Altstadt:Flaschen und Becher, Kippen und Koks

Altstadt: Schülerinnen und Schüler sammeln die Wochenendabfälle im Englischen Garten. Im Jahr 2017 wurden hier 150 Tonnen Müll entsorgt.

Schülerinnen und Schüler sammeln die Wochenendabfälle im Englischen Garten. Im Jahr 2017 wurden hier 150 Tonnen Müll entsorgt.

(Foto: Robert Haas)

Schülerinnen und Schüler des Luitpoldgymnasiums sammeln Müll im Englischen Garten - das Ergebnis ist erschreckend

Von Jann-Luca Künßberg, Altstadt

"Das LPG sammelt euren Müll", steht auf einem Transparent auf der Eisbachwiese im Englischen Garten. Davor türmt sich Buntes: Bierflaschen, Pappbecher und Verpackungsmüll, vor allem von Geflügelwienern. Zigarettenstummel füllen mehr als zehn große Zippbeutel bis zum Rand, mattieren das durchsichtige Plastik mit Asche. "Erst wenn man den Müll gestapelt sieht, entfaltet das seine Wirkung", sagt das vorbeilaufende Ehepaar Lauckohr aus Wien, "man kann nur hoffen, dass diese Generation daraus lernt." Viele vorbeispazierende Menschen fixieren die Müllberge mit ihren Blicken, einige fangen auch gleich hitzige Diskussionen an.

Neben der Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler des Luitpold-Gymnasiums (LPG) ist genau diese Aufmerksamkeit ein Hauptaugenmerk des Schulprojektes. Von der fünften bis zur achten Klasse sammeln die Kinder und Jugendlichen am Montagvormittag die herumliegenden Abfälle auf dem gesamten Parkareal. Die Müllabfuhr hatte das Gelände am Wochenende umfahren, um der Schule bei der Veranschaulichung des Müllproblems im Englischen Garten zu helfen. Trotz des schlechten Wetters am Sonntag kommen Unmengen an Müll zusammen, neben Merkwürdigem wie einem Stromkabel oder einem Feuerwehrschlauch und Erwartbarkeiten wie Batterien finden die Schüler auch Kondome, Unterwäsche und zwei restvolle Beutel Kokain. Zur Sicherheit sind die ganze Zeit über Klassenlehrer mit im Park, die bei solchen Funden einschreiten und aufklären können. Und natürlich sind da die vielen Kippen: "Ein Zigarettenstummel verunreinigt etwa 40 Liter Wasser, allein unsere Gruppe hat heute bestimmt über 200 gefunden", erzählt der 13-jährige Joseph Jarisch aus der 7 a. Solche Fakten werden parallel in der Schule vermittelt. Während ein Teil der Klassen im Park sammelt, wird der andere auf dem Schulhof an zahlreichen Ständen spielerisch informiert, nach zwei Stunden wird gewechselt. Naturschutzorganisationen, Stiftungen und sogar ein Kaffee-Franchise erklären Umweltschutz ganz ohne Flyer, dafür mit Becherlupen und Recup-Bechern. Anderthalb Jahre hat der Umweltbeauftragte des Gymnasiums an dem Projekttag geplant. Am Ende werden die Schülerinnen und Schüler dann Kunst aus dem gesammelten Müll kreieren, als Preise können die Klassen einen Walderlebnistag und einen Ernährungs-Workshop gewinnen. Erste kreative Ideen gibt es schon beim Müllsammeln: Vielleicht ein Abbild des Schulgründers Luitpold von Bayern, "der hat so einen Rauschebart, den kann man gut mit Zigarettenstummeln darstellen", sagt Joseph Jarisch.

Vor allem um den Chinesischen Turm herum hätten sie viel gefunden, erzählen die Kinder der 7 a. In ruhigeren Ecken dagegen finde man fast gar nichts, dafür neben den Mülleimern, von denen es im Park viele gibt. Schockierend findet das Antonia Süß aus der Klasse, "wir können das gerne wiederholen". Ohnehin sind sich die meisten hier einig: Eine gute Abwechslung zum normalen Unterricht ist das Müllsammeln allemal.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: