App der Kirche:Marathon mit himmlischem Beistand

App der Kirche: Läufer beim München Marathon 2014.

Läufer beim München Marathon 2014.

(Foto: Claus Schunk)

Vor dem 30. München-Marathon bietet die katholische Kirche eine ganz besondere App an. Falls jemand unterwegs für sein Durchhaltevermögen beten will.

Von Jakob Wetzel

Der München-Marathon am Sonntag ist eine anspruchsvolle Sache. 42,195 Kilometer am Stück? "Machen Sie einen Gesundheitscheck!", rät der Veranstalter. Und nach dem Start um 10 Uhr ist jede Hilfe recht: Entlang der Strecke gibt es Wasser, Elektrolyt-Getränke und Bananen, für den Notfall warten Helfer vom Roten Kreuz. Und um auf Nummer sicher zu gehen, gibt es in diesem Jahr erstmals auch verstärkte Unterstützung von ganz oben.

Der katholische Sankt Michaelsbund hat für den Lauf eine "Marathon-Gottesdienst-App" entwickelt und am Mittwoch auf seiner Webseite präsentiert. Dabei geht es keineswegs um einen besonders ausdauernden Gottesdienst; die App zeigt vielmehr die Laufstrecke und alle Kirchen im Umkreis, in denen am Tag des Laufs Gottesdienst gefeiert wird, zumindest ein katholischer, man soll ja nichts überstürzen mit der Ökumene. Läufer, Angehörige und Zuschauer sollen dort für das Durchhalten beten oder eine Kerze anzünden können.

Weil die Bibel halt so dick ist

Ganz abwegig ist das nicht: Dauerlauf und Gläubigsein haben ja einiges gemein. "Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung", hat etwa der Apostel Paulus an die Philipper geschrieben. "Lasst uns mit Ausdauer in den Wettkampf laufen", steht im Brief an die Hebräer, und dabei soll man an Jesus denken, "dann werdet ihr nicht ermatten und den Mut nicht verlieren". Jesus selber hat die Menschen auf seine Art zum Durchhalten motiviert: "Viele, die jetzt die Ersten sind, werden die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein", zitiert ihn der Evangelist Matthäus. Und zuweilen laden Gemeinden auch zum "Bibel-Marathon", was allerdings Sportler in die Irre zu führen vermag, weil da niemand läuft, sondern alle herumsitzen und lesen. "Marathon" nennen sie das lediglich, weil die Bibel halt so dick ist.

Am Sonntag dagegen wird es ernst. Nur: Ob die App dann tatsächlich beim Durchhalten hilft, ist die Frage. Denkbar wäre auch das Gegenteil. Denn wer einen schlechten Start erwischt und sich schon nach den ersten zwei Kilometern etwas matt fühlt, der weiß nun: Er könnte, statt die übrigen 40 195 Meter durchzuhalten, auch ein bisschen innehalten, etwa in der Filialkirche St. Barbara an der Infanteriestraße 15. Da beginnt eine Viertelstunde nach dem Start die Messe, nur ein paar Hundert Meter neben der Strecke. Das sollte auch mit morgenschweren Beinen gut zu schaffen sein.

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