Altstadt:Ein Park wäre den Bürgern lieber

Altstadt: Blick in die vermeintliche Zukunft des Georg-Kronawitter-Platzes: Foster + Partners wollen ins Zentrum einen "luftigen" Solitär stellen. Simulation: Foster + Partners

Blick in die vermeintliche Zukunft des Georg-Kronawitter-Platzes: Foster + Partners wollen ins Zentrum einen "luftigen" Solitär stellen. Simulation: Foster + Partners

Bei der Einwohnerversammlung zur Bebauung des Georg-Kronawitter-Platzes wird nur ein Antrag verabschiedet. Der spricht sich dafür aus, kein Gebäude auf der jetzigen Freifläche zu planen und sie dafür großzügig zu begrünen

Von Alfred Dürr, Altstadt

Große Neubau-Projekte im Zentrum sorgen meist für heftige Kontroversen. Beispiele aus jüngster Zeit sind die Fußgängerzone Sendlinger Straße, die Fassade des Hotels Königshof am Stachus oder die Modernisierung der Alten Akademie an der Neuhauser Straße. In etwas ruhigeren Bahnen verläuft die Auseinandersetzung bei der Neugestaltung des Georg-Kronawitter-Platzes in unmittelbarer Nachbarschaft des Marienplatzes. Die vom Bezirksausschuss anberaumte und vom BA-Vorsitzenden Wolfgang Neumer (CSU) geleitete Einwohnerversammlung zum bevorstehenden Umbau beschloss im Wappensaal des Hofbräuhauses nur einen einzigen Antrag - der aber hatte es in sich.

Die etwa zwei Dutzend stimmberechtigten Bürger aus der Altstadt unterstützten die Forderung eines Redners, den Platz freizuhalten und ihn zu begrünen. Der Masterplan des Architektenbüros Foster + Partners sieht für das Areal zwischen Fürstenfelder Straße und Färbergraben einen hoch aufragenden Mittelblock mit Geschäften und Büros vor. Im jetzigen Postgebäude am Rand der Freifläche soll ein Hotel entstehen. Anstelle des Parkhauses gegenüber entsteht ein Neubau des Bekleidungshauses Hirmer. Man solle auf Baurechte verzichten und eine solche "Oase" für die Öffentlichkeit wie am Marienhof schaffen, heißt es in dem Antrag.

Ob dieser Erfolg haben wird, darf bezweifelt werden. Architekt Ulrich Hamann aus dem Büro Foster hat die städtebauliche Situation analysiert. Anhand historischer Karten zeigte er, dass das Areal einst dicht bebaut war. "Der Denkmalschutz will, dass diese Dichte wieder erzeugt wird", sagte Hamann. Der Masterplan betone aber auch die Bedeutung des öffentlichen Raums. Viele Bäume und ein Wasserlauf sind vorgesehen, ein Biergarten könnte vor dem Hotel entstehen. Der Mittelbau erhält eine öffentlich zugängliche Dachterrasse, und das Gebäude werde so gestaltet, dass es luftig und transparent wirkt.

Damit soll eine über Jahrzehnte brachliegende oder teilweise als Parkplatz genutzte Fläche mit unattraktivem Hinterhofcharakter aufgewertet werden. Zwischen der Fußgängerzone und dem Quartier Hofstatt entsteht eine neue Verbindung. Autos sollen aus den Straßen rund um das Areal verbannt werden. Eine deutliche Verkehrsreduktion für das Hackenviertel sei das, sagte Architekt Gunther Partenfelder, der für die Investoren Inselkammer und Hirmer die vorbereitenden Planungen zu dem Neubau-Projekt gemacht hat.

Doch da waren für die Teilnehmer der Einwohnerversammlung noch einige Fragen offen. Warum sei die große Tiefgarage unter den drei Neubauten vorgesehen, wollte eine Frau wissen: "Wenn doch bald die Grünen an die Macht kommen und die Innenstadt vollständig autofrei wird?" Welche zusätzlichen Lärm- und Abgasbelastung komme auf die kleine Hotterstraße zu, über die die Abfahrt von der Tiefgarage geregelt werden soll, wollte ein Anwohner wissen. Wie sieht es mit Radlern und elektrischen Tretrollern in der künftigen Fußgängerzone aus? Ziehen nicht neue Geschäfte und Büros noch mehr Verkehr an?

Die städtische Verkehrsplanerin Petra Wurdack sieht keine zusätzlichen Probleme auf das Hackenviertel und speziell auf die Hotterstraße durch die Neubauten zukommen. Beim Thema autofreie Innenstadt werde man schrittweise vorgehen. Ein erstes Ziel ist es, die Dauerparker an den Straßenrändern der Altstadt zu verbannen. Außerdem prüft die Verwaltung, wo neue Fußgängerzonen entstehen können. Bislang bleibe es beim Konzept, dass in der Tiefgarage unter dem Georg-Kronawitter-Platz 360 Stellplätze entstehen, 150 davon sollen öffentlich sein, sagte Andreas Uhmann aus dem Planungsreferat.

Der Bezirksausschuss will alle Fragen an den Stadtrat herantragen und für ein transparentes Planungsverfahren sorgen, so der BA-Vizevorsitzende Wolfgang Püschel (SPD). Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne) sagte, der öffentliche Raum dürfe nicht nur durch Gastronomie geprägt sein. Der BA will klären lassen, ob der Mittelbau höher als die umgebenden Gebäude werden darf. Entscheiden muss darüber und über die anderen Themen der Stadtrat, der wohl noch vor der Sommerpause das Bebauungsplanverfahren einleiten wird.

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