Arabellapark:Aschenputtel streckt sich

Die Baywa renoviert ihre Zentrale und setzt vier neue Stockwerke auf. Das Projekt ist ein Beispiel für die Veränderungen im Arabellapark, der sich wegen seiner guten Infrastruktur zur begehrten Adresse entwickelt

Von Alfred Dürr, Arabellapark

Ein Hochhaus hat sich zurück entwickelt. Die Zentrale von Europas größtem Agrarhändler, der Baywa, sieht nun wie ein Rohbau aus. Von jetzt an geht es wieder nach vorn - und auch nach oben. Die Baywa reißt ihr Hauptquartier, in dem sie 40 Jahre untergebracht war, nicht einfach ab und baut es neu. Sie verschönert auch nicht nur ein bisschen die Fassade. Hier geht es um die Rundum-Revitalisierung eines vorhandenen Komplexes, um grundlegende Veränderungen, Erweiterungen und Verbesserungen. Die Kosten sollen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich liegen, heißt es. Bauprojekte dieser Art und Größenordnung gibt es in München nicht oft.

Noch fällt es bei einem Besuch der Großbaustelle im Bogenhauser Arabellapark schwer, sich diesen Wandel vorzustellen. Vier Stockwerke werden auf das bisher 60 Meter hohe Gebäude aufgesetzt. Eine architektonische Herausforderung, denn der Aufbau soll nicht einfach angestückelt wirken. Das Münchner Büro Hild und K entwickelt das Neue aus dem Alten. Man erkennt die zusätzlichen Geschosse, aber in der Gesamtheit wirkt der Entwurf harmonisch.

Architekt Matthias Haber erläutert das neue Erscheinungsbild des Gebäudes. Es zeigt sich schon an der veränderten Fassade, die mit ihren überlappend angeordneten Betonplatten besondere Lichteffekte erzielen soll. Insgesamt wird der Komplex aus den Sechzigerjahren eine deutlich gestrecktere, abwechslungsreichere und elegantere Silhouette bekommen. Mehr Bürofläche erhält man außerdem durch den Neubau eines Gebäudes mit vier Stockwerken am Fuß des Hochhauses. Die Fassade dieses Anbaus lehnt sich an die Außengestaltung des Turms an.

Am angestammten Firmensitz solle eine moderne Zentrale entstehen, die auch die Entwicklung der Baywa widerspiegle, sagt Andreas Helber, Finanz- und Immobilienvorstand des Unternehmens: Hier habe ein bayerischer Konzern seinen Sitz, der inzwischen auch weltweit tätig ist. Zu diesem Image gehört eine neue, repräsentative Eingangszone. Wo früher eine öde Abstellfläche für Autos war, soll eine parkähnliche Promenade mit Bäumen und Grünflächen angelegt werden. Die Fahrzeuge verschwinden in der Tiefgarage. Die Belegschaft, die Bewohner des Viertels und der ansonsten dicht bebaute Arabellapark bekämen eine neue grüne Oase.

Arabellapark: Abgetragen bis zum Rohbau: Das Hauptquartier der Baywa wird rundum revitalisiert und um vier Etagen aufgestockt.

Abgetragen bis zum Rohbau: Das Hauptquartier der Baywa wird rundum revitalisiert und um vier Etagen aufgestockt.

(Foto: Robert Haas)

Nicht nur das Baywa-Projekt verdeutlicht, welchen Umbruch das aus den Sechzigerjahren stammende Wohn- und Gewerbequartier im Stadtteil Bogenhausen erlebt. Das Hypo-Hochhaus, ein architektonisches Wahrzeichen der Stadt, hat eine neue Fassade erhalten, die aber das ursprüngliche Erscheinungsbild nicht verändert. Im Innern wurden die Büroflächen neue strukturiert. Die Arbeiten sind in der Endphase.

Nicht weit entfernt vom Hypo-Turm ist der geschwungene Büro- und Wohnkomplex namens Arabeska entstanden. Bemerkenswert ist, dass für den Neubau ein dort vorhandenes Hochhaus mit 55 Metern abgetragen wurde. Dafür ist allerdings in der Nachbarschaft von Arabeska schon ein neues Wohnhochhaus geplant. Dessen auffällige Spezialität soll sein, dass die Fassade vollständig begrünt ist.

Der Arabellapark, sagt Andreas Eichwald vom Immobilien-Dienstleister Jones Lang LaSalle, sei längst zur begehrten Adresse geworden. Neubauflächen seien stark nachgefragt: "Nach der Innenstadt ist das einer der erfolgreichsten Teilmärkte der Stadt." Die ausgezeichnete Verkehrsanbindung und die gute Infrastruktur rund um den Rosenkavalierplatz seien wichtige Pluspunkte. Bei dem Projekt Arabeska seien für einen Großteil der Flächen schon während der Bauzeit die Mietverträge abgeschlossen worden.

Kein Wunder, dass es Überlegungen im städtischen Planungsreferat gibt, den Arabellapark mit seiner typischen Hochhaus-Skyline weiter zu profilieren. Hier wäre durchaus ein geeigneter Standort für neue Büro- und Wohntürme, für eine Bereicherung der Stadtsilhouette, heißt es. Fragt sich nur, wo entsprechende Flächen zu finden sind. Der Arabellapark ist dicht bebaut, ältere Gebäude müssten also abgebrochen oder eben - wie bei der Baywa - revitalisiert werden.

Arabellapark: Die Silhouette wird eleganter: Architekt Matthias Haber (links) und Andreas Helber vom Baywa-Vorstand sehen sich auf der Baustelle um.

Die Silhouette wird eleganter: Architekt Matthias Haber (links) und Andreas Helber vom Baywa-Vorstand sehen sich auf der Baustelle um.

(Foto: Robert Haas)

2014 hat die Belegschaft das sternförmig angeordnete Bauwerk des Baywa-Hauptquartiers verlassen und ist für die Zeit des Umbaus in ehemalige Siemensgebäude an der St.-Martin-Straße umgezogen. In der ersten Jahreshälfte 2017 will man in das fertig modernisierte Stammhaus zurückkehren. Die Struktur der Büroflächen ist auf 1800 Arbeitsplätze ausgelegt. Unterdessen laufen bereits Verkaufsverhandlungen für das neue alte Haus. Nach Abschluss der Arbeiten soll ein Investor den Komplex übernehmen, die Baywa mietet dann das Haus langfristig an.

Der Umbau und der Standort stimmen - da ist sich Baywa-Vorstand Andreas Helber ganz sich. Denn das Interesse von potenziellen Käufern aus dem In- und Ausland an diesem Projekt im Arabellapark sei überraschend stark gewesen.

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