Die Ansage des Titels ist unmissverständlich. "Noise means Noise", so heißt es auf der Rückseite des neuen Albums von Anton Kaun, der sich einst den bezeichnenden Künstlernamen "Rumpeln" verpasst hat. Frei übersetzt: Da, wo Noise draufsteht, ist auch Noise drin. Und davon nicht zu wenig. Acht Tracks versammelt der Münchner Geräusch- und Videokünstler auf der am 2. Dezember via Echokammer erscheinenden Platte. Und alle rumpeln sie auf eine Weise durch die Gehörgänge, dass man an dieser Stelle am besten schon mal eine Warnung platziert, die wohl auch der Schwammerl auf der Vorderseite des Covers übermitteln soll: Achtung, schwer verdaulich!
Nein, diese jeder Melodie und Harmonie enthobene Musik will weder bezirzen noch trösten oder sonst irgendwie erbaulich wirken. Sie ist in ihrem punkigen Verweigerungsgestus einfach das, was sie ist: ein ausgestreckter Mittelfinger in Richtung schlagerseliger Seichtheit. Ein expressiver Aufschrei aus dem Innersten. Und nicht zuletzt - eine gewisse Offenheit vorausgesetzt - auch ein Erlebnis, das regelrecht kathartische Effekte auszulösen vermag.
Empfehlung: Ohrenschutz beim Konzert
Dabei ist in all diesem Splittern und Splackern, das sich Anton Kaun auf Einladung des renommierten Produzenten Tobias Levin ( Tocotronic, Kante oder Ja, Panik) in dessen Hamburger Electric Avenue Studio zurechtschleifen ließ, ja durchaus Rhythmus drin. Bereits das eröffnende "Mantar I" driftet in seinen Loop-Schlaufen zwischen Fanfaren aus Jericho, berstendem Glas und einem schwer aus der Spur geratenen Bollerbeat am Ende in etwas hinein, das man mit etwas gutem Willen als orientalische Klanglandschaft bezeichnen könnte.
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Und so dengelt und scheppert und zerrt sich Kaun hier durch ein Album, das einem wie jede gute Noise-Platte einiges abverlangt, und dabei doch allein schon über krude Spießer-Titel wie "Die Gruppenaktivitäten im Klassenzimmer werden durch Gespräche und Zigarettenrauch gestört" oder "Stören Sie nicht die einheitliche Gestaltung durch Anpflanzungen" seinen verballerten Anti-Charme andeutet. Im Werkraum der Kammerspiele bringt er den ganzen Wahnsinn nun erstmals auf die Bühne, und es empfiehlt sich, dabei irgendeine Form von Ohrenschutz mitzubringen, denn den Titel seines Albums wird Rumpeln gewiss auch live ernst nehmen.
Rumpeln, Dienstag, 29. November, 20 Uhr, Kammerspiele Werkraum, Hildegardstr. 1