Altstadt/Maxvorstadt:Eine Frage der Optik

Ex-Finanzminister Kurt Falthauser beklagt den Zustand von Siegestor und Feldherrnhalle, aber das Baureferat sieht dafür keinerlei Anlass

Von Alfred Dürr, Altstadt/Maxvorstadt

Vom Einsturz bedroht sind zwei der bedeutsamsten Monumental-Denkmäler Münchens bestimmt nicht. Aber das Siegestor und die Feldherrnhalle erscheinen alles andere als in hervorragender baulicher Verfassung. Witterung und andere Umwelteinflüsse haben dem Triumphbogen am nördlichen Ende der Ludwigstraße und der klassizistischen Loggia am Odeonsplatz zugesetzt. Schwarze Flecken oder bröselndes Gestein machen sich an vielen Stellen dieser Wahrzeichen der Stadt unschön bemerkbar.

Auf diesen Zustand hat nun der frühere bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) OB Dieter Reiter (SPD) und Finanzminister Markus Söder (CSU) in einem Brief hingewiesen. Stadt und Staat seien aufgerufen, die beiden historischen Bauten, die an der Ludwigstraße wichtige architektonische Akzente setzten, "alsbald zu renovieren".

Die Stadt hat vor, das Umfeld des Siegestors neu zu gestalten. Aus einer bislang eher öden Straßenfläche in Richtung Universität soll nach historischem Vorbild eine Pappelallee mit breiten Gehwegen werden. Das städtische Baureferat hat das Konzept "Platzoffensive Siegestor" fertig. "Ich halte das für eine nette, aber keine triumphale Idee, solange das Siegestor selbst in einem erbärmlichen Zustand ist", schreibt Faltlhauser. In Klammern fügt er hinzu, dass König Ludwig I. raffinierterweise die Zuständigkeit für den Triumphbogen der Landeshauptstadt München übergeben habe, um sich die Folgekosten zu sparen.

Wenn also die Landeshauptstadt geneigt sei, das Siegestor zu verschönen, so überlegt der Staatsminister der Finanzen a.D., ist auch der Freistaat Bayern in Zugzwang und könne der Feldherrnhalle wieder ein ordentliches Aussehen verleihen.

Als Kurt Faltlhauser, der als Rechtsanwalt in einer Kanzlei mit Sitz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Siegestor tätig ist, noch als Minister in Amt und Würden war, hat er sich speziell auch um Bauthemen gekümmert. Dem Finanzministerium unterstehen mit der bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung große Bereiche des kultur- und landesgeschichtlich bedeutsamen Bauerbes. In München ließ Faltlhauser unter anderem wichtige Denkmäler neu in Szene setzen. So räumte er auf mit der tristen Hinterhof-Atmosphäre an der Residenz und machte das Ensemble um den Marstallplatz zu einem sehenswerten Anziehungspunkt. Das Cuvilliéstheater bekam ein überdachtes Foyer. Bessere Beleuchtungsverhältnisse im Herkulessaal waren dem Minister ebenfalls ein Anliegen. Mit dem damaligen Oberbürgermeister Christian Ude handelte Faltlhauser einen Finanzdeal zur Umwandlung der historischen Messehallen auf der Schwanthalerhöhe in das Verkehrszentrum des Deutschen Museums aus.

Die Sorge um das Stadtbild und den Zustand des historischen Ambientes treibt Faltlhauser nach wie vor um. So fordert er beispielsweise den autofreien Max-Joseph-Platz vor der Oper und der Residenz. Jetzt hat er die Feldherrnhalle und das Siegestor im Visier. Denn, so argumentiert er, die Ludwigstraße glänze heute wie nie zuvor in der Nachkriegszeit. Die wichtigsten Fassaden auf dieser Prachtmeile seien in den vergangenen Jahren hervorragend restauriert worden. Vor dieser Kulisse dürften ausgerechnet die Bauten, die diese Straße im Norden und Süden begrenzen nicht ins Hintertreffen geraten.

Nach Auskunft des städtischen Baureferats ist das Siegestor in einem guten baulichen Zustand. Ende der Neunzigerjahre sei es umfangreich saniert worden, teilt Referatssprecherin Dagmar Rümenapf mit: "Natürlich treten bei Naturstein-Denkmalen umweltbedingte Verunreinigungen auf, aber eine Komplettreinigung ist deswegen nicht nötig." Aus dem Finanzministerium war kein Kommentar zu Falthausers Vorstoß zu erhalten.

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