Man kann nicht sagen, dass kein Stein mehr auf dem anderen bleiben wird, wenn Kunstminister Markus Blume seine Museumsinitiative für Bayern durchzieht. Aber als Zeitenwende kann man die Pläne durchaus bezeichnen. Den Institutionen werden gewaltige Veränderung ins Haus stehen. Vor allem, was das Selbstverständnis angeht. Die über Jahrhunderte geltende vorrangige Strategie „sammeln, bewahren, zeigen“ soll von der Devise „bei uns tobt das Leben“ abgelöst werden. Alles müsse auf die Besucher und deren Erlebnismöglichkeiten ausgerichtet werden.
Mehr kulturelle Bildung, eine stärkere Digitalisierung und mehr privates Engagement stehen auf Blumes Agenda für die staatlichen Museen in Bayern. Die öffentliche Hand müsse dabei das „Grundrauschen“ gewährleisten, sprich die Basisfinanzierung. Insgesamt müsse man aber „weniger verwalten, mehr gestalten“, so Blume bei der Vorstellung seines Fünfpunkteplans im Rahmen der Museumsoffensive für die 18 staatlichen Kunstmuseen mit ihren 30 Zweigstellen in Bayern. Für dessen Umsetzung stehen jetzt schon „mehrere Millionen Euro und eine zweistellige Stellenzahl“ bereit, versprach der Kunstminister.
„Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe und habe richtig Lust darauf.“
Der Kopf, der all das als „Change-Manager“ der Museumsoffensive Bayern steuern soll, wird Anton Biebl sein. Der Noch-Kulturreferent von München sei einer „der profiliertesten Kultur-Manager Deutschlands“, so Blume. „In herausfordernden Zeiten setzen wir auf bewährte Kräfte. Er hat vielfach bewiesen, dass er es kann. Er ist sehr geschätzt, gut vernetzt und verfügt über eine langjährige Erfahrung.“
Bis kommenden Sommer ist der 62-jährige parteilose Biebl, der zwar für eine weitere Amtszeit als Kulturreferent kandidiert hat, aber bei der Wahl im Stadtrat vom Grünen-Kandidat Florian Roth ausgestochen wurde, noch im Amt. Doch schon vom ersten Quartal 2025 an soll er den Umstrukturierungsprozess an den staatlichen Museen koordinieren, moderieren und gestalten. „Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe und habe richtig Lust darauf“, so Biebl bei seiner Vorstellung. Und auch wenn er als verbindlicher und vermittelnder Mensch bekannt ist, so betonte Biebl doch auch: „Ich kann auch hartnäckig sein.“
„Wir stehen vor großen Herausforderungen“, so Kunstminister Blume. Aber: „In Zeiten der Finsternis kann aus Kunst und Kultur Kraft erwachsen.“ Notwendig sei jedoch, dass man nicht auf dem Status quo verharre, sondern Neues wage. Ideen, wie dieses Neue aussehen könnte, holte sich Blume bei einer Reise nach New York, zu der er kürzlich mit einer kleinen Münchner Delegation aufbrach. Dort traf man sich an zweieinhalb dicht durchgetakteten Tagen zu Gesprächen mit Führungspersönlichkeiten von Museen und Kulturstiftungen wie dem Museum of Modern Art (MoMA), dem Whitney Museum of American Art, der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts und der Andrew W. Mellon Foundation.
Bayerns Kunstminister baut auf privates Engagement:Museumsoffensive in Zeiten leerer Kassen
Kunstminister Markus Blume hat im Juni angekündigt, Bayerns Museen reformieren zu wollen. Jetzt nimmt sein Plan Gestalt an. Was damit eine Delegationsreise nach New York zu tun hat.
Begleitet worden war Blume von dem Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Staatlichen Museen und Sammlungen Rupert Gebhard sowie von den Vorstandsmitgliedern der Stiftung Kulturzukunft Bayern Markus Michalke, Anna Kleeblatt und Max Wagner. Sie sollen als bayerische Vertreter Teil des internationalen Beratergremiums werden, das Blume im Rahmen der Museumsoffensive mit Anton Biebl an der Spitze einrichten will.
Blume bezeichnete die Reise nach New York als „doppelten Brückenschlag über den Atlantik“. Zwar wolle man „keine Kopie“ sein, aber man könne sich viel abschauen, um dann „das Beste aus zwei Welten“ zu vereinen. Die „fünf Handlungsfelder für ein neues Zeitalter“ beschreibt Blume so: Erstens müsse man mehr Selbstbewusstsein zeigen und sein Profil schärfen. Zweitens müsse man Strukturen hinterfragen und Synergien suchen. Drittens will er ein neues Verhältnis von staatlicher und privater Förderung – auch wenn klar ist, dass sich amerikanische Verhältnisse nicht auf Deutschland übertragen lassen. Dort werden die Museen zu etwa 90 Prozent durch private Gelder finanziert, hier trägt der Staat annähernd 90 Prozent der Finanzierung.
Ein „neues Miteinander“ sei gefragt
Als vierten Punkt wünscht sich der Kunstminister mehr Sichtbarkeit und will deshalb auf eine gemeinsame Strategie mit dem Tourismusamt. Ein einheitliches Ticket für alle Museen steht schon lange auf der Wunschliste sowohl der staatlichen wie der städtischen Museen. Aber bisher sind alle Anläufe in diese Richtung gescheitert. Aber auch die Digitalisierung und die Weiterentwicklung des Kunstareals nannte Blume als Ziel für mehr Sichtbarkeit.
Zuletzt und als fünften Punkt nannte Blume ein „neues Miteinander“. Dabei setze man auf Partizipation, mehr Austausch, kommunale, regionale und internationale Vernetzung. Um all das zu erreichen, soll dem „Change-Manager“ Biebl ein internationales Beratergremium zur Seite stehen. Auch dazu diente die New-York-Reise. Bisher sehe er in der bayerischen Museumslandschaft „überall Einzelkämpfer“. Es müsse darum gehen, die besten Köpfe zusammenzuspannen.
Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass dies bei den „Einzelkämpfern“ nicht so gut ankommen wird. Zwar wurde bei der Vorstellung der Pläne zu der angekündigten „Clusterbildung“ über verschiedene Museumsarten hinweg nichts mehr gesagt. Aber sollte es so kommen, ist vorhersehbar, dass im Museumsbetrieb gewaltig knirschen wird. Dass die Museen sich aber mehr öffnen und neue Wege gehen müssen, um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts besser gerecht zu werden, das steht außer Frage.