Altstadt:Als Tourist hat man's in München auch nicht immer leicht

Altstadt: Welche Waren haben einen "besonderen Erinnerungswert?" Das zu überprüfen sei mit dem vorhandenen Personal unmöglich, argumentierte das KVR bisher.

Welche Waren haben einen "besonderen Erinnerungswert?" Das zu überprüfen sei mit dem vorhandenen Personal unmöglich, argumentierte das KVR bisher.

(Foto: Robert Haas)

Ein Andenken an den Besuch zu kaufen, ist ausgerechnet an Sonn- und Feiertagen kompliziert. Das wollen CSU und SPD jetzt ändern.

Von Alfred Dürr, Altstadt

Wer als Tourist an Sonn- und Feiertagen ein Andenken oder ein typisch münchnerisches Mitbringsel erwerben will, steht in der Innenstadt vor verschlossenen Geschäftstüren. Die Stadtratsfraktionen von SPD und CSU haben im März bei Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) einen Vorstoß zu großzügigeren Öffnungszeiten für Souvenirläden unternommen. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) bearbeitet als zuständige Ordnungsbehörde zur Zeit diese Anträge. Dabei werden auch Stellungnahmen unter anderem von Geschäftsleuten, Kirchen und Gewerkschaften eingeholt. "Wir prüfen ergebnisoffen und wollen den Stadtrat zum Jahresende mit dem Thema befassen", sagt KVR-Sprecher Johannes Mayer. Der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel hat nun mit deutlicher Mehrheit eine Sonntagsöffnung der Souvenirläden befürwortet.

Bereits vor acht Jahren hatte sich die CSU-Stadtratsfraktion für die Andenkenhändler in der Innenstadt stark gemacht. In anderen oberbayerischen Touristenorten sei der Sonntagsverkauf längst erlaubt, hieß es. Die Gäste in München hätten kein Verständnis, warum sie ausgerechnet hier an Sonn- und Feiertagen keine Souvenirs erstehen könnten.

Das KVR sah das anders und lehnte den Antrag ab. Touristen hätten viele Möglichkeiten "stadttypische Andenken" zu bekommen, zum Beispiel am Hauptbahnhof, im Olympiapark, im Fußballstadion und an fast allen Tankstellen. Außerdem wies die Behörde auf rechtliche Hürden hin. Demnach kommen nur klar abgegrenzte Teilbereiche des Stadtgebiets für den Sonntagsverkauf in Frage. "Die Abgrenzung ist überaus schwierig und im Hinblick auf den dadurch entstehenden Eingriff in den Wettbewerb nicht unproblematisch", hieß es damals in der Vorlage für den Stadtrat.

Verkaufsstellen dürfen zudem an Sonn- und Feiertagen nur für solche Artikel offenhalten, "die für München kennzeichnend sind und die im Verhältnis zum Gesamtumsatz einen erheblichen Umfang - mehr als 50 Prozent - ausmachen". Aber welche Waren haben überhaupt einen "besonderen Erinnerungswert?" Das alles zu überprüfen sei mit dem vorhandenen Personal unmöglich, so das KVR. Wirtschaftsverbände waren für die Öffnung, Gewerkschaften und Kirchen lehnten sie ab und wandten sich gegen eine fortschreitende Ökonomisierung der Sonn- und Feiertage. Der CSU-Antrag fand im Stadtrat keine Mehrheit.

Inzwischen stellt sich die Situation im Rathaus anders dar. CSU und SPD ziehen bei der Sonntagsöffnung an einem Strang. Die Tourismuszahlen seien nach einer Delle im Jahr 2016 wieder deutlich gestiegen, heißt es bei der SPD. Weil Souvenirs "bei der Wahrung und Stärkung des Münchner Markenwertes" eine große Rolle spielten, sollten für die entsprechenden Geschäfte im Bereich der Altstadt-Fußgängerzone erweiterte Öffnungszeiten gelten.

Die CSU verweist erneut darauf, dass gerade an den Sonntagen viele Gäste in der Stadt seien. Dass die Andenkenläden dann nicht öffnen dürften, bedeute eine große Umsatzeinbuße. Über eine Lockerung der Öffnungszeiten muss aber letztlich der Freistaat entscheiden. Es gehe keinesfalls darum, so die CSU, generell die Ladenschluss-Zeiten in München aufzuweichen.

Auch für Wolfgang Fischer, der beim Verein City Partner die Interessen der Innenstadt-Kaufleute vertritt, ist die Ausweitung der Öffnungszeiten längst überfällig. "Das ist einfach ein Service für die Besucher der Stadt", sagt er. Die rechtlichen Anforderungen seien in der Innenstadt deutlicher erfüllt als bei allen anderen bayerischen Orten, in denen entsprechende Öffnungsregelungen schon in Kraft seien.

Betroffen wären in der Altstadt laut Fischer rund 30 inhabergeführte Geschäfte. "Es geht nicht um die großen Filialisten", sagt er. Die Sonntagsöffnung bedeute gerade für die kleineren Läden auch eine Existenzsicherung. Fischer: "Es handelt sich ausschließlich um eine Sonderregelung, die nichts mit der allgemeinen Ladenschluss-Debatte und einer umfassenden Sonntagsöffnung zu tun hat." Zum Beispiel funktioniere die Regelung in Regensburg schon lange sehr gut - "und die Stadt ist nicht untergegangen."

Die Lokalpolitiker in der Altstadt sehen mehrheitlich den Souvenirverkauf am Sonntag positiv. In vielen anderen Städten habe man diese Möglichkeiten, "warum soll gerade München eine Ausnahme bilden?", fragte Jürgen-Peter Pinck (SPD). "Ich bin dafür, man sollte den Verkauf von Andenken am Sonntag erlauben", sagte Charlotte Böhmler (SPD). Carolin Heiter-Dieses (CSU) stimmte gegen eine mögliche neue Regelung: "Sind das wirklich alles Souvenirs, die da verkauft werden sollen? " Außerdem sollte der Sonntag auch weiterhin ein Tag bleiben, an dem die Geschäfte zu sind.

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