Anbindung der U6 an die S1:"Brain Train" kommt nicht

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Die U-Bahnlinie vom Garchinger Forschungszentrum wird nicht in den Landkreis Freising verlängert. Die Begründung: Der Bau sei unwirtschaftlich. Die Kommunen sind enttäuscht.

Peter Becker

Die Verlängerung der U-Bahnlinie 6 vom Garchinger Forschungszentrum in den Landkreis Freising ist unwirtschaftlich. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Nutzwertstudie des Münchner Verkehrsverbunds MVV, des Landkreises Freising sowie der Gemeinden Eching und Neufahrn. Politiker der betroffenen Kommunen reagieren enttäuscht.

Die U 6 wird nicht von Garching aus in den Landkreis Freising weiterfahren. Die Hoffnungen vieler Wissenschaftler in der Region wurden enttäuscht. (Foto: Foto: Baumgart)

Freisings Landrat Michael Schwaiger sagt, er habe so ein Resultat insgeheim erwartet. Die Studie ergab einen Kosten-Nutzen-Faktor von 0,1 (siehe Kasten). Um staatliche Zuschüsse zu erhalten, müsste dieser Wert mindestens bei 1,0 liegen. "Das Projekt scheitert am Fahrgast-Potential", so Schwaiger. "Schade, die Verlängerung hätte die Attraktivität des südlichen Freisinger Landkreises erhöht." Auch Echings Bürgermeister Josef Riemensberger ist von diesem Wert überrascht. "Dass der so niedrig ist, hätte ich nicht gedacht", sagt Riemensberger.

Sehr geringer Kosten-Nutzen Faktor Im Landkreis München bedauert Landrätin Johanna Rumschöttel ebenfalls, dass die Verlängerung der U6 nicht zu Stande kommt. Die U6, von der Wissenschaftminister Wolfgang Heubisch kürzlich bereits als "Brain-Train" gesprochen hat, hätte die Forschungsinstitute von Martinsried im Süden Münchens über Garching bis hin nach Weihenstephan verbinden können. Das hätte die Erreichbarkeit verbessert: Ein Wunsch, den viele Wissenschaftler an die Landrätin herantragen.

Rolf Zeitler, Bürgermeister von Unterschleißheim und Sprecher der Nord-Allianz, sagte, es sei nun eine politische Entscheidung. "Der Landkreis Freising muss wissen, ob es ihm wert ist, das Projekt in Angriff zu nehmen oder nicht. "Der Wert ist schon verdammt niedrig", beurteilt Zeitler den Kosten-Nutzen-Faktor von 0,1.

Überlegungen zu einem Schnellbus-System Daher will der Landkreis Freising auch die Finger davon lassen. Statt dessen überlegt er, ein Schnellbus-System von Neufahrn nach Garching zu initiieren. Denn das Fahrgast-Potential sei auf dieser Strecke in jedem Fall vorhanden. "Die Planung steckt aber noch in den Kinderschuhen", sagt Landrat Schwaiger. Mit dem MVV sei vereinbart, dieses Projekt im Zusammenhang mit einer Umgehungsstraße für Eching weiterzuverfolgen. Zumindest teilweise sollen eigene Fahrspuren für die Busse eingerichtet werden, um Pünktlichkeit zu gewährleisten. "Erste Detailbetrachtungen" für den Bus-Express, so teilt der MVV mit, "sollen in Kürze gestartet werden".

Garchings Bürgermeisterin Hannelore Gabor hält das Bussystem für keine gute Idee. "Wo sollen wir denn die Trassen her kriegen?", fragt sie. Es sei schon schwer genug, heutzutage einen Radweg genehmigt zu bekommen. Für fragwürdig hält die Garchinger Bürgermeisterin auch, dass die Verlängerung der U6 nicht mehr als Lösung für eine schnellere Anbindung des Flughafens zur Diskussion steht. Sie betrachte dies sehr wohl als eine kurzfristig Alternative zu den "hochtrabenden Plänen", die sie sonst immer zu hören bekomme. Auch Gabor bedauert überdies, dass eine Verbindung der TU-Standorte in Garching und Weihenstephan zumindest in absehbarer Zeit nicht verwirklicht wird.

© SZ vom 30.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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