Altstadt:Stapeln und Aufstocken

Wiese Münsinger Straße

In Obersendling gibt es Protest, weil das verbliebene Grün an der Münsinger Straße auch noch zugebaut werden soll.

(Foto: oh)

Die Grünen wollen Grün erhalten - aber sich dem Wohnungsdruck nicht verschließen

Von Birgit Lotze, Altstadt

Wohnungen bauen und Grün erhalten - wie soll das gehen? Die Grünen im Stadtrat wollen die öffentliche Diskussion anregen und haben deshalb am Dienstagabend im Hofbräuhaus Ideen und Lösungsansätze für München präsentiert. Im Stadtrat haben sie es schwer, ihre Forderungen in die Politik einzubringen. Wie die Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Katrin Habenschaden anmerkte: "Wir suchen neue Verbündete, denn im Rathaus haben wir die leider nicht."

Dass das Thema viele Münchner interessiert, zeigte schon ihre Anwesenheit: Der Saal war brechend voll. Stadtplaner, Green City, Bürgerinitiativen, die gegen zunehmende Verdichtung protestieren, Bürger, die sagten, die Stadt habe keine Strategie, wie man der Verknappung von Freiflächen begegnen kann. Immer mehr werde auf Grünflächen zugegriffen, so wie aktuell auf eine Wiese an der Münsinger Straße in Obersendling, wo eine Grünfläche bereits bebaut wurde und jetzt auf dem verbliebenen Wiesenstück ein Container für eine weitere Kindertagesstätte errichtet werden solle - obwohl diese sogar als Ausgleichsfläche für ein nahes Neubaugebiet gelte. "Wir müssen den Flächenverbrauch in der Stadt steuern, so, dass wir nicht am Ende des Tages darüber nachdenken müssen, wie wir die Stadt wieder lebenswert machen", sagte Gülseren Demirel, Sprecherin der Grünen für den Bereich Wohnen.

Den Grünen ist vor allem wichtig, bestehende Grünflächen nicht anzutasten. Trotzdem wollen sie sich nicht vorwerfen lassen, gegen Wohnungsbau oder sogar den Neubau von Kinderbetreuungseinrichtungen zu sein. Doch bevor man eine Grünfläche bebaue, solle man sich zunächst die versiegelten Flächen anschauen, so Demirel. Die Strategie, die die grünen Stadträte vorschlagen: Stapeln, aufstocken, verdichten, ohne dem Nachbarn zu nahe zu kommen. "Wachstum und gleichzeitig die Lage verbessern", fasste es der Sprecher für Stadtentwicklung Paul Bickelbacher in Stichpunkten zusammen. "Unorte besser gestalten, die Stadt nicht nach außen erweitern, sondern innen entwickeln und möglichst autofrei erschließen - da liegen wahnsinnige Potenziale."

Fallbeispiele für ein Umsetzen solcher Vorschläge sahen zwei geladene Architekten aus den Büros Delaossa und Grassinger Emrich zuhauf in München. Sie forderten, Ideenwettbewerbe auszuloben und hatten auch selbst einige Ideenskizzen mitgebracht. In ihren Modellen werden Parkplätze wie im Euro-Industrie-Park, ein Relikt aus Zeiten, als Platz noch kein Mangel war, sämtlich unter die Erde verlegt. Discounter sind mehrstöckig, haben Wohnblöcke und Fußballfelder auf ihren Dächern und zwischen den Gebäuden viele Plätze und grüne Wegebeziehungen. Die Ständlerstraße, nach Ansicht der Architekten ein "Transitraum für Autos mit stark trennender Wirkung", verschwindet in ihren Skizzen zum Teil an Kreuzungspunkten unter Grünbrücken, es gibt Parks und Plätze. Fahrbahnabschnitte sind für Sportplätze überdeckelt. Mancher Zuhörer sah trotz Begrünung auch hier noch zu viel Asphalt und zu wenig Klimaschutz. Die Grünen hoffen hingegen, eine innerstädtische Diskussion anzuregen.

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