Süddeutsche Zeitung

Altstadt:Besser direkt statt virtuell

Politiker suchen das Gespräch beim Thema Freischankflächen

In der Sache ist sich der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel eigentlich einig: Man will in diesen Zeiten, in denen Sonderreglungen der Freischankflächen zum Beispiel auch auf Parkplätzen gelten, im Gespräch bleiben: mit den Anwohnern, den Wirten, den Bürgern. Transparenz heißt das Wort, das in jedem Fall gelten soll, gerade wenn es um Parkplatzsorgen oder um Ruhestörungen geht. Und man will sich, so hat man in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Altstadt-Lehel generell den Eindruck, nicht nur hinter langen Tagungstischen verschanzen, sondern sich für die Bürger öffnen. Ganz so, wie es die BA-Vorsitzende Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne) einen Tag nach ihrer Wahl auch betonte: "Wir wollen dieses Gremium öffnen, transparent halten."

Daher müsste der Antrag der CSU genau zu diesem Gedanken passen. Nämlich: einen virtuellen Runden Tisch einzurichten, der über die Ausgestaltung der zusätzlichen Freischankflächen informieren und Anwohnern die Möglichkeit geben soll, zu einzelnen Maßnahmen vorzusprechen. Die CSU möchte das Angebot als Pilotprojekt sehen. Für den Anfang sollen zunächst Gastronomen und Anwohner der Altstadt und des Lehels eingeladen werden. Wenn das gut angenommen wird, könnte der Runde Tisch auf den gesamten Stadtbezirk ausgeweitet werden - so lange wie die Sonderregelungen zur Unterstützung der Gastronomie gelten.

Nein, so heißt bei den Grünen, man wolle "keine künstlichen Institutionen", wie Markus Stadler erklärte, sondern "direkte Gespräche". Sicher sind das Unterschiede in der Kommunikationsform. Bei der einen sieht man sich am Computer, bei der anderen in echt. Virtuell kann man am Wohnzimmertisch seine Sorgen schnell loswerden, für ein Treffen von Angesicht zu Angesicht muss man jedoch Termine ausmachen und einen geeigneten Ort organisieren. Und es gehe bei dem virtuellen Angebot doch darum, entgegnete Karin Schnebel (CSU), die Sichtweisen anzuhören, bevor es in die Politik geht. Ein niederschwelliges Angebot also, das vor allem schnell umzusetzen ist. "Wir wollen", sagt CSU-Fraktionssprecher Bernhard Wittek, "mit den Menschen sofort ins Gespräch kommen." Parteikollege Stefan Blum brachte es auf den Punkt und machte deutlich, dass sich die Ideen doch einen: "Virtuell oder persönlich - beides schließt sich doch nicht aus." Er könne nicht verstehen, warum man jetzt ein zusätzliches virtuelles Angebot der Kommunikation blockieren wolle.

Das Gremium entschied am Ende dennoch mehrheitlich, in Zukunft lieber direkte Gespräche mit den Wirten und Anwohnern zu suchen.

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Quelle:
SZ vom 23.06.2020 / ole
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