Andreas Gabalier in München:Was ein Bierzelt kann, kann die Olympiahalle schon lange

Andreas Gabalier in München: Natürlich in Lederhose, die passt zu seiner Musik: Andreas Gabalier in der Olympiahalle.

Natürlich in Lederhose, die passt zu seiner Musik: Andreas Gabalier in der Olympiahalle.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein bisschen "Hulapalu", ein bisschen Elvis Presley-Abgucke - und ein bisschen Geschimpfe über die Tagesschau wegen Winnetou: Routiniert bringt Andreas Gabalier sein Publikum in eine "Er-hat-ja-so-Recht"-Seligkeit.

Von Dirk Wagner

Als seinerzeit der Rock'n'Roll verschlagert wurde, hat das immerhin die Schlagermusik aufgewertet. Welche Aufwertung hat aber der steirische Unterhaltungskünstler Andreas Gabalier im Sinn, wenn er, zumindest in der Wahrnehmung seiner Fans, den Rock'n'Roll mit der Volksmusik mischt? Tatsächlich ist Gabaliers Musik nämlich weder Rock'n'Roll noch Volksmusik, sondern Bierzeltmusik. Oder eine Art Schlagermusik ohne Musik, dafür aber ungemein hittauglich, wie sein Auftritt in der ausverkauften Olympiahalle am Freitag beweist.

"Heidi, deine Welt sind die Berge", singen die begeisterten Fans den ursprünglich von Gitti und Erika gesungenen Titelsong zur Zeichentrickserie mit, um nur wenige Takte später jubelnd mitzuklatschen, wenn Gabalier einen Song in sein Bierzeltpotpourri presst, mit dem sich Elvis Presley Anfang der Siebziger Jahre wieder der afro-amerikanischen Musik zugewandt hatte: "I Got A Feelin' In My Body". Selbst diese, eigentlich funkige Nummer reduziert Gabalier in der Olympiahalle auf das, was er "Volks-Rock'n'Roll" nennt, derweil er unentwegt seine Fans darauf einschwört, dass sie allesamt Volks-Rock'n'Roller seien. Und die Volks-Rock'n'Roller seien eine Familie, erklärt das Familienoberhaupt weiter.

In der Familie ist die Welt noch heil. Außerhalb der Familie indes dürfe man laut Gabalier "nach der Tagesschau nicht mehr Winnetou sagen", als hätte die Tagesschau, diese böse Sendung, das Wort Winnetou verboten. Immerhin sahen ja tatsächlich einige Menschen ihre geliebten Winnetou-Filme als gefährdet, als vor einem Jahr diskutiert wurde, ob die Darstellung einer indigenen Kultur in einem neuen Winnetou-Roman womöglich rassistisch sei. Die Winnetou-Filme laufen jedoch immer noch im deutschen Fernsehprogramm.

Trotzdem behauptet Gabalier in seiner Moderation, dass man heutzutage nicht einmal mehr "Winnetou" sagen dürfe, derweil immer mehr junge Menschen in verdunkelten Zimmern am Computer Ballerspiele spielen würden. Mit einer "Er-hat-ja-so-Recht"-Seligkeit jubelt die Gemeinde abermals ihrem Prediger zu, der später noch erklärt, wie übel man ihm doch in den Medien mitspielt. Zum Glück gebe es aber einen österreichischen Verlag seines Vertrauens, der dem Meister eine eigene Zeitschrift gewidmet hat.

Dann gibt es zum Mitsingen noch ein bisschen Hulapalu und Artverwandtes, und in regelmäßigen Abständen den Hinweis darauf, dass diese Party die beste sei, und dass sie nächstes Jahr wieder im Stadion stattfindet. Besser wurde selten eine Verkaufsshow inszeniert, in der so oft die gute Stimmung betont wird, dass alle Beteiligten einsehen, dass hier eine besonders gute Stimmung herrscht. Hulapalu!

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