Altstadt:Das Stadtbild gewinnt

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Die Zufahrt zur Hofstatt (links) soll über den Färbergraben gewährleistet sein. Das Parkhaus (rechts) am Sattlerplatz wird abgerissen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bei der anstehenden Neugestaltung des Sattlerplatzes geht Raum verloren, im Gegenzug wollen die Investoren den Münchnern etwas Besonderes bieten - mit Gastronomie und möglicherweise zugänglichen Dachflächen

Von Alfred Dürr, Altstadt

Vorne hui und hinten pfui: Auf Höhe der Kaufingerstraße flanieren die Passanten an den Geschäften der Fußgängerzone vorbei, der rückwärtige Bereich um Sattlerstraße, Fürstenfelder Straße und Färbergraben macht dagegen seit Jahrzehnten eher den Eindruck eines kahlen Betriebshofs. Doch die Pläne für eine Neugestaltung des Areals um den Klotz des sogenannten Hirmer-Parkhauses und des in die Jahre gekommenen Postgebäudes werden konkreter. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung, zu der der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel und der Stadtrat eingeladen hatten, konnten sich Bürger nun zu den Ideen für eine Verschönerung des sogenannten Sattlerplatzes äußern. Im Mittelpunkt der Beiträge standen die künftige Verkehrsführung im Hackenviertel und das Aussehen der neuen Gebäude.

Im Auftrag der Familie Inselkammer, der das Postgebäude gehört, hat Architekt Gunther Partenfelder ein erstes Projektkonzept präsentiert. Anstelle des Parkhauses und des Postgebäudes sollen drei Baukörper mit einer gemeinsamen Tiefgarage entstehen. Dazwischen gibt es Platz für Fußgänger; auch die Fürstenfelder Straße und Teile des Färbergrabens sollen verkehrsberuhigt werden. Ein erhoffter Effekt der neuen Fußgängerzone soll auch eine verbesserte Verbindung zwischen der Kaufingerstraße und den Bereichen um die Sendlinger Straße sein.

Ziel ist es, keinen Durchgangsverkehr mehr in dem neu gestalteten Areal zu haben. Möglich sind dann nur noch Zufahrten zur privaten Tiefgarage des Quartiers Hofstatt und zu den öffentlichen Stellplätzen unter den neuen Komplexen. Zusammen mit der Pschorrgarage am Altheimer Eck soll ein Parkraum-Management dafür sorgen, dass beide Parkhäuser gleichmäßig befüllt und so überflüssige Fahrten ins Quartier vermieden werden.

Das neue Konzept könnte künftig stärkere Belastungen etwa für die Hotterstraße, die Damenstiftstraße oder die Josephspitalstraße bedeuten, befürchten Anwohner. Schon jetzt stünden die Autos in den kleinen Straßen des Hackenviertels oft lange im Stau. Eine verträgliche Abwicklung des Verkehrs sei möglich, meinen dagegen Vertreter der Rathaus-Fraktionen SPD, CSU und FDP-Hut übereinstimmend. Mitte Dezember vergangenen Jahres hatten sie einen gemeinsamen Antrag zur Schaffung einer neuen Fußgängerzone und zur Aufwertung des Areals gestellt.

Geschäfte, Büros und Wohnungen müssten weiterhin mit dem Auto erreichbar sein. Wichtig seien auch "Anpassungen im Straßennetz", wie zum Beispiel eine Umdrehung der Einbahnregelung in der Damenstiftstraße. Die optimistische Prognose: Durch die Herausnahme des Durchgangsverkehrs bewege sich künftig ein Drittel weniger Autos als bisher durch das Altstadtviertel.

Noch in diesem Jahr soll ein Architektenwettbewerb darüber Aufschluss geben, wie das Gebiet um den Sattlerplatz einmal aussehen könnte. Zu hohe und zu dichte Gebäude und zu moderne Architektur mit Stahl und Glas - in einigen Redebeiträgen wurden Befürchtungen laut, die Altstadt werde mit den neuen Plänen alles andere als attraktiv für die Passanten. "Statt eines Platzes entsteht eine Schlucht", sagte zum Beispiel ein Teilnehmer der Veranstaltung.

Diesen negativen Eindruck versuchten die beiden Investoren, Nicole Inselkammer und Christian Hirmer, zu entkräften. Viel war davon die Rede, dass man bei den neuen Geschäften, den Wohnungen oder dem Gastronomieangebot den "normalen Münchnern" etwas Besonderes bieten wolle. Dazu gehört beispielsweise auch die Überlegung, die Dachflächen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Moderne Architektur solle man nicht von vornherein verurteilen, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Reissl. Sein Kollege von der CSU-Fraktion, Hans Theiss, betonte, dass die Stadtbild-Situation auf jeden Fall besser werde: "Egal, ob man das neue Areal jetzt Platz oder Straße nennt." Positiv sei vor allem, dass Münchner Traditionsunternehmen handelten und keine "Heuschrecken-Kultur" zum Zug komme. Im städtischen Planungsreferat werden die weiteren Schritte zur Neugestaltung des Areals vorbereitet. "Wir sind mitten im Prüfungsprozess", sagte Andreas Uhmann von der Behörde. 2022 sollen Sattlerplatz und Fußgängerzone fertig sein.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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