Alternative zum Transrapid?`:Geheimsache Express-S-Bahn

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Rätsel um eine Äußerung von Christian Ude: Hat der Freistaat eine eigene Alternative zum Transrapid "in der Schublade"?

Dominik Hutter

Scheint ja alles ganz einfach zu sein: Scheitert der Transrapid, zieht Bayerns Verkehrsministerium einfach die Pläne für eine Express-S-Bahn heraus, die es "natürlich in der Schublade hat".

Behauptet zumindest Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der mit dieser Aussage im TV-Duell am Mittwoch Verwunderung beim politischen Gegner auslöste. Seinem Herausforderer Josef Schmid (CSU) jedenfalls ist von "Geheimplänen" nichts bekannt. Auch das Ministerium winkt ab: Die Ideen für eine Express-S-Bahn seien übers Frühstadium nicht hinausgekommen.

Wann könnten nun also schnelle S-Bahn-Züge gen Airport rollen - vorausgesetzt natürlich, die von der Staatsregierung favorisierte Transrapidstrecke wird nicht gebaut?

Die Stadt setzt ohnehin auf eine Express-S-Bahn. "Bis 2018 ist völlig unrealistisch", sagt Verkehrsministerin Emilia Müller (CSU), ihr Vorgänger Erwin Huber hatte sogar von 2027 gesprochen. Im städtischen Planungsreferat hingegen ist man überzeugt, dass eine Inbetriebnahme Ende 2015 möglich wäre.

Diese Schätzung teilt auch Ude, der auf Anfrage betonte, im TV-Duell keine "ausgereifte Planung" gemeint zu haben. Er habe aber darauf hinweisen wollen, dass man, anders als von der Staatsregierung behauptet, bei der Express-S-Bahn keineswegs "bei Null anfangen" müsste.

Tatsächlich wurde das Thema Express-S-Bahn mit Aufkommen der Transrapid-Debatte auch im Ministerium nicht vollständig beerdigt. So versicherte der frühere Minister Otto Wiesheu (CSU) noch 2001, die Staatsregierung lasse "unabhängig von einer möglichen Magnetbahnverbindung Vorarbeiten für die Einrichtung einer Express-S-Bahn durchführen" - einfach für den Fall, dass es nichts wird mit dem Transrapid.

Diese Untersuchungen, bei denen diverse Strecken durchgespielt wurden, finden sich tatsächlich in den Aktenschränken des Ministeriums. Teile wurden sogar beim Planfeststellungsverfahren für den Transrapid verwendet - als die angeblich schlechteren und deshalb auszuschließenden Alternativen, die man beim Genehmigungsprozess vorweisen muss. Laut Müller war "gegenüber all diesen Varianten der Transrapid eindeutig überlegen".

Die Planungstiefe dieser Untersuchung ist nach Auskunft Müllers bei weitem nicht ausreichend für ein Genehmigungsverfahren. Derzeit liege noch nicht einmal die sogenannte Vorentwurfsplanung vor - auf die dann erst noch diverse vertiefende Schritte und das Planfeststellungsverfahren folgen müssten.

© SZ vom 11.01.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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