Altstadt:Die Angst-Abbauer

Zehn Studenten der Hochschule für angewandte Sprachen haben für Schulen eine Ausstellung entwickelt. Sie soll dazu beitragen, dass Vorurteile über fremde Kulturen gar nicht erst aufkommen

Von Laura Zwerger, Altstadt

Türkische Musik, chinesische Glückskekse oder indische Sari-Gewänder. Mit der interkulturellen Ausstellung "interact" kämpfen zehn Studenten der "SDI - Hochschule für angewandte Sprachen" gegen Unwissenheit und Vorurteile bei jungen Menschen. An insgesamt drei Schulen in München und Umland haben sie dafür in den vergangenen Tagen Schüler der Unter- und Mittelstufe über verschiedene Länder und deren Kultur aufgeklärt. "Man muss bereits bei den Kindern anfangen und ihnen zeigen, dass fremde Kulturen nichts Schlimmes sind", erklärt Laura Leuthner. "So kommen Vorurteile vielleicht erst gar nicht auf."

Die 20-Jährige studiert wie ihre Kommilitonen im Projektteam im sechsten Semester des Studiengangs "Internationale Wirtschaftskommunikation". Die Wanderausstellung "interact" ist ihr Semesterprojekt, seit März sitzen sie dafür an der Planung und Umsetzung. "Wir haben uns explizit gegen ein Flüchtlingsthema entschieden", sagt Leuthner. "Wir wollen vielmehr die Länder an sich vorstellen." Bei der Auswahl haben sie sich für die Türkei, Palästina, Syrien, China und Indien entschieden, "denn aus diesen stammen die größten Ausländergruppen in Deutschland".

Große Infotafeln in einem Klassenraum vermitteln neben grundlegenden Fakten auch die Geschichte sowie Kultur des Landes. Um den Lernstoff interessant anzubieten, warten auf die Schüler verschiedene Stationen, an denen sie Rätsel lösen, sich in traditionelle Gewänder kleiden oder chinesische Schriftzeichen malen können. Auch Leckereien aus der jeweiligen Landesküche können probiert werden. "Bei dem Projekt haben die Kinder etwas zum Anfassen - es ist nicht nur belehrend, sondern sie erfahren auf vielerlei Weise etwas über die Länder", sagt Eva Busl. Sie ist Lehrerin am Theresia-Gerhardinger-Gymnasium am Anger, eine der Schulen, die ihre Räume für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben. Da Schüler in der Unter- oder Mittelstufe meist noch schlecht informiert sind, ist es nach Ansicht von Busl besonders wichtig, gerade sie zu informieren.

Aufgeklärt wird neben kulturellen Besonderheiten auch über die jeweilige Religion - insbesondere über den Islam. Eine der Initiatorinnen, Rascha Ibrahim, ist selbst Muslimin und bekommt Vorurteile ihrer Religion gegenüber oft zu spüren. Der derzeitige Terror durch radikalisierte Islamisten verschärfe weiter die Sicht auf Muslime. "Ich finde es sehr schade, dass immer, wenn ein Muslim etwas macht, das mit der Religion gleichgesetzt wird", so Ibrahim. "Terror wird oft mit dem Islam verbunden, jedoch ist Friede eines der Grundprinzipien des Islam." Dies und weitere Grundregeln des Islam erklärt sie auch den Schülern, auf Plakaten sind dafür die Säulen des Islam und Suren abgebildet.

Solch ernste Themen werden zwar behandelt, sollen aber dennoch nicht im Vordergrund der Ausstellung stehen. "Uns geht es um die Kultur und nicht um einen negativen Beigeschmack", so Leuthner. Daher haben die Studenten zur Auflockerung interessante Zusatzinformationen auf den Infotafeln versteckt. So erfahren die Schüler etwa, dass in Syrien besonders viele Goldhamster leben, Deutschland 14-mal in die Fläche von Indien passt und in China Essstäbchen nicht aufrecht in den Reis gesteckt werden dürfen. Spielend einen Zugang zu fremden Ländern zu bieten, das ist das Ziel der zehn Studenten und ihrer "interact"-Ausstellung - denn so könne Angst gegenüber Unbekanntem abgebaut und Vorurteilen entgegengewirkt werden.

Kontaktanfragen können per Email an interact.sdi@gmx.de gestellt werden.

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