Apassionata in Fröttmaning:Aufgalopp

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Die Bauarbeiten für die Pferde-Erlebniswelt samt Showpalast mit 1650 Sitzplätzen haben begonnen. Nächstes Jahr soll der "Apassionata Park" öffnen - und noch mehr Touristen nach München locken

Von Alfred Dürr

Das fünf Hektar große Gelände in Fröttmaning, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Fußball-Arena, ist eingeebnet und eingezäunt, zwei Bagger sind bereits aufgefahren: Dem Bau des ersten permanenten Themenparks in München steht nichts mehr im Weg. Die Pferdeshow Apassionata, die seit 14 Jahren durch die Veranstaltungshallen in Europa zieht, wird im Norden der Stadt sesshaft.

Mitte kommenden Jahres soll das zentrale Gebäude des Parks, der sogenannte Showpalast mit seinen 1650 Sitzplätzen, fertig sein. Wenige Monate später nimmt dann das gesamte Entertainmentareal mit seinen zwölf Themenpavillons den Betrieb auf. Tickets für die Premierenvorstellung sind schon im Vorverkauf. Die Veranstalter beginnen die Werbetrommel zu rühren; führende Vertreter der Stadt sehen in dem Projekt einen bedeutsamen Faktor im Tourismusgeschäft.

Eine das ganze Jahr über laufende Showveranstaltung als feste Einrichtung der Unterhaltungsszene in der Stadt - das ist seit Jahrzehnten ein Thema. Es gab viele Diskussionen und Pläne, ob eine solche Attraktion, über die viele andere Städte verfügen, für die Münchner und die Gäste von außerhalb nicht zum Beispiel auf einer eigens errichteten Musicalbühne im Olympiapark Platz finden könnte. Aber realisiert wurden entsprechende Konzepte nie.

Was tatsächlich kam, war 2006 die Unterwasser-Welt des Sea-Life-Zentrums in der Nähe des Fernsehturms. Die Aquariumsshow ist zu einem Anziehungspunkt im Olympiapark geworden. Das Projekt, das nun in Fröttmaning entsteht, ist aber um etliche Nummern größer. Bürgermeister Josef Schmid (CSU), der auch Wirtschaftsreferent der Landeshauptstadt ist, lobte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz das Vorhaben des Unternehmens Apassionata World GmbH mit Hauptsitz in Berlin geradezu überschwänglich. Es passe ausgezeichnet zum Kulturangebot und zum städtischen Wirtschaftskonzept, sei eine einzigartige Touristenattraktion und verkehrlich sehr gut angebunden: "Der Park dürfte der absolute Renner werden."

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(Foto: Graft Gesellschaft von Architekten mbH)

Sechs Mal pro Woche soll im Showpalast die Pferdeshow "Der Traum" zu sehen sein.

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(Foto: Apassionata/Graft Gesellschaft von Architekten mbH)

Der Apassionata-Park wird der erste permanente Themenpark der Stadt sein.

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(Foto: Apassionata/Graft Gesellschaft von Architekten mbH)

Im Gelände um den Showpalast gibt es unter anderem Reithalle, Kino, Streichelzoo.

Während der Renovierung des Deutschen Theaters in der Innenstadt stand auf dem Gelände neben der Fußballarena ein Zelt als Ausweichquartier für die Spielstätte. Das städtische Grundstück gehöre zum sogenannten Vorratsvermögen der Stadt, sagt Kommunalreferent Axel Markwardt, und sei für klassische Zwischennutzungen vorgesehen. Mit Apassionata wurde ein Vertrag mit einer Laufzeit von sieben Jahren ausgehandelt. Dieser beinhaltet eine Verlängerungsoption um fünf Jahre. Doch die enorm hohe Investitionssumme von 55 Millionen Euro für den Park lässt darauf schließen, dass Apassionata mit weit längeren Spielzeiten kalkuliert. Die Stadt will die Fläche aber nicht ganz aus der Hand geben. Sollte München etwa als Austragungsort von Fußballspielen der kommenden Europameisterschaften in Frage kommen, müssten bestimmte Bereiche des Themenparks als Logistikflächen für das sportliche Großereignis zur Verfügung gestellt werden. Dies habe man im Vertrag ausdrücklich festgelegt.

Der Erfinder, Produzent und Geschäftsführer des Unternehmens, Peter Massine, hat eine besondere Beziehung zu München. Vor 14 Jahren galoppierten erstmals die Showpferde durch die Olympiahalle. Das Konzept kam an, nicht nur in München. Nun soll angesichts des großen Zuspruchs die große Vision Massines Wirklichkeit werde - eine feste Spielstätte mit dem dazugehörigen Park. Man habe auch Grundstücke in Berlin, Hamburg oder Köln unter die Lupe genommen, berichtet Massine. Aber aus München sei die stärkste Unterstützung gekommen. Außerdem sei im Hinblick auf die potenziellen Besucher das Einzugsgebiet sehr groß. Einen Standort im Olympiapark habe er schnell ausgeschlossen: "Da konkurrieren zu viele Interessen miteinander." Fröttmaning sei vor allem auch wegen der verkehrsgünstigen Lage ein idealer Platz.

Bürgermeister Josef Schmid, Geschäftsführer Peter Massine, Parkleiter Thomas Freiherr von Stenglin, Reiterin Daphne de Visser und Kommunalreferent Axel Markwardt (v.r.). (Foto: Alessandra Schellnegger)

Unabhängig von dem Park in München wird die Pferdeshow auch weiterhin auf Tournee gehen. München wird eine ganz besondere Rolle spielen. Diese drückt sich vor allem in dem mächtigen Theaterbau aus, der im Zentrum des Parks entsteht. Massine gerät ins Schwärmen: "Das ist ein Haus, das die Welt noch nicht gesehen hat." Mit einer herkömmlichen Showbühne habe der Saal nichts mehr zu tun. Der gesamte Raum soll mit speziellen Projektoren in eine Traumwelt verwandelt werden. Bühne und Zuschauerraum verschmelzen gewissermaßen miteinander. Zu diesem 360-Grad-Erlebnis kommen besondere Soundeffekte hinzu. Die Sitze sind nach neuesten technischen Standards Teil der Show. Jeder Sitz ist mit dem Soundsystem verbunden. Die Musik und das Geschehen auf der Bühne seien damit körperlich spürbar, heißt es. In diesem Palast ist an fünf Tagen der Woche insgesamt sechsmal die Show "Der Traum" zu sehen. Außerdem kann man sich im Park um das Gebäude herum an verschiedenen Stationen (360-Grad-Kino, Museum, Hufschmied, Waschstation) über die Welt der Pferde informieren.

Eine wesentliche Rolle im Gesamtkonzept spielt die Architektur der Bauten. Sie hat den Anspruch, modern und von der Natur inspiriert zu sein. Außerdem soll sie neben der herausragenden Gestaltung der Fußballarena bestehen können. Aus einem Wettbewerb für den Apassionata-Park ist das Berliner Büro Graft als Sieger hervorgegangen. Die Architekten dort haben sich den Ruf erworben, besonders unkonventionell und experimentierfreudig zu sein.

Nichts weniger als einen "Ort der magischen Begegnung zwischen Mensch und Pferd" will Massine erschaffen. Im Zeitalter von virtuellen Erlebniswelten wolle man den Menschen ganz reale, sinnliche Erlebnisse bieten. Im nächsten Jahr können die Besucher sehen und fühlen, ob dieser Anspruch erfüllt wird.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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