellen im Helferbereich. Dennoch versuche das Jobcenter, vor allem junge Flüchtlinge vom großen Wert einer Ausbildung zu überzeugen: "Sie ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit." Dabei richtet das Jobcenter seinen Blick auch auf junge Frauen: "Rollenbilder und Familienplanung dürfen nicht zum Integrationshindernis werden", betont Magin. Er macht aber auch keinen Hehl daraus, dass für Flüchtlinge, "die keinen Schulabschluss haben und erst alphabetisiert werden müssen", der Weg in Arbeit "sehr lang und beschwerlich" wird.

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