Amanda Blank in der Roten Sonne:Zwischen fremden Bettlaken

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Eine junge Frau aus Philadelphia wird derzeit als neuer weiblicher Hipster-Rapper gefeiert: Amanda Blank. Mit ihren schmutzigen Texten ist sie zu Gast in der Roten Sonne.

Michael Moorstedt

Amanda Blank entstammt einer Hippie-Familie. Das passt ganz gut, spielt ein Großteil ihrer Songtexte doch zwischen den Laken nicht-ehelicher Betten. Die junge Frau aus Philadelphia folgt damit einem sich seit längerer Zeit abzeichnenden Trend weiblicher Hipster-Rapper, angeführt von den beiden Kritikerlieblingen M.I.A. und Santigold.

Für ihre erste Single "I love you" wird Amanda Blank von ihren Fans geliebt. (Foto: Foto: oh)

Eine gewisse Grundfreizügigkeit kann man den Damen nicht absprechen. Es geht hier immer auch um Selbstermächtigung und um die Neudefinition weiblicher Rollenbilder im maskulin dominierten Hip-Hop-Business. Und das gelingt vor allem mit der Strategie, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Amanda Blank verarbeitet in ihren Liedern die pornografischen Text-Ergüsse männlicher Südstaaten-Rapper - nicht in der Form des Zitats, sondern der Karikatur.

Die Songzeilen sind immer noch hochgradig undruckbar, nur eben mit umgekehrten Vorzeichen. Das Musikbett, über das Amanda Blank ihr Programm rappt, zeigt sich erfrischend ideologiefrei. Geschenkt, dass dann doch wieder Jungs an den Reglern im Hintergrund sitzen. Gebastelt wird das Album von den zur Zeit wohl am kreativsten Produzenten im Gewerbe, Breakbeat-Tausendsassa Diplo und TV on the Radio Frontmann David Sitek zeichnen für den Sound verantwortlich.

Die beiden sind eher ungewöhnlichen Ideen als schnödem Chauvinismus verdächtig. Im Studio hat man den seit Jahren sowieso nur noch als Fassade bestehenden Hip-Hop entkernt, nach der Generalsanierung offenbart sich ein vielschichtiges Gebilde, befüllt mit Funk, Rave und Disco. Dagegen ist nichts einzuwenden, geschicktes Klauen war schon immer erfolgversprechend im Popgeschäft.

Übersteuerte Bässe, knarzige Synthesizer und scheinbar willkürlich eingestreute Breakbeats verleihen der Musik Schliff; sie wirkt keinesfalls beliebig sondern gut durchdacht. All das hat man in der Trash-Ästhetik der frühen Achtziger verpackt. Derart ausstaffiert taugt Amanda Blank gleichermaßen für den Avantgarde-Club wie für eine mittelhohe Platzierung in den Mainstream-Charts. Ihrem Debütalbum mit dem erstaunlich braven Titel "I love you" wurde jedenfalls mit vielen Liebeserklärungen geantwortet.

Amanda Blank, Rote Sonne, heute (Donnerstag) um 23 Uhr, Maximiliansplatz 5

© SZ vom 09.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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