Altstadt:Brüllfest in sotto voce

Vortrag über die Italianità Richard Wagners

Wer je erlebt hat, wie das Publikum in der Scala bei Wagners "Lohengrin" erst ermüdet und überfordert nach dem Handy tastet, dann aber während der "Gralserzählung" von Ergriffenheit übermannt ins Schluchzen gerät, der ahnt: Da ist etwas zwischen Wagner und den Italienern. So fern sich die Mentalitäten auch sein mögen. Und Wagner selbst, das ist bekannt, wünschte sich im Gesangsstil für den Lohengrin mehr Italianità. Also die Stimmflexibilität, wie sie für Verdi-Partien nötig ist, schließlich findet sich in seinen Partituren sehr oft piano und pianissimo notiert. Und in Wagners Korrespondenzen und Notizen ist häufig vom Belcanto und Legato zu lesen. Von wegen die Wagner-Oper, ein Brüllfest. "So ein wüthender Italiener bin ich geworden" ist der Titel eines Vortrags über Richard Wagner und das Italienische, zu dem am Freitag, 12. April, 19 Uhr, die Società Dante Alighieri, Monaco di Baviera ins Instituto Cervantes, Alfons-Goppel-Straße 7, einlädt. Dort spricht die Opernregisseurin, Dramaturgin und Autorin Sabine Sonntag, die in Hannover und Berlin lehrt. Ausnahmslos alle Wagner-Werke, so Sonntags These, seien von Italien geprägt, auch wenn man die Einflüsse erst in tieferen Schichten entdecke. Und wer würde schon beim ersten Hören auf die Idee kommen, dass die traurige "alte Weise" aus dem Tristan, vom Englischhorn vorgetragen, auf das Lied eines Gondoliere in Venedig zurückgeht? Dass in der Aufführungspraxis diese Einflüsse lange verschüttet blieben, ist laut Sonntag Wagners Gattin Cosima anzulasten, welche nach dem Tod des Gatten den Tenören die Italianità gründlich ausgetrieben habe. Professorin Sonntag wird ihre Thesen mit zahlreichen Musik- und Videobeispielen veranschaulichen.

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