Altstadt:Münchens Wasserspender

Altstadt: Willkommene Erfrischung: Der Pettenkofer-Brunnen an der Alten Akademie gilt heute als verschollen.

Willkommene Erfrischung: Der Pettenkofer-Brunnen an der Alten Akademie gilt heute als verschollen.

(Foto: Privat)

Ein Brunnen soll wieder an Max von Pettenkofer erinnern

Von Julian Raff, Altstadt

Ihr hervorragendes Trinkwasser verdanken die Münchner dem voralpinen Klima und der nacheiszeitlichen Geologie, ebenso sehr aber auch Max von Pettenkofer. Die Idee, den Namen des Hygienepioniers nicht nur in Straßen, wissenschaftlichen Instituten und Denkmälern zu ehren, sondern auch mit einem Trinkwasserbrunnen, liegt da nahe und lebt gerade wieder frisch auf. Ein modern gestalteter Pettenkofer-Brunnen ohne trinkbares Wasser steht bereits im Innenhof des Pettenkofer-Instituts, ein erstes Wasser spendendes Denkmal gab es dagegen bereits vor 120 Jahren.

Am 17. September 1899, noch zu Lebzeiten des Forschers, der sich anderthalb Jahre später, 82-jährig und schwer krank, das Leben nahm, wurde an der Ostfassade der Alten Akademie an der Neuhauser Straße ein Wandbrunnen aus Marmor eingeweiht, der Pettenkofers Bild in einer Bronzeplakette trug. Sauberes Wasser aus frei zugänglicher Quelle war damals nicht bloß ein Beitrag zur Hygiene oder willkommene Erfrischung: Den Brunnen gestiftet hatte ein "Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke". Der grassierende Alkoholismus jener Zeit hatte seinen Ursprung nicht nur im sozialen Elend, sondern schlicht auch in der fehlenden Verfügbarkeit nichtalkoholischer Getränke. Brunnen, ganz zu schweigen von den Stadtbächen, waren lange Zeit belastet. Gaststätten schenkten oft nur Bier aus, das folglich als einziger Durstlöscher herhielt - auch noch um 1900, nachdem sich die Situation in München, dank Pettenkofer erheblich verbessert hatte. Als typisch Münchnerisch kann eine Hundetränke gelten, die, auf Dackelhöhe angebracht, auch den Zamperln Wasser spendete - alles zusammen sauber angeschlossen an die damals noch recht neue Abwasserkanalisation, ebenfalls eine Pettenkofersche Errungenschaft.

Der Brunnen sprudelte bis zum Sommer 1944, als die massiven Luftangriffe, auch die Alte Akademie massiv beschädigten und diverse Zierelemente abgebaut und in Sicherheit gebracht wurden. Die im Renaissancestil gestaltete Marmorschale samt Plakette galt seither als verschollen. Auf Initiative eines geschichtsbewussten Bürgers und mit Hilfe des Bezirksausschusses könnte eine Replik des Brunnens nun aber wieder an den alten Platz zurückkehren. Der BA-Vizevorsitzende und Historiker Wolfgang Püschel (SPD) nahm einen entsprechenden Antrag zum Anlass für Recherchen. Anders, als Püschel zunächst angenommen hatte, stellte sich heraus, dass der Brunnen nicht mehr irgendwo in städtischen Beständen eingelagert ist, die Restaurierung des Originals also ausscheidet. Anhand historischer Pläne und Fotos ließe sich aber eine materialgetreue Replik fertigen. Püschel hofft dabei auf Unterstützung des Akademie-Investors René Benko, dessen Signa-Gruppe das Gebäude auf 65 Jahre gepachtet hat und einen umstrittenen Umbau plant. In der Kritik steht Benko vor allem wegen der teilweisen Einverleibung der Hettlage-Arkaden ins künftige Gebäude. Wohlwollen, beziehungsweise finanzielle Unterstützung für den Brunnen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Arkaden, dürfte dem angegriffenen Image des Investors kaum schaden, davon ist auch eine Mehrheit im BA überzeugt und beauftragte Püschel, sich mit der Signa-Gruppe in Verbindung zu setzen. Unterstützung bräuchte das Projekt unter anderem von Unterer Denkmalschutzbehörde sowie dem Stadtrat. Letzterer hat erst vor knapp einem Jahr eine Trinkbrunnen-Initiative mit Standorten in ganz München auf den Weg gebracht.

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