Amalienstraße:Politiker, Komiker und ein Widerstandskämpfer

Verruchte Kneipen, berühmte Literaten und mutige Widerstandskämpfer: Die bewegte Vergangenheit der Amalienstraße kennt kaum ein Münchner.

Lisa Sonnabend

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Amalienstraße Maxvorstadt

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Verruchte Kneipen, berühmte Literaten und mutige Widerstandskämpfer: Die Amalienstraße in der Maxvorstadt hat eine bewegte Vergangenheit. Doch kaum ein Münchner kennt die Geschichte der Straße. Ein Streifzug.

Amalienstraße 16

Heinrich Himmler, Reichsführer während der NS-Zeit, wuchs in der Hausnummer 16 auf - zur gleichen Zeit lebte im selben Haus auch der Dramatiker Franz Wedekind.

Fotos: Lisa Sonnabend

Amalienstraße Maxvorstadt

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Amalienstraße 25

Auf der Fensterbank stehen Topfpflanzen, der Boden ist mit braunem Teppich ausgelegt. Das Haus in der Amalienstraße 25 ist ein Mittelklassehotel - und so wirkt es auch. Nichts deutet mehr darauf hin, dass an diesem Ort in den zwanziger Jahren bekannte Künstler und Literaten ein- und ausgingen.

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Es ging anders zu damals, als hier noch das Café Stefanie stand, als hier Künstler und Literaten nächtelang diskutierten und tranken, als Revolutionäre sich Umsturzpläne ausdachten, als die Münchner erste Erfahrungen mit Kokain machten und als die "Elf Scharfrichter" hier ihr berühmtes Kabarett gründeten. Das Café Stefanie, das auch Café Größenwahn genannt wurde, war mindestens genauso berühmt wie der Simpl von Kathi Kobus, bis die Kneipe in der Amalienstraße 1943 von einer Bombe zerstört wurde.

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Amalienstraße Maxvorstadt

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Amalienstraße 36

Hinter der Amalienstraße 36 verbarg sich die Amalienschule. Der spätere bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß ging hier zur Schule.

Amalienstraße Maxvorstadt

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Amalienstraße 44

Bereits eineinhalb Jahre vor Graf kämpfte Walter Klingenbeck in der Amalienstraße gegen die Nazis. Der Schalttechnik-Lehrling traf sich anfangs mit Verbündeten, um unerlaubt ausländische Radiosender abzuhören. Später konstruierte er einen Geheimsender, mit dem er und seine Gruppe anti-nationalistische Beiträge weiterverbreiteten wollten. Ein Senderstandort war die Wohnung von Klingenbecks Eltern in der Amalienstraße 44. Dort kam es zu ersten Probesendungen.

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Walter Klingenbeck

Doch 1941 malte Klingenbeck eines Nachts V-Zeichen an Gebäude in Bogenhausen. Unvorsichtig erzählte er von dieser Aktion - und wurde prompt denunziert. Am 5. August 1943 wurde Klingenbeck in Stadelheim im Alter von nur 19 Jahren hingerichtet. "Nimm die ganze Sache nicht tragisch", schrieb Klingenbeck am Tag seines Todes einem Freund. "Ich weiß, wofür ich sterbe."

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Leben in der Amalienstraße

Heute machen kleine Cafés, Restaurants und die Studenten der Ludwigs-Maximilians-Universiät das Lebensgefühl der Straße aus. Bekannt ist die Amalienstraße auch für ihre zahlreichen Antiquariate.

Amalienstraße Maxvorstadt

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Amalienstraße 65

Das Antiquariat Wölfle wird bereits in der fünften Generation geführt. Seit 1923 ist es in der Amalienstraße zu finden, zunächst hinter der Hausnummer 75, seit 1938 hinter der Nummer 65.

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Universität

Das Verhältnis der Bewohner der Amalienstraße zur Universität war nicht immer ungetrübt. Als in den siebziger Jahren der Ausbau der Universität beschlossen wurde, sollten zahlreiche Mieter ihre Wohnungen verlassen. Die Bewohner gründeten die "Aktion Maxvorstadt", hängten Plakate mit der Aufschrift "Wir wehren uns" an die Fenster und brachten die Medien auf ihre Seite: Doch sie hatten wenig Erfolg und mussten die Häuser räumen. Das Wohnviertel um die Amalienstraße wurde mehr und mehr zu einem Verwaltungs- und Universitätsviertel.

Amalienstraße Maxvorstadt

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Amalienstraße 79

Der Komiker Gerhard Polt hat den Häuserkampf der Maxvorstädter in einem Hörspiel verarbeitet: Der "Herr Dachs aus der Amalienstraße" versucht darin, sein Café gegen die Uni zu verteidigen. Erfolglos. Polt lebte damals im Haus Nummer 79.

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Amalienstraße 87

Auch die "Witwe Bolte" musste einem Neubau weichen, in den siebziger Jahren wurde sie durch die Amalienpassage ersetzt. In den sechziger Jahren hatte hier Münchens bekanntester Regisseur Rainer Werner Fassbinder seine Karriere begonnen. Sein "antitheater" sollte die "absolute Alternative sein zum normalen Schauspielbetrieb". Und das wurde es auch. Die Gruppe war wie eine Kommune hierarchiefrei organisiert, die Stücke waren provokant, die Texte enthielten obszöne Wörter, die Kasse klingelte. Doch Fassbinder beanspruchte für sich nach und nach die Leitung der Gruppe, finanzierte mit dem Gewinn des Theaters seine Filmprojekte und verbrachte kaum noch Zeit in der "Witwe Bolte". Die Schauspieler des "antitheaters" bekamen in Fassbinders Filmen höchstens noch kleine Nebenrollen.

Fotos: Lisa Sonnabend

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