Arbeitskampf der Mediziner:Münchner Ärzte in Streik

Unikliniken der LMU und TU für einen Tag im Notbetrieb

Von Christian Rost

Der Zug nach Hannover war gut gefüllt, nur in der ersten Klasse gab es noch vereinzelt freie Sitzplätze. Rund 400 Ärzte aus München reisten am Dienstagmorgen gemeinsam nach Niedersachsen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu protestieren. Der Marburger Bund hatte die Mediziner der Unikliniken zu einem zentralen Warnstreik während der laufenden Tarifverhandlungen mit den Ländern aufgerufen. 4000 Teilnehmer kamen laut Ärztegewerkschaft. In München standen deshalb an den Kliniken von LMU und TU nur Notdienste zur Verfügung, auch an den Unikliniken in Erlangen, Regensburg und Würzburg wurde gestreikt. Operationen fielen aus, auch Termine in den Ambulanzen und Sprechstunden mussten verschoben werden. Je nach Dringlichkeit sollen die wichtigsten Eingriffe aber schon in den nächsten Tagen nachgeholt werden.

Die Ärzte an den Unikliniken sind "sauer", wie es auf einem Protestplakat hieß. "Stoppt das Ärzteverbrennen" stand als Forderung auf einem anderen Transparent, das die Mediziner zum Streik mitbrachten. Ihnen geht es um bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung: Die Wochenenddienste sollen auf zwei im Monat begrenzt und klare Höchstgrenzen für Bereitschaftsdienste eingeführt werden. Für Nachtarbeit soll es zusätzlichen Urlaub geben, außerdem fordert der Marburger Bund sechs Prozent mehr Gehalt. Und die Ausnahmeregelung für Unikliniken, Mediziner über Jahre hinweg mit Zeitverträgen beschäftigen zu dürfen, soll abgeschafft werden. "Es klemmt mittlerweile überall", sagt Karim El-Mahdy, der den Streik für seine Kollegen in München organisiert hat. Die Arbeitsbelastung in den Kliniken sei enorm, die Vergütung angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten im Raum München nicht mehr ausreichend. Bei den Ärzten habe sich der Unmut über Jahre hinweg angestaut, weshalb die Bereitschaft für einen Streik groß sei. Niemand sei "wild auf einen langen Arbeitskampf", so El-Mahdy, "aber klein beigeben werden wir nicht".

Am Klinikum Großhadern beteiligten sich mehr als 200 Ärzte am Streik. Von den 32 Operationssälen waren am Dienstag nur fünf in Betrieb. Auch in den Innenstadtkliniken der LMU musste das Programm zurückgefahren werden. Etwa ein Fünftel aller Eingriffe fiel aus. Laut einem Sprecher des LMU-Klinikums hätten die meisten Patienten Verständnis gezeigt: "Es hat sich kaum jemand beschwert." Betroffene seien telefonisch vorab über die Verschiebung informiert worden. In den Wartebereichen informierten Aushänge. Auch an den TU-Kliniken wurden "geplante OP-Termine abgesagt oder gar nicht erst vereinbart", wie eine Sprecherin berichtet. In diesen Häusern beteiligten sich ebenfalls rund 200 Mediziner am Ausstand. Die Notfallversorgung und die Betreuung auf den Stationen sei aber sichergestellt gewesen.

Wann ausgefallene Operationen nachgeholt werden, hängt nun von der Dringlichkeit ab. In der Sportorthopädie am Klinikum rechts der Isar sollen sämtliche Eingriffe in den nächsten acht Tagen nachgeholt werden. "Die Ärzte bemühen sich, lange Wartezeiten zu vermeiden", so die TU-Sprecherin. In anderen Breichen könne es mitunter zwei Wochen dauern, bis ein neuer Termin stehe.

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