Altstadt:Firsthöhe setzt Akzente

Altstadt: Der frühere Sattler- und heutige Georg-Kronawitter-Platz.

Der frühere Sattler- und heutige Georg-Kronawitter-Platz.

(Foto: Catherina Hess)

Das City-Parkhaus und die ehemalige Post am Georg-Kronawitter-Platz sollen abgerissen werden. Die dort vorgesehenen Kopfbauten von Stararchitekt Norman Forster sind bei der Planerörterung umstritten

Von Julian Raff, Altstadt

Ein Fenster in die Zukunft, in doppelter Hinsicht, konnte am Mittwochabend öffnen, wer am ersten digitalen Erörterungstermin des Planungsreferates teilnahm. Es ging zum einen ums künftige Gesicht des zentral und doch etwas versteckt gelegenen Georg-Kronawitter-Platzes (früher Sattlerplatz), zwischen Färbergraben und Fürstenfelder Straße. Zum anderen erprobte das Referat die Verlagerung der öffentlichen Planerörterungs-Runden ins Internet, pandemiebedingt, eventuell aber auch als Dauerlösung. Die Premiere lief ohne technische Pannen, als anderthalbstündiger Video-Livestream mit Vertretern des Planungsreferats, der Vorsitzenden des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel, Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne), und 102 Zuschauern.

Vor allem wegen der Bauhöhe ist das Vorhaben nicht unumstritten, auch wenn der 2018 nach dem verstorbenen Alt-OB benannte, 9500 Quadratmeter große Platz zwischen dem Hirmer- beziehungsweise City-Parkhaus und dem früheren Postgebäude derzeit kein städtebauliches Prunkstück abgibt. Die beiden Randgebäude sollen abgerissen werden. An ihrer Stelle sieht der grundlegende Masterplan aus dem Büro des Londoner Stararchitekten Norman Foster zwei neue Kopfbauten vor, die einen mittleren, aufgeständerten Solitär flankieren. Während die Wandhöhen der Kopfbauten mit 22 Metern im Rahmen der Umgebung bleiben, setzen die Firsthöhen dank zweier zurückgesetzter Dachgeschosse mit 28 Metern bereits einen Höhenakzent. Der Solitär könnte mit zwei zusätzlichen Staffelgeschossen insgesamt 31 Meter erreichen und so das Ensemble um noch einmal drei Meter überragen. Am Boden sollen Besucherströme in einer neu geschaffenen Fußgängerzone über den Platz "fließen", dank Arkaden vor den Kopfbauten und Freiräumen unter den Stelzen des Solitärs. Ein "Hain" aus Platanen, Ahornbäumen oder Linden sowie ein Wasserlauf sollen für Abkühlung sorgen. Eine Tiefgarage mit drei Parkgeschossen wird maximal 360 Pkw fassen, wobei die Zahl der Kurzzeitplätze für City-Besucher gegenüber dem Bestand von 400 auf 150 sinkt.

Wie Verkehrsplaner Tobias Steurer auf zahlreiche Fragen zur Verkehrserschließung erklärte, ergibt sich das Stellplatzmaximum aus dem schmalen Grundstückszuschnitt, wobei vier Tiefgeschosse eine Grenze darstellen, die durch schwierige Grundwasserverhältnisse auch noch enger ausfallen könnte. Die Stellplatzzahl unter der Zielvorgabe einer autofreien Altstadt noch weiter zu senken, bleibt freilich eine politische Frage, die Steurer und seine für die Gesamtplanung zuständige Kollegin Monika Weidner besser bei BA-Chefin Stadler-Bachmaier aufgehoben sehen - und diese wiederum bei ihrem Gremium, auch wenn sie sich als Grüne selbst eine Reduzierung vorstellen kann. Die Fußgängerzone im Färbergraben bilde, so Steurer, künftig einen "Pfropfen", der die Hotterstraße zur Hauptzufahrt ins Hackenviertel mache. Der Experte rechnet hier mit einem 50-prozentigen Pkw-Plus auf 1200 bis 1400 Fahrten täglich.

Die 31-Meter-Höhenmarke schaffe keinen Präzedenzfall für die Umgebung, gerade dafür stelle man ja einen Bebauungsplan auf, versicherte Weidner den Fragestellern, die mehrheitlich skeptisch blieben, abgesehen von einer Anregung, doch höher zu bauen und so mehr geförderte Wohnungen unterzubringen. Wie Weidner zuvor erklärt hatte, umfasst das Projekt 35 Wohnungen im westlichen Kopfbau, davon etwas mehr als die Hälfte im "konzeptionellen Mietwohnungsbau", der langfristige Bindungen zugunsten der Mieter vorsieht. Diskussionswürdig bleibt neben der Bauhöhe auch die Dichte, wobei die Forderung nach kompletter Streichung des Solitärs, anders als bei einer Anwohnerversammlung im Mai 2019, nicht mehr auftauchte. Dem stattdessen geäußerten Wunsch nach freien Sichtachsen entgegnete Weidner, diese würden nicht unbedingt in die "amorphe" Altstadt-Topografie mit ihren "Neugierde weckenden Winkeln" passen. Der Bebauungsplanentwurf liegt noch bis zum 9. Oktober aus, Information unter www.muenchen.de/auslegung. Falls der Stadtrat das beschleunigte Planverfahren bis Mitte nächsten Jahres abschließt, könnte das Projekt bis 2025/26 realisiert sein.

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