Am Viktualienmarkt:Edeka soll die Schranne retten

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Die Schrannenhalle will endlich aus den roten Zahlen kommen. Ein Edeka soll den chronisch defizitären Einkaufstempel retten. Hallenbetreiber Hammer verhandelt bereits mit der Stadt, denn die muss den Supermarkt genehmigen. Doch dort ist die Skepsis groß.

Von Dominik Hutter und Franz Kotteder

Edeka statt Käfer: In die Schrannenhalle soll ein Edel-Supermarkt einziehen - zumindest, wenn es nach Hans Hammer geht. Der Chef des chronisch defizitären Einkaufstempels an der Blumenstraße will endlich aus den roten Zahlen kommen, und da trifft es sich gut, dass offenbar Feinkost Käfer, der einen großen Teil der Fläche gemietet hat, den Absprung plant.

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Jahrelang undenkbar, jetzt auf einmal ein Zukunftsmodell: die Einbeziehung der Schranne in den Viktualienmarkt. Weder Investor Hans Hammer noch die Händler schließen eine Zusammenarbeit aus. Doch bevor es dazu kommt, müssen noch ein paar Dinge geregelt werden.

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Die Pläne sind weit gediehen, der Supermarkt-Betreiber Simmel ist zusammen mit Hammer bereits im Rathaus vorstellig geworden. Dort allerdings hat man Bauchschmerzen: Denn ein Supermarkt war im einst so ehrgeizigen Konzept für die historische Eisen-Glas-Konstruktion nie vorgesehen. Zudem wollen die Stadträte unbedingt verhindern, dass der benachbarte Viktualienmarkt direkte Konkurrenz bekommt und damit auf längere Sicht an Attraktivität verliert.

Offiziell gibt sich Hammer bislang bedeckt und verweist auf eine für diesen Dienstag angekündigte Pressekonferenz, der ein Gespräch mit den Händlern des Viktualienmarkts folgen soll. Rathaus-Politiker bestätigen aber erste Verhandlungen mit Hammer. "Beschlossen ist noch nichts", betont SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. "Das ist leider ein ganz vertracktes Thema." Hammer wolle die Fläche im Erdgeschoss, auf der jetzt noch die Regale von Feinkost Käfer stehen, an Simmel vergeben. Dazu allerdings muss die Stadt eine Nutzungsänderung genehmigen, der bisherige Erbpachtvertrag lässt keinen Supermarktbetrieb zu.

Die Schranne läuft nicht, wie sie sollte

Nicht alles läuft so, wie es soll in der Schrannenhalle. (Foto: Stephan Rumpf)

Dass die Schrannenhalle trotz ihrer zentralen Lage nicht so läuft, wie sie sollte, ist seit Jahren ein offenes Geheimnis. Und ein Problem, das die Politik durchaus ernst nimmt. "Eine Schrannenhalle, die nicht funktioniert, kann nicht im Interesse der Stadt sein", sagt FDP-Fraktionschef Michael Mattar. Reissl fürchtet gar, dass Hammer den Laden irgendwann komplett zusperren könnte, sollten ihm die Kosten über den Kopf wachsen. Dies gelte es unbedingt zu verhindern.

Nur: Die Touristenattraktion Viktualienmarkt soll möglichst auch keinen Schaden nehmen - und das ist laut Reissl nicht auszuschließen, wenn gleich nebenan in der Schranne ein hochwertiges Lebensmittelsortiment auf Käufer wartet. "Das Besondere am Viktualienmarkt ist ja, dass er als Lebensmittelmarkt funktioniert", sagt Reissl. Dass es eben zahllose Kartoffel- und Obstsorten, Wild oder Fisch zu kaufen gebe, und keine Socken, Sonnenbrillen oder Luftballons. Andererseits aber soll auch die Schrannenhalle nicht zur Billig-Adresse verkommen.

Reissl will deshalb bei der möglichen Gestaltung des Edel-Marktes darauf achten, dass typische Ramsch-Accessoires wie grelle Neonreklame oder Plakate à la "100 Gramm Kochschinken 1,99 Euro" fernbleiben. Auch wenn wahrscheinlich streng genommen ein Discounter für den Viktualienmarkt verträglicher wäre als ein hochwertiges Sortiment - Simmel passe besser zur Schranne als Aldi, Lidl und Co, sagt Reissl und seufzt: Eine "schwierige Debatte" sei das.

Käfer will den Vertrag erfüllen

Käfer will seinen geplanten Auszug bislang nicht bestätigen. Man habe einen langfristigen Vertrag, den man auch erfüllen werde. Allerdings räumte eine Sprecherin ein, dass der Feinkosthändler immer mehr von dem "Shop-in-Shop"-Konzept wegkomme, weil man festgestellt habe, dass separate Käfer-Läden besser laufen.

Bei den Grünen stoßen die Supermarkt-Pläne auf Ablehnung. "Wir sehen das als Banalisierung dieses Projektes an", sagt Stadtrat Paul Bickelbacher. Bevor man derlei Änderungen genehmigt, sollten andere, städtebauliche Möglichkeiten ausgeschöpft werden. So wirke die im Kopfbau der Schranne untergebrachte Pschorr-Gaststätte wie ein Riegel: Viele Passanten vom Viktualienmarkt gingen an diesem von zahlreichen Tischen und Stühlen gesäumten Engpass nicht mehr weiter.

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Vielleicht müsse aber auch die Halle selbst einladender und durchlässiger wirken, durch im Sommer offen stehende Türen zum Beispiel. Bickelbacher könnte sich zudem vorstellen, das gesamte Umfeld städtebaulich attraktiver zu machen - durch eine Sperrung der Prälat-Zistl-Straße.

Reissl hält das nicht unbedingt für ein Patentrezept: Die dortigen Cafés und Restaurants in Richtung Sebastiansplatz seien stets gut gefüllt. "Das ist doch ein attraktives Stück Innenstadt." Die Riegel-Theorie aber stimme: "Am Pschorr kommt man nicht vorbei."

© SZ vom 22.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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