Altstadt:Ein Lied sagt mehr als tausend Worte

Bürgerinitiative "Mehr Platz zum Leben" vor dem Eingang des Sitzes  der Regierung von Oberbayern, Maximilianstraße 39; (v.li) Melanie Kieweg,  Doro Berauer von der Musik-Kabarett-Gruppe "Isarschiffer" sowie Sabine Thoma-Rotter (Anwohnerin). Protest gegen

Lauthals für den 52er: Melanie Kieweg, Doro Berauer von der Kabarett-Gruppe "Isarschiffer", Brar Braren und Anwohnerin Sabine Thoma-Rotter (v. l.).

(Foto: privat)

Nächsten Freitag wird an der Maximilianstraße für die Rückkehr des 52er-Busses an den Marienplatz protestiert

Von Stefan Mühleisen, Altstadt

Wenn Martin Nell an diesem Freitag vom Arcaden-Eingang auf die Maximilianstraße tritt, wird ihm womöglich zunächst folgende, im Chor gesungene Liedstrophe entgegenschallen: "Ins Herz von der Weltstadt / werd' für alte und kranke Leut' / die Anreise erschwert / und der Fuaßweg gar weit." Anzunehmen, dass der Sprecher der Regierung von Oberbayern zunächst einmal die Stirn runzelt, doch mit dem Refrain klärt sich dann auf, weshalb diese Menschentraube um 11 Uhr vor dem Gebäude der Bezirksregierung erschienen ist: "Lasst's uns die 52er Bushaltestell', lasst's uns die 52er Bushaltestell'!"

Die Untergiesinger Bürgerinitiative (BI) "Mehr Platz zum Leben" hat noch nicht entschieden, ob das Anliegen auch singend vorgetragen wird. "Nur wenn genügend Leute kommen", ist von deren Sprecherin Melanie Kieweg zu hören. Doch auch wenn nur sie selbst spricht und auf die Versform verzichtet, wird der Appell nahezu gleichlautend sein. "Wir wollen, dass die Haltestelle des 52er-Busses wieder an den Marienplatz kommt. Der weite Fußweg ist alten und gehbehinderten Menschen nicht zumutbar", sagt Kieweg, Mitglied des Bezirksausschusses Harlaching-Untergiesing (parteilos), BI-Sprecherin sowie unermüdliche Kämpferin gegen die Verlegung des Bus-Stopps zum Rindermarkt, Ecke Rosental.

Die Initiative lässt also nicht locker, allem bisher vergeblichen Protest zum Trotz: Am Freitagvormittag, 20. Januar, wollen die Aktivisten vor dem Sitz der Regierung von Oberbayern an der Maximilianstraße 39 aufmarschieren und einen Antrag auf "rechtliche Prüfung der Schließung der Bushaltestelle 52 am Marienplatz" an Behördensprecher Nell übergeben. Nach Kiewegs Worten hat neben einigen Stadtviertelpolitikern auch die Landtagsabgeordnete Claudia Stamm (Grüne) ihr Kommen zugesagt. Die war auch schon vergangenes Jahr dabei, als sich einige Dutzend Menschen an der Mariensäule versammelten und mehr als 5000 Unterschriften im Rathaus übergaben. Damals wurde auch schon jenes Lied angestimmt, das die Musik-Kabarett-Gruppe "Isarschiffer" eigens getextet hatte - allerdings vergeblich: Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) fügte sich im Herbst dem Stadtratsbeschluss, der die Fußgängerzone am Marienplatz ausweitete - und so auch die Linienbusse verbannte. Der 52er hält nun gut 250 Meter weiter südwestlich am Halt "Marienplatz Süd".

Damit wollen sich Kieweg und ihre Mitstreiter aber nicht abfinden. "Das ist für uns nicht akzeptabel, das ist keine bürgerfreundliche Lösung", insistiert sie. Die Bezirksregierung soll nach ihrer Vorstellung auf den Stadtrat einwirken, dem sie überdies vorwirft, "eine der erfolgreichsten Innenstadtlinien kaputt gemacht" zu haben. Niemand, so sagt sie, habe etwas gegen die ausgeweitete Fußgängerzone, aber: "Es muss eine sein, mit der alle leben können." Nach dem Ergebnis einer Umfrage der Stadt unter 733 Personen im gesamten Großraum vom Frühjahr 2016 kann eine Mehrheit jedoch gut damit leben: 57 Prozent der Teilnehmer, die meisten aus München, sprachen sich demnach für eine Aussperrung von Fahrzeugen aller Art aus.

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