Altstadt:Blitzableiter in der Residenzstraße gefährdet Passanten

Altstadt: Wenn ein Blitzableiter wie hier in der Residenzstraße auf Schienbeinhöhe endet, kann Passanten bei einem Unwetter der Schlag treffen.

Wenn ein Blitzableiter wie hier in der Residenzstraße auf Schienbeinhöhe endet, kann Passanten bei einem Unwetter der Schlag treffen.

(Foto: Catherina Hess)

Denn das Konstrukt ist nicht tief im Boden geerdet und könnte Lichtbögen vom Dach in die Beine der Fußgänger leiten. Nun schreitet die Stadt ein.

Von Thomas Schmidt

Bei Blitzableitern verhält es sich wie mit Beinen: Sie müssen bis zum Boden reichen, um ihren Zweck zu erfüllen. Zugegeben, der Vergleich hinkt etwas, in Wahrheit sollten Blitzableiter natürlich tief im Boden "geerdet" sein. Auf jeden Fall aber dürfen sie nicht auf Höhe des Schienbeins enden, außer man verfolgt die böswillige Absicht, Lichtbögen vom Dach in die Beine ungeliebter Fußgänger zu leiten.

Eine abenteuerliche Konstruktion an einem schmucken Haus an der Residenzstraße jedoch erweckt derzeit den Eindruck, als hätte es jemand auf lästige Passanten abgesehen. Dort führen vier Kupferdrähte vom Dach über die Regenrinne die Fassade entlang nach unten - und enden geschätzte 30 bis 40 Zentimeter über dem Bordstein. Wer bei Unwetter Pech hat, den trifft hier der Schlag.

Ein aufmerksamer Leser fotografierte den Blitz-ins-Knie-Ableiter und schickte die Bilder der SZ. Daraufhin schaltete die Redaktion die Branddirektion ein, die sogleich einen fachmännischen Blick auf das Kupferärgernis warf. Sollte jetzt ein Blitz ins Dach fahren, seien "Personenschäden nicht ausgeschlossen", lautete umgehend das Experten-Urteil. Deswegen beschäftigt sich nun die städtische Lokalbaukommission mit der Angelegenheit. Man habe "unverzüglich ein Verwaltungsverfahren eingeleitet" und werde den "Sachverhalt umfassend ermitteln", teilt das Referat für Bauordnung in blitzsauberem Behördenton mit.

Grundsätzlich gebe es die Möglichkeit, in so einem Fall ein Bußgeld zu verhängen, erklärt Referats-Sprecher Ingo Trömer. Das hänge von der Kooperationsbereitschaft des Verantwortlichen ab, fügt er an. Zeigt der sich einsichtig und entschärft die Gefahr, kommt er womöglich mit einem Rüffel davon. "Wir sind mit dem Verantwortlichen in Kontakt getreten", sagt Trömer - mehr dürfe er nicht verraten. Wie jemand auf die bizarre Idee kam, einen Blitzableiter nur bis Schienbeinhöhe an der Fassade zu montieren, müsse erst noch geklärt werden. "Es gibt viele offene Fragen", sagt Trömer.

Unterschätzen sollte man die Gefahr durch Blitze keinesfalls. Seit den Achtzigerjahren, einer Zeit ohne Wetter-Apps, ist die Zahl der Todesopfer zwar deutlich zurückgegangen, doch noch immer sterben in Deutschland jedes Jahr etwa fünf bis sechs Menschen an Voltstößen aus Gewitterwolken, warnt Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst.

Natürlich endet nicht jede Begegnung mit dem Naturphänomen tödlich. Ein gewisser US-Amerikaner namens Roy Cleveland Sullivan erlangte einst weltweite Berühmtheit wegen seiner anziehenden Persönlichkeit: Ganze sieben Mal wurde der Forstarbeiter zu Lebzeiten vom Blitz getroffen - und er überlebte jeden einzelnen Schlag.

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