Die Münchner Staatsanwaltschaft bleibt bei ihrer Einschätzung, dass es sich bei den neun Morden am Olympia-Einkaufszentrum um einen unpolitischen Amoklauf handelt. Damit widerspricht sie drei Gutachtern im Auftrag der Stadt, laut denen der Anschlag vom 22. Juli 2016 als politisch motivierte, rechte Tat eingestuft werden könne und auch solle. "Ich will davor warnen, das Ganze in eine Schublade zu stecken, auch wenn manche das so wollen", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst. "Das würde der Tat nicht gerecht werden."
Die Frage, wie die Morde von David S. einzuordnen sind, ist heftig umstritten. Kornprobst betonte, es sei unmöglich, die Psyche eines Toten vollständig zu erklären. Die Staatsanwaltschaft habe stets darauf hingewiesen, dass unterschiedliche Motive zu den Morden geführt hätten, darunter Mobbing, eine psychische Erkrankung, aber auch das "krude Weltbild" von David S., das "rechtsradikale Züge" trage.
Zudem habe die Behörde sofort nach Abschluss der Ermittlungen erklärt, dass S. seine Opfer gezielt aus einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ausgewählt habe. "Ich kann nicht nachvollziehen, wenn jetzt jemand sagt: Überraschung, er war ein Rassist", sagte Kornprobst. Der Tat nun einen rechten "Stempel" aufzudrücken, sei eine "grobe Vereinfachung" der vielschichtigen Motive des Täters.