Angebote für Senioren:Betreutes Garteln

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Dank eines Hochbeetes können Fritz Winkler und Andrea Maskalidis nun im Münchenstifthaus an der Effnerstraße wieder garteln. (Foto: Florian Peljak)

Dank spezieller Hochbeete können Rollstuhlfahrer im Grünen arbeiten - mehrere Einrichtungen sind nun damit ausgestattet

Von Sven Loerzer

Erdbeeren! Die kleinen Pflanzen tragen zwar noch Blüten und erste grüne Beeren, aber bei Andrea Maskalidis weckt allein schon dieser Anblick Glücksgefühle. Ganz nah ist sie in ihrem Rollstuhl den Erdbeeren gekommen, denn das Hochbeet ist unterfahrbar. "Für mich ist das ideal", sagt die 56-Jährige. "Ich hatte immer Erdbeeren in meinem Garten." Allein schon wegen ihrer beiden Kinder, "die haben immer die Beeren geerntet, deshalb habe ich geschaut, das was im Garten da ist zum Ernten". Sie habe immer Gärten gehabt, alle selbst angelegt. Mit der rechten bandagierten Hand - "die linke schläft" - streicht sie sanft über die Lavendel-Blütenstiele. "Das riecht vielleicht gut", sagt Andrea Maskalidis. Fritz Winkler sitzt im Rollstuhl neben ihr. Der 57-Jährige strahlt unter seinem Strohhut vergnügt und erzählt davon, wie er sein Haus selbst gebaut und den Garten dazu angelegt hat. Beide leben jetzt im Münchenstift-Haus an der Effnerstraße, zu den drei Hochbeeten haben sie es nicht weit vom Wohnbereich für Menschen mit neurologischen Erkrankungen. Dort erhalten Menschen jüngeren und mittleren Alters, die unter den Folgen eines Schlaganfalls oder eines schweren Unfalls leiden, Pflege und Betreuung.

Zehn unterfahrbare Hochbeete hat jetzt die Clarissa und Michael Käfer Stiftung an drei Münchenstift-Häuser und ein Caritas-Seniorenheim übergeben. "Blühende Blumen- und Kräuterbeete sind nicht nur eine Bereicherung für Bienen und andere Insekten", sondern böten Menschen, die sich schon früher gern mit dem Garteln beschäftigt haben, weiter die Chance, sich mit Pflanzen zu beschäftigen, erklärt Clarissa Käfer. "Viele unserer Bewohner hatten einen Garten oder einen Balkon, manche sind auf dem Land aufgewachsen", dankt Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker. "Ihnen fehlt das Naturerlebnis." Die Beete sind nicht nur zum Anschauen gedacht, sondern sollen im Rahmen der Tagesbetreuung in den Heimen auch zusammen mit den Bewohnern bepflanzt und gepflegt werden.

Damit auch Rollstuhlfahrer an den Beeten garteln können, hat die Käfer Stiftung zusammen mit dem Münchner Garten- und Landschaftsbauunternehmen Schleitzer einen neuen Typ von Hochbeeten entwickelt. Die Konstruktion ist robust und kippsicher, sie besteht aus einem verzinktem Stahlgestell und Hartholz. Zweimal im Jahr kommen professionelle Gärtner, um die Senioren bei der Bepflanzung zu unterstützen. In den Beeten hinter dem Haus an der Effnerstraße gedeihen jetzt Erdbeeren, Balkonbrombeeren, Rosmarin, Thymian, aber auch Zwergrosen, Lavendel und Strohblumen.

Mit Green Care, wie solche Aktivitäten rund um die Natur genannt werden, hat Benker bereits im Alfons-Hoffmann-Haus in Laim gute Erfahrungen gesammelt. Ziel der Aktion jetzt ist, dauerhaft betreute Gartenarbeit in mehr Heimen anzubieten, um so Bewohnern eine ansprechende wie auch erfüllende Aufgabe zu verschaffen. Die Vorsitzende des Münchenstift-Aufsichtsrats, Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), ist überzeugt: "Oft sind es die kleinen Dinge, mit denen man gerade Menschen im Alter eine echte Freude machen kann." Und Benker betont: "Gartenarbeit kann Glücksgefühle wecken." Es sei wissenschaftlich belegt, dass sich nach fünf Minuten Naturerleben anhaltende positive Effekte für Körper und Seele einstellen. Andrea Maskalidis hat sich gerade aus dem Rollstuhl aufgerichtet und freut sich - nicht nur über die Blumen, sondern auch darüber, dass sie sich mit einer Hand am Beetrand im Stehen festhalten kann.

© SZ vom 17.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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