Café Reitschule:Angelique Kerber präsentiert in München ihr Buch

Café Reitschule: Buchvorstellung im Café Reitschule: Zur Entspanntheit der eher introvertierten Angelique Kerber trägt sicher bei, dass ihr der Moderator Matthias Stach sehr vertraut ist.

Buchvorstellung im Café Reitschule: Zur Entspanntheit der eher introvertierten Angelique Kerber trägt sicher bei, dass ihr der Moderator Matthias Stach sehr vertraut ist.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Dabei macht der Tennisstar wieder mal klar: Sport ist Sport, privat ist privat.

Von Thomas Becker

Die Reitschule in der Königinstraße ist schon ein besonderer Ort. Mitten in der Stadt und doch irgendwie auf dem Land. Während Kellner auf der Terrasse des Cafés die Tische für die Anzug tragenden Business-Luncher eindecken, wird nebenan in der letzten milden Herbstsonne ein Schimmel durchs Carré geführt. Ein Idyll - und doch liegt nicht völlig daneben, wer mutmaßt, dass Angelique Kerber sich angesichts dieser Szene womöglich an so manch unangenehme Situation in ihrer Karriere erinnert fühlen könnte. Wenn ihr Manager sie nach einem ihrer großen Triumphe von Interview zu Interview lenkte - für einen introvertierten, eher kamerascheuen Menschen wie die 34-Jährige ein Spießrutenlauf.

Auch im maximal lauschigen Schwabing hat Manager Aljoscha Thron - der übrigens mal mit Mischa Zverev den Junior Davis Cup gewonnen hat - denselben Job, und dennoch ist alles anders. Diesmal hat sie die Öffentlichkeit gesucht, denn: Sie hat ein Buch geschrieben, und das will ja verkauft werden. "Eine Frage des Willens - mein Weg nach oben" heißt das 220 Seiten dicke Werk, und man verrät nicht zu viel, wenn man verrät, dass Deutschlands erfolgreichste Tennisspielerin der vergangenen zehn Jahre zwar viel über ihre Leidenschaft Tennis und ihre innere Verfasstheit angesichts dieses hochgradig fordernden Psycho-Sports schreibt, aber nur sehr wenige Buchstaben für ihr Privatleben ausgibt.

So hat sie es schon immer gehalten: Sport ist Sport, und privat ist privat. Von einer roten Linie spricht sie gern, und diese Linie hat sie mit einem extradicken Textmarker gezogen, der unmissverständlich anzeigt: Bis hierher und nicht weiter! Wenig überraschend sagt sie nun bei der Buchvorstellung im Café Reitschule: "Das mit der roten Linie wird auch so bleiben."

Dabei drängen sich derzeit ja schon ein paar Fragen auf, zum Beispiel zum Vater des Kindes, das sie im Frühjahr erwartet. Doch siehe da: Keiner der zwei Dutzend Pressemenschen stellt eine Frage in diese Richtung. Weil: bringt ja eh nix. Im Buch rafft sie sich erst auf Seite 208 zu einer Art Bekenntnis auf: "Ich lernte jemanden kennen, der eine neue Phase in meinem Leben einläutete - was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte." Deutlicher wird sie nicht. Der Name des Lebensgefährten, der seit Januar längst publik ist: Tut nichts zur Sache, jedenfalls nicht im Buch.

Café Reitschule: Wenn ein Tennisstar wie Angelique Kerber auftritt, drängeln sich Kameras und Mikrofone.

Wenn ein Tennisstar wie Angelique Kerber auftritt, drängeln sich Kameras und Mikrofone.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Und sonst so? Es gehe ihr gut, sagt sie, vom Babybauch ist unter dem Blazer noch nicht viel zu sehen, nur das Gesicht wirkt eine Spur runder, weicher, aber auch entspannter. "Ich habe die Laufschuhe dabei", erzählt sie, "ich spiele auch noch ein bisschen, versuche, mich weiter fit zu halten, aber alles ein bisschen anders, ein bisschen ruhiger." Zu ihrem gelassenen Auftritt trägt auch Moderator Matthias Stach bei, der Kerber kennt, seit sie 16 ist und sie als Eurosport-Kommentator zu all ihren Erfolgen und Misserfolgen in den vergangenen zehn Jahren befragt hat. Bei ihm fühlt sie sich sichtlich wohl, öffnet sich, scheint all die Kameras und Mikros ringsherum auszublenden.

Stach lässt sie erzählen, vom Wimbledon-Sieg gegen Serena Williams, von Gänsehaut bei der Olympia-Eröffnungsfeier, vom herabstürzenden Holzbalken, der ihr vor den Australian Open nachts eine Beule am Kopf bescherte, von diesem irren Tag mit Obama-Meeting am Mittag und Bambi-Verleihung am Abend. Und von dem Punkt, an dem sie merkte, "dass es Zeit ist, die Mauern einzureißen", wie sie sagt: "Früher bin ich vor engeren Beziehungen meist weggelaufen. Aber irgendwann wollte ich auch mal schauen, was drumherum so los ist." Da kann man nur sagen: Glückwunsch, gute Idee!

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