Altstadt:Für Iren Pflicht

Frank Mclynn Grand marshal St patrick Day

Am Odeonsplatz spielt Frank McLynn mit der Fiddle auf.

(Foto: privat)

Frank McLynn dirigiert den St. Patrick's Day

Von Jutta Czeguhn, Altstadt

Es gibt absolut nichts, das Frank McLynn davon abhalten könnte, sich am 13. März 2016 in seinen grünen Frack zu werfen und zur Münchner Freiheit zu eilen. Ohne den 62-Jährigen würde sich dort nichts und niemand in Bewegung setzen. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter müsste in seiner Kutsche warten. Denn erst wenn McLynn auftaucht und das Zeichen zum Aufbruch gibt, wird sich die jährliche Parade am St. Patrick's Day Richtung Odeonsplatz in Bewegung setzen.

Der Ire mit dem markanten D'Artagnan-Bart und der Fliege ist der "Grand Marshall", der Zeremonienmeister, dieser Traditionsveranstaltung. Vor über 20 Jahren hatte er zusammen mit seiner Frau Alison Moffat und seinem Landsmann Paul Daly die verrückte Idee, den irischen Nationalfeiertag auch in München zu feiern, nach dem Motto "everybody's Irish". Damals marschierten etwa 3000 heimwehgeplagte Exil-Iren mit bei der Parade zu Ehren von Sankt Patrick. Mittlerweile ist das Münchner Spektakel das größte seiner Art auf dem europäischen Festland. Gefeiert wird in München aus organisatorischen Gründen immer am Sonntag vor dem 17. März, dem eigentlichen St. Patrick's Day, denn da lässt sich die Straße für die Parade problemlos sperren. Bis zu 30 000 fühlen sich an diesem Tag irgendwie irisch und schunkeln vor der Feldherrnhalle zu Live-Musik. Frank McLynn vermutet: "70 Prozent der Leute dort haben keinen Schimmer, wer der Heilige Patrick war." Das sei aber in Ordnung, die Nationalität spiele keine Rolle, Hauptsache, es werde friedlich gefeiert. Den Menschen Irland und seine Traditionen näherzubringen, aber auch Kultur und die Völkerverständigung zu fördern, dazu habe er 1986 den Deutsch-Irischen Freundeskreis e. V. in Bayern gegründet.

Grand Marshall McLynn, der seit 40 Jahren in München lebt, hat den St. Patrick's Day in all den Jahren noch nie ausfallen lassen. "Selbst mit einer fiesen Erkältung aus dem Bett gekrabbelt", sagt er. Was müsste geschehen, um diesen Vollblut-Iren vom St. Patrick's Day fernzuhalten? "Never, erst wenn ich ein paar Meter unter der Erde liege", beteuert er. Eines aber müsse man wissen, eine große Massen-Sause wie die am Odeonsplatz, sei eigentlich ein US-Reimport, vergleichbar mit Halloween. Irischstämmige Amerikaner hätten die Tradition der St.-Patrick's-Day-Paraden zurück nach Europa gebracht. In seiner Kindheit in einem kleinen Ort in der mittelirischen Grafschaft Westmeath habe man den Tag eher ruhig bei einer Tasse Tee gefeiert. So in etwa muss man sich den 17. März bei Frank McLynn daheim auch vorstellen, ein paar Tage nach dem großen Event am Odeonsplatz: "Alison und ich werden ein schönes irisches Essen haben mit Steak und Roasted Potatoes."

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