Süddeutsche Zeitung

Anschlag am OEZ:Tränen der Trauer

Am dritten Jahrestag des Anschlags am Olympia-Einkaufszentrum wird in mehreren Gedenkstunden an die Opfer erinnert

Von Martin Bernstein

Blumen, Kerzen und Tränen der Trauer am Mahnmal, politische Forderungen und stilles Gedenken, gemeinsames Singen gegen Ausgrenzung - und immer wieder die Warnung vor rassistischer und rechter Gewalt: So haben mehrere Hundert Münchner am Montag den dritten Jahrestag des Anschlags am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) begangen. Während die vom Landtag geforderte Neubewertung der Tat durch die Staatsregierung noch immer auf sich warten lässt, standen die neun Todesopfer der Tat, die fünf Verletzten sowie ihre Angehörigen und Hinterbliebenen im Mittelpunkt des Gedenkens.

Kränze legten Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und der Vorsitzende des Moosacher Bezirksausschusses, Wolfgang Kuhn, am Vormittag am Denkmal "Für euch" an der Hanauer Straße nieder. Dort, im und vor dem McDonald's sowie im gegenüber liegenden Eingangsbereich des OEZ, hatte der damals 18-jährige David S. am Abend des 22. Juli 2016 neun Menschen erschossen, die er für Türken oder Albaner hielt. Fast alle Opfer waren junge Leute, die jüngsten gerade 14 Jahre alt. Mit Tränen in den Augen verfolgten Eltern und Freunde der Getöteten am Montag die Zeremonie vor dem mit Blumen, Kerzen und Fotos der Opfer geschmückten Mahnmal.

Der vom Innenministerium zunächst für den 1. Juli angekündigte Abschlussbericht lag am Montag den Abgeordneten noch nicht vor. Er sei "noch in Arbeit, steht aber bereits kurz vor dem Abschluss", hatte ein Sprecher am Freitag gesagt. Unverständlich ist es für den Opferhilfeverein Before, "warum die Einordnung als extrem rechtes Attentat noch nicht passiert ist". Das sagte Before-Sprecher Damian Groten am Rande der Kranzniederlegung. Damit die Angehörigen der Toten den Verlust aufarbeiten können, sei die offizielle Anerkennung der ideologischen Hintergründe der Tat für sie immens wichtig. Auch die Fraktionschefin der Landtags-Grünen, Katharina Schulze, sagte, eine korrekte Einordnung sei wichtig: "Für die Hinterbliebenen, die öffentliche Erinnerung und damit die richtigen Konsequenzen für die Zukunft gezogen werden können." Am Abend fanden zwei weitere, getrennte Gedenkfeiern statt: ein gemeinsames Singen vor dem elkovenschlössl gegen Gewalt und Ausgrenzung und eine Feier am Mahnmal mit dem Extremismusforscher Florian Hartleb und der Opferanwältin Claudia Neher. Dabei legten Mitglieder des Bundes türkischer Vereine sowie der türkische Generalkonsul Mehmet Günay Kränze nieder. "Ich will, dass nichts vergessen wird", ließ die Mutter eines ermordeten Buben vortragen, "und dass jeder gewarnt ist": Was damals geschehen sei, könne wieder geschehen.

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SZ vom 23.07.2019
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