Anwalt von Josef S.:Kontakte zu einer Nazi-Organisation

Rechter Verteidiger: Der Anwalt des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Josef S. soll der Nazi-Organisation "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte" angehören.

Alexander Krug

Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Josef S. aus Ottobrunn hat für seinen Prozess gleich drei Verteidiger an der Seite. Wer sie bezahlt, ist unklar. Einer von ihnen ist der Münchner Rechtsanwalt Klaus Goebel, dem enge Kontakte zur "Stillen Hilfe" nachgesagt werden.

Die "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte", wie sie sich selber nennt, wurde 1951 gegründet und im Vereinsregister von Wolfratshausen eingetragen. Die Buchautoren Oliver Schröm und Andrea Röpke stufen sie als getarnte Nazi-Organisation ein, die es 40 Jahre lang schaffte, "steuerbegünstigt ihr Unwesen zu treiben".

Die Liste der Nazis und Kriegsverbrecher, die Unterstützung durch die "Stille Hilfe" bezogen, ist lang. Klaus Barbie, Josef Schwammberger und Erich Priebke gehören ebenso dazu wie in jüngster Zeit der SS-Aufseher in Theresienstadt, Anton Malloth.

Malloth wurde 2001 in München wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, einer seiner Verteidiger war Klaus Goebel. Der verteidigte schon in den neunziger Jahren bekannte Rechtsextremisten und Holocaust-Leugner wie David Irving. Er beriet den Neonazi Ewald Althans, der 1991 in München einen Kongress von Auschwitz-Leugnern präsentierte. Und er half Germar Rudolf, Verfasser eines "Gutachtens", das auf pseudowissenschaftliche Weise den Gas-Massenmord an den Juden bestreitet.

Erst Anfang dieses Jahres trat Goebel für die rechtsextreme "Bürgerbewegung Pro München" in Erscheinung, als er das Einschreiten der "Rechtsaufsicht" gegen Oberbürgermeister Ude forderte. Den Autoren Schröm/Röpke zufolge wurde Goebel 1989 ins Kuratorium der "Stillen Hilfe" gewählt. Die Nazi-Organisation, die eher im Verborgenen arbeitet, hat mit der Himmler-Tochter Gudrun Burwitz seit Jahren ein prominentes Aushängeschild. Erst Ende der neunziger Jahre wurde dem "Verein" die Gemeinnützigkeit entzogen.

Auch im letzten großen NS-Prozess in München gegen Ladislav Niznansky tauchte die "Stille Hilfe" auf. Sie bot Niznansky ihre Hilfe an, der lehnte aber ab. Goebel soll auch Mitglied der "Deutsch-Südafrikanischen Gesellschaft" und vom "Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen" sein. Auf Anfrage der SZ wollte Anwalt Goebel sich weder zum Fall Josef S. noch zur "Stillen Hilfe" äußern. Er legte lieber abrupt den Telefonhörer auf.

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