Süddeutsche Zeitung

Amtsgericht München:Beleidigt, geschlagen, Haare ausgerissen

Eine 22-jährige Münchnerin, die sich bei ihren Touren durch Münchner Clubs immer wieder betrinkt und dabei Türsteher, Gäste und Polizisten verletzt, wird zu einem Jahr und sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Von Andreas Salch

Eigentlich wirke sie wie eine "ruhige, friedliche Person", sagt Amtsrichter Stefan Vollath zu Emily J. Doch da gibt es die Fotos von den Opfern der 22-jährigen Münchnerin. Unter ihnen befinden sich junge Frauen wie sie, Türsteher, Polizisten. Emily J. hat sie entweder beleidigt, geschlagen, ihnen Haarbüschel ausgerissen, ins Bein gebissen oder mit dem Finger ins Auge gestoßen. Passiert ist dies, wenn die 22-jährige Servicekraft in Münchner Clubs unterwegs und heillos betrunken war.

Sitzungssaal A 122 im Amtsgericht am Montagmorgen. Nachdem die Vertreterin der Staatsanwaltschaft die Anklage verlesen hat, erklärt J.'s Verteidiger, Rechtsanwalt Maximilian Grashey, seine Mandantin könne sich leider nicht an das erinnern, was man ihr vorwirft. Aber abstreiten wolle sie auch nichts. Es gibt ja die Fotos. Etwa das einer Friseurin. Ihr hatte die 22-Jährige am 18. April dieses Jahres gegen 3.40 Uhr vor dem Sweet Club am Maximilansplatz ihre ins Haar geschobene Sonnenbrille vom Kopf gezogen und unterstellt, sie würde ihren Freund "blöd anmachen". Emily J. drückte die junge Frau zu Boden und verdrehte ihr den Hals. Als jemand die Polizei alarmierte und Emily J. dies bemerkte, riss sie der Friseurin ein Büschel Haare aus. Emily J. hatte eine Blutalkoholkonzentration von knapp einem Promille.

Noch betrunkener und ähnlich aggressiv war sie auch in zwei weiteren Fällen gewesen, kurze Zeit vor der Attacke auf die Friseurin. Einmal warf sie ihr Handy auf einen Türsteher der Milchbar in der Sonnenstraße. Er hatte sie aufgefordert, sich in der Reihe vor dem Club anzustellen. Die Kollegen des Türstehers brachten Emily J. zu Boden, zwei Streifenwagen-Besatzungen rückten an und nahmen sie mit auf die Inspektion. Bei der Festnahme drückte die 22-Jährige einen Finger in das linke Auge einer Beamtin. Zum Tatzeitpunkt hatte J. eine Blutalkoholkonzentration um die zwei Promille.

Bei der Festnahme beißt sie einen Polizisten in den Oberschenkel

Nur geringfügig weniger war es am 3. April dieses Jahres, als sie am Lenbachplatz von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde, nachdem sie eine andere Frau getreten hatte. Bei ihrer Festnahme biss sie einem Polizisten in den rechten Oberschenkel, als dieser sie mit seinen Kollegen in ein Dienstfahrzeug verfrachtete. "Wie soll's weitergehen?", fragt Richter Vollath die Angeklagte. "Ich habe nicht mehr vor, Alkohol zu trinken", erwidert die 22-Jährige. Die Staatsanwältin fordert unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung und vorsätzlicher Körperverletzung eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Da sei ein "bunter Blumenstrauß an Straftaten" zusammengekommen, resümiert Richter Stefan Vollath.

Ein Jahr und sechs Monate Haft auf Bewährung lautet schließlich das Urteil.

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