Altstadt:Schöne Schleichwege

Altstadt: Sehenswert: In den Blocks an der Sonnenstraße finden sich kleine Passagen.

Sehenswert: In den Blocks an der Sonnenstraße finden sich kleine Passagen.

(Foto: Haas)

Die kleinen Passagen, die zwischen Sendlinger Tor und Josephspitalstraße von der Sonnenstraße abzweigen, müssen nach Ansicht des Planungsreferates unbedingt erhalten bleiben

Von Alfred Dürr, Altstadt

Es sind vor allem Bürohäuser im Baustil der Nachkriegsarchitektur, die wesentliche Abschnitte der Sonnenstraße prägen. Lediglich die Gebäude direkt am Sendlinger-Tor-Platz, in denen sich auch das Kino findet, stehen auf der Denkmalliste. Auch das renovierte Hochhaus namens Sonnencarree ist bemerkenswert. Ansonsten setzt der etwa 300 Meter lange Block zwischen Josephspitalstraße, Herzog-Wilhelm-Straße und Sendlinger-Tor-Platz mit den Geschäften und Büros im Erscheinungsbild der Altstadt keine Aufsehen erregenden Akzente. Doch die Immobilien haben mit ihren Passagen und Höfen innere Qualitäten. Die Stadt räumt den für alle offenen Durchgängen einen so hohen Wert ein, dass sie diese nun unter besonderen Schutz gestellt hat.

Das Mittel dazu ist die Aufstellung eines Bebauungsplans für diesen Bereich. Einen entsprechenden Beschluss hat der Planungsausschuss des Stadtrates nun gefasst. Den Vorgang ins Rollen gebracht hatte ein Abriss mit nachfolgendem Neubau innerhalb des Blocks. Früher gab es dort ebenfalls Durchgänge und einen Innenhof. Die Stadt hatte keine rechtlichen Möglichkeiten, wieder eine Passage zu fordern. Im Planungsreferat war man sich aber ganz klar darüber, dass man handeln musste - die Altstadt sei einem starken Veränderungsdruck ausgesetzt, hieß es. Investoren und Einzelhändler wollten die knappen Flächen möglichst profitabel verwerten. Da aber die Passagen und Höfe ein typisches Erscheinungsmerkmal im Gefüge der Altstadt seien, dürften sie nicht überbaut werden.

Eben diese Durchgänge stellen nach Ansicht des Planungsreferates eine attraktive Ergänzung zu den öffentlichen Routen in der Innenstadt dar. Stadtheimatpfleger Gert Goergens hat in seinen Ende vergangenen Jahres veröffentlichten Leitlinien für das Planen und Bauen in der Altstadt ausdrücklich auf die Bedeutung dieser Wegeverbindungen hingewiesen. Die stadträumliche Abfolge von Straßen und Plätzen sowie das System von Querverbindungen durch Passagen und offene Höfe bildeten die unverwechselbaren Charakteristika der Innenstadt und zeugten von der Stadtgeschichte, heißt es darin.

Die Durchgänge spielen für die Stadt eine wesentliche Rolle, wenn es um die weitere Entwicklung des Zentrums geht. Nicht nur die Erhaltung bestehender Verbindungen sei deshalb wichtig, sondern auch der Ausbau dieser speziellen Wege. Die Passanten würden davon profitieren und die Innenstadt könne in ihrer Funktion als "erlebnisreicher und vielfältiger Einkaufsort" gestärkt werden. Denn mit den "Schleichwegen" kann man auch sogenannte Nebenlagen aufwerten, die sich oft im Schatten der bekannten Hauptrouten befinden. Aber in der Debatte um die sogenannte Nachverdichtung vor allem in der Innenstadt geraten diese kleinen Seitenpfade immer stärker ins Visier von Investoren. Die bisherige kleinteilige Struktur der Läden droht zu verschwinden, damit möglichst großflächige Geschäfte entstehen können.

Nicht nur die Sonnenstraße ist ein Beispiel für diese Entwicklung. Auch entlang der Sendlinger Straße oder am Viktualienmarkt gab es Debatten über den Erhalt von Passagen. An der Sendlinger Straße ging es vor einigen Jahren um den Durchgang zur Kreuzstraße im Zuge eines Neubauvorhabens. Der Bezirksausschuss setzte sich mit Nachdruck dafür ein, dass die Verbindung nicht versperrt wird.

Als ein ehemaliger Bürokomplex am Viktualienmarkt zum Hotel Louis umgebaut wurde, machte die Stadt den Erhalt des Durchgangs zum Rindermarkt zur Bedingung. Die Geschäfte zogen nach dem Umbau wieder an ihre angestammten Plätze. Moderne Ausprägungen der Passagensysteme in der Altstadt sind zum Beispiel die "Fünf Höfe" oder das Quartier "Hofstatt".

Im Fall der Sonnenstraße, die auch Teil des stark befahrenen Altstadtrings ist, setzt die Stadt vor allem auf eine bessere "Durchlässigkeit" für die Fußgänger; die trennende Wirkung des Altstadtrings zwischen der Altstadt und der Ludwigsvorstadt könne so gemindert werden. Deswegen haben es auch die jeweiligen Bezirksausschüsse für die beiden Viertel mit Nachdruck begrüßt, dass die Stadt die Passagen in der Sonnenstraße unter Schutz stellt.

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